Wirtschaft

Attacke auf Fed: Wenn Trump Powell unter Druck setzt, drohen wirtschaftliche Turbulenzen

Am Gründonnerstag senkte die Europäische Zentralbank (EZB) erneut die Leitzinsen – ein Schritt, der unter normalen Umständen das beherrschende Finanzthema der Woche gewesen wäre. Doch stattdessen rückte ein anderer Akteur in den Mittelpunkt: US-Präsident Donald Trump. Mit seinen Attacken auf die amerikanische Notenbank sorgte er für größere Unruhe als jede geldpolitische Entscheidung der EZB.
22.04.2025 11:25
Aktualisiert: 22.04.2025 11:25
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

EZB senkt Zinsen – und Trump attackiert die Fed

Die EZB beschloss, den Leitzins um eine weitere Stufe auf nun 2,25 Prozent zu senken. Dieses Niveau gilt als neutral – es wirkt weder wachstumsfördernd noch -dämpfend. Die Entscheidung ist Teil einer seit letztem Jahr anhaltenden Zinssenkungsserie: Damals lag der Leitzins noch bei 4 Prozent.

Ausschlaggebend für die erneute Senkung sind vor allem die unter Kontrolle stehende Inflation und das deutlich schwächelnde Wachstum in Europa. Auf der anschließenden Pressekonferenz machte EZB-Präsidentin Christine Lagarde vor allem den globalen Handelskonflikt für die wirtschaftliche Unsicherheit verantwortlich. Dass auch steigende Rüstungsausgaben potenziell zu erhöhter Inflation führen könnten, erwähnte sie nur am Rande.

Die Märkte reagierten prompt: Die Zinssätze fielen weiter, da Anleger nun mit weiteren geldpolitischen Lockerungen rechnen. Zwar ist unklar, wie weit die Zinsen noch sinken werden – die EZB selbst betont, dass dies stark von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängt. Doch vieles spricht dafür, dass im laufenden Jahr noch bis zu drei weitere Zinssenkungen erfolgen könnten, was den Leitzins auf bis zu 1,5 Prozent drücken würde.

Trumps Druck auf Powell – ein gefährliches Spiel

Trotz der geldpolitischen Wende in Europa sorgte eine andere Nachricht über die Osterfeiertage für größere Aufregung: Präsident Trump verschärfte seine Angriffe auf Jerome Powell, den Vorsitzenden der US-Notenbank (Fed). Schon während seiner ersten Amtszeit hatte Trump Powell wiederholt kritisiert. In seiner zweiten Amtszeit ist der Ton noch schärfer geworden.

Trump fordert deutliche Zinssenkungen in den USA und wirft Powell mangelnde Kompetenz vor – inklusive spöttischer Spitznamen und öffentlicher Demütigungen. Ob Trump tatsächlich versucht, Powell zu entlassen, ist rechtlich fraglich. Die Unabhängigkeit der US-Notenbank ist gesetzlich verankert. Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass Trump diesen Schritt dennoch wagt – ein beispielloser Eingriff in eine der wichtigsten Institutionen der amerikanischen Wirtschaft.

Die Rolle unabhängiger Notenbanken

Die politische Unabhängigkeit der Zentralbanken ist keine Selbstverständlichkeit. In den 1970er Jahren waren sowohl die amerikanische als auch viele europäische Notenbanken stark politisiert. Heute sind Länder wie China oder die Türkei Beispiele für Zentralbanken, die eng mit der Regierung verflochten sind.

Doch genau diese politische Einflussnahme kann gravierende Folgen haben. Denn nur eine unabhängige Notenbank kann glaubwürdig und effektiv wirtschaftliche Stabilität sichern. Diese Glaubwürdigkeit – aufgebaut über Jahrzehnte – ist ein zentrales Instrument der Geldpolitik. Sie ermöglicht es Notenbanken, Inflation zu bekämpfen, ohne drastische Maßnahmen zu ergreifen, und sorgt dafür, dass Staaten sich günstig verschulden können.

Wird diese Glaubwürdigkeit untergraben, reagieren die Finanzmärkte nervös. Steigt die Inflation stärker als erwartet, verlieren Staatsanleihen an Attraktivität – was zu höheren Zinsen und einem schwächeren Dollar führen könnte. Die Konsequenzen spüren am Ende die Verbraucher.

Powells Abgang 2026 – und die Gefahr der Politisierung

Ob Trump Powell tatsächlich entlässt, bleibt offen. Sicher ist jedoch, dass Powell im Mai 2026 planmäßig ausscheiden wird – und Trump dann voraussichtlich die Möglichkeit hat, einen Nachfolger zu ernennen, der ihm politisch nahe steht. Die Gefahr: Die Fed könnte zur verlängerten Werkbank des Weißen Hauses werden.

Schon jetzt preisen die Märkte diese Unsicherheit ein: Die US-Zinsen sind zuletzt trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten gestiegen – ein Zeichen dafür, dass Investoren mit weiteren politischen Eingriffen rechnen. Sollte Trump seinen Worten Taten folgen lassen, könnten die Folgen für die globale Finanzwelt weitreichend sein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Luxus für die Chefetage: DAX-Vorstände kassieren das 41-Fache ihrer Mitarbeiter
12.08.2025

Während die Wirtschaft stagniert, steigen die Managergehälter: DAX-Vorstände verdienen im Schnitt das 41-Fache ihrer Mitarbeiter – und...

DWN
Politik
Politik Rente und Lebensarbeitszeit: Beamte sollen länger arbeiten, weil sie im Schnitt länger leben
12.08.2025

Die Deutschen sollen länger arbeiten, fordert die Wirtschaftsministerin, auch um die Sozialsysteme abzusichern. Für das Rentensystem hat...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Nur jeder Dritte zufrieden mit Kanzler Merz – Unzufriedenheit steigt weiter
12.08.2025

Rund 100 Tage nach Amtsantritt der neuen Koalition fällt die Bilanz für Bundeskanzler Friedrich Merz eher ernüchternd aus. Einer...

DWN
Finanzen
Finanzen SAP-Aktie: DAX-Schwergewicht rutscht weiter ab – jetzt SAP-Aktie kaufen?
12.08.2025

Die SAP-Aktie steht unter Druck – trotz starker Cloud-Zahlen und stabiler Marktstellung. Anleger fragen sich: Jetzt die SAP-Aktie kaufen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaming-Boom in Deutschland: Verbraucher geben 4,6 Milliarden Euro aus
12.08.2025

Die Gaming-Branche in Deutschland erlebt einen spürbaren Aufschwung: Im ersten Halbjahr 2025 stiegen die Ausgaben der Verbraucherinnen und...

DWN
Panorama
Panorama Heiße Tage, kühle Skepsis: Warum wir uns mit Klimaanlagen so schwertun
12.08.2025

Während Klimaanlagen in vielen Ländern weltweit zur normalen Ausstattung gehören, sind sie in Deutschland noch immer umstritten....

DWN
Politik
Politik Sonntagsfrage: AfD mit Rekordwert in aktueller Forsa-Umfrage – Tiefpunkt für Schwarz-Rot und Kanzler Merz
12.08.2025

Die aktuelle Sonntagsfrage bringt die schwarz-rote Koalition unter Druck: Die AfD erreicht ihren Rekordwert, die Union verliert. Die...

DWN
Politik
Politik Selenskyj warnt: Putin nutzt Trump-Treffen als Vorwand für neue Offensive – kein Wille zum Frieden
12.08.2025

Kurz vor dem Gipfel zwischen Donald Trump und Wladimir Putin warnt Wolodymyr Selenskyj: Moskau rüste für neue Angriffe, statt Frieden zu...