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Wie lange können wir noch mit Bargeld zahlen?

Trotz digitaler Bezahlmöglichkeiten will eine klare Mehrheit der Deutschen am Bargeld festhalten. Die Bundesbank teilt diese Haltung – warnt aber vor einem schleichenden Rückzug der Scheine. Warum Automaten verschwinden könnten und was das für die Gesellschaft bedeutet, zeigt dieser Bericht.
22.04.2025 15:10
Lesezeit: 2 min
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Bundesbank erkennt deutlichen Willen zum Erhalt des Bargelds

Mit großer Mehrheit sprechen sich die Menschen in Deutschland für den Erhalt des Bargelds aus. Trotz mancher Nachteile will auch die Bundesbank die Scheine weiterhin über lange Zeit im Umlauf halten.

Mehrheit will nicht auf Bargeld verzichten

Eine Zukunft ohne Bargeld können sich die meisten Menschen in Deutschland nicht vorstellen. Laut einer Umfrage der Bundesbank zum Zahlungsverhalten halten es 69 Prozent der Befragten für wichtig, selbst Bargeld verwenden zu können. Nur rund 9 Prozent messen dem keinerlei Bedeutung bei. Für die Gesellschaft insgesamt wurde die Relevanz von Bargeld sogar von 72 Prozent als sehr oder ziemlich wichtig eingeschätzt.

Bundesbank sieht sich in der Pflicht

Trotz einiger Nachteile wie Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung oder Überfällen sieht sich die Bundesbank verpflichtet, Bargeld als Zahlungsmittel zu bewahren und zu fördern. Eine Zukunft mit Bargeld sei entgegen der dominierenden Auffassung in der Bevölkerung jedoch keineswegs selbstverständlich, wie Szenarien der Bundesbank zeigen.

Abwärtsspirale könnte sich beschleunigen

In Frankfurt warnt man vor einer sich selbst verstärkenden Abwärtsspirale bei der Bargeldnutzung. Eine sinkende Nachfrage könnte dazu führen, dass teure Geldautomaten und Auszahlstellen abgebaut und Händler aus Kostengründen kein Bargeld mehr akzeptieren. Bargeld könnte dadurch im Jahr 2037 nur noch eingeschränkt nutzbar sein und seine gesellschaftlichen Funktionen verlieren.

Barzahlungen gehen weiter zurück

Schon jetzt verliert das Bargeld in Deutschland rasch an Bedeutung. Während Verbraucherinnen und Verbraucher im Jahr 2017 noch rund drei Viertel ihrer täglichen Zahlungen in bar leisteten, waren es im Jahr 2023 nur noch knapp die Hälfte. Am Umsatz gemessen entfallen auf Bargeld lediglich 26 Prozent der privaten Zahlungen, wie die Bundesbank regelmäßig in Befragungen erhebt. Zuletzt beteiligten sich im Herbst 2023 mehr als 5.000 Personen daran. Sie griffen vermehrt auf Kredit- und Debitkarten sowie moderne Bezahlmethoden per Mobilfunk oder Internet zurück.

Zukunft des Bargelds ungewiss

Eine relative Mehrheit von 48 Prozent der Befragten rechnet damit, dass in 15 Jahren Bargeld aus dem Alltag verschwunden sein wird. Nur 39 Prozent glauben, dass es dann noch wie gewohnt genutzt werden kann.

Argumente für Bargeld überzeugen viele

Zahlreiche Argumente für Bargeld stoßen in der Bevölkerung auf breite Zustimmung. Die wichtigsten sind die Verfügbarkeit bei technischen Störungen, der pädagogische Nutzen für Kinder, Datenschutz und Anonymität, finanzielle Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen sowie die Möglichkeit, Banknoten zu verwahren.

Bundesbank plant Maßnahmen zum Erhalt

Die Bundesbank will gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank das Bargeld im Euroraum sichern. Solange Bürgerinnen und Bürger es nutzen möchten, müsse es allgemein zugänglich bleiben und akzeptiert werden. Dafür werde das eigene Filialnetz modernisiert und über das im vergangenen Jahr gegründete Bargeldforum der Dialog mit unterschiedlichen Interessengruppen organisiert.

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