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Im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) bestehen offenbar erhebliche Sicherheitslücken beim Zugriff auf Asylakten. Die Aktenzugriffe von tausenden Bamf-Mitarbeitern werden bisher nur für wenige Tage gespeichert, wie ein Rechercheverbund aus Nürnberger Nachrichten und der Welt herausfand. Somit könne später nicht mehr nachvollzogen werden, wer die Daten eingesehen hat. Nach Einschätzung von Asylexperten könnte die Sicherheitslücke ein Einfallstor für ausländische Nachrichtendienste auf der Suche nach Dissidenten sein, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.
Auf Anfrage des Rechercheverbundes bestätigte das Ministerium, dass derzeit rund 5.000 Mitarbeiter zum Zugriff auf das Asylverfahrenssystem „Maris“ berechtigt seien. Darin befänden sich zwei Millionen elektronisch gespeicherte Asylakten, die von allen am Asylverfahren beteiligten Mitarbeitern eingesehen werden könnten. Diese beinhalten laut Rechercheverbund auch private Informationen wie Namen oder Adressen von Antragsstellern.
Bisher könne zwar verfolgt werden, wer welche Akte verändert oder bearbeitet hat, allerdings sei es fast unmöglich, sogenannte lesende Zugriffe zu überprüfen. Letztere würden lediglich für einige Tage mitprotokolliert und gespeichert, teilte das Bamf mit.
Auf die Frage, ob es bereits einen Missbrauch des Asylverfahrenssystems gegeben habe, reagierte das übergeordnete Bundesinnenministerium den Berichten zufolge ausweichend: Ihre Mitarbeiter seien zur Wahrung von Dienstgeheimnissen und zur Verschwiegenheit verpflichtet. „Sollten Verdachtsmomente gegen Mitarbeiter bestehen, geht das Bamf dem mit aller Konsequenz nach“, teilte das Ministerium demnach mit.
Weiter hieß es laut den Medienberichten aus dem von Thomas de Maizière (CDU) geführten Innenressort, das deutsche Asylverfahren bereits heute „ein hohes Schutzniveau“ aufweisen würden. Dennoch plane das Bamf, die lesenden Zugriffe künftig auf einem zentralen Server zu speichern. Darüber hinaus soll „neben einer längeren Speicherzeit auch eine Vereinfachung der Auswertung“ ermöglicht werden.