Technologie

Bio-Techniker entdecken den 3D-Drucker für Implantate

Lesezeit: 2 min
25.12.2017 01:15
Forscher haben ein Gedächtnis für 3D-Drucke entwickelt. Die neue Technologie kann in der Medizintechnik verwendet werden.
Bio-Techniker entdecken den 3D-Drucker für Implantate

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Forscher der TU Delft in den Niederlanden haben Origami-Techniken und 3D-Druck kombiniert, um flache Strukturen zu erzeugen, die sich zu 3D-Strukturen zusammenfalten lassen (zum Beispiel zu einer Tulpe). Die Strukturen falten sich nach einer vorgeplanten Sequenz, wobei einige Teile früher als andere ihre Form verändern.

Anschaulich kann man es am besten so beschreiben, dass ein in seine Einzelteile zerlegtes Regal in einen Karton verpackt und an den Empfänger verschickt wird. Dort angekommen muss es nach der Anleitung aufgebaut werden. Zukünftig könnte das so aussehen, dass der Käufer nur noch die Verpackung entfernt – und das Möbelstück baut sich von selbst auf.

Für derartige Falttechniken werden in der Regel teure Drucker und spezielle Materialien benötigt. Doch die Wissenschaftler der TU Delft haben eine neue Technik entwickelt: Ihre Forschung hat unter anderem das Potenzial, nicht nur sich selbst aufbauende Regale herzustellen, sondern vor allem Knochenimplantate deutlich zu verbessern.

Die Arbeit des Teams um den Wissenschaftler Amir Zadpoor kombiniert die traditionelle japanische Papierfaltkunst mit der neuartigen Technologie des 3D-Drucks, um Konstrukte zu schaffen, die sich eigenständig rollen, selbst verdrehen, und sich selbst zu einer Vielzahl von 3D-Strukturen falten können. Im Jahr 2016 demonstrierten die Forscher bereits mehrere selbst-faltende Objekte.

Bei der Herstellung von Formänderungsvorrichtungen ist normalerweise viel Handarbeit erforderlich. Denn das Material, das die Forscher verwenden, kommt weder überall vor noch ist es billig. Doch bei diesem Projekt hat das Team von Zadpoor einen Ultimaker verwendet, der einer der beliebtesten 3D-Drucker ist, sowie PLA, das am häufigsten verwendete Druckmaterial.

Der Clou: Während des Druckvorgangs wird eine Schicht entweder gedehnt, aufgerichtet oder ganz unterschiedlich gefaltet. Dabei „merkt“ sich die Substanz den Vorgang, ganz so, als habe sie ein Erinnerungsvermögen. Zuletzt wird das Gebilde zusammengedrückt, sodass es wieder in eine flache Form kommt.

Programmierzeitverzögerungen

Was die Formen verändernden Objekte des Teams so fortschrittlich macht, ist die Tatsache, dass sie sich nach einer vordefinierten Sequenz selbst falten. „Wenn es darum geht, komplexe Formen zu schaffen, dann sollten einige Teile früher zusammenbrechen als andere“, erklärt Zadpor. „Deshalb mussten wir Zeitverzögerungen in das Material einplanen. Das nennt man sequentielle Formverschiebung“.

Langlebige Knochen-Implantate

Es gibt zwei Gründe, warum dieser kombinierte Ansatz von Origami und 3D-Druck ein wichtiger Schritt in der Entwicklung von besseren Knochenimplantaten ist. Erstens ermöglicht es die Technik, Prothetik mit einem porösen Inneren zu schaffen. Dadurch können die eigenen Stammzellen des Patienten in die Struktur des Implantats eindringen und sich an der inneren Oberfläche festsetzen, anstatt nur das Äußere zu beschichten. Das Endergebnis ist ein stärkeres, haltbareres Implantat.

Zweitens können mit dieser Technik Nanomuster, die das Zellwachstum steuern, auf der Oberfläche des Implantats hergestellt werden. „Wir nennen sie ‚lehrreichen Oberflächen‘, weil sie bestimmte Kräfte auf die Stammzellen ausüben und sie dazu veranlassen, sich zu den Zellen zu entwickeln, die sie sein sollen“, sagt PhD-Forscher Shahram Janbaz. „Eine Säulenform kann zum Beispiel dazu führen, dass Stammzellen zu Knochenzellen werden.“ Es ist unmöglich, solche instruktiven Oberflächen innerhalb einer 3D-Struktur zu erzeugen. „Deshalb haben wir entschieden, dass wir von einer flachen Oberfläche aus starten müssen“, so Zadpoor.

Sich selbst faltende Möbel

Während Knochenimplantate die naheliegende Anwendung für ihre Forschung sein können, glauben die Wissenschaftler, dass die Form-Shift-Technologie im Lauf der Zeit auch zu anderen Entwicklungen führen könnte. „Selbst die gedruckte Elektronik kann von unserer Forschung profitieren“, betont Zadpoor. „Mit dieser Technik ist es möglich, gedruckte 2D-Elektronik in eine 3D-Form zu integrieren“.

Zadpoor sieht auch die Möglichkeit, dass Kunden ein Regal kaufen, das nach dem Auspacken und dem Anwenden eines bestimmten Stimulus zu einem gebrauchsfertigen Möbelstück wird. „Shape Shifting könnte definitiv viele unserer bestehenden 2D-Welten in 3D-Welten verwandeln“, erklärt er. Das Interesse dazu, bestehe bereits.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Umweltbewusst und günstig: Hondas Leasing-Modell für die elektrifizierten Fahrzeuge von Honda

Der Managing Director der Honda Bank Volker Boehme spricht mit den DWN über die neuesten Entwicklungen im Leasinggeschäft für die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ausstieg aus dem Ausstieg: Schweden baut Kernkraftwerke
30.11.2023

Eigentlich hatten die Schweden per Referendum für das Ende der Kernenergie gestimmt. Doch nun hat das Parlament den Bau weiterer...

DWN
Politik
Politik US-Firmen: Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit
30.11.2023

In Deutschland tätige US-Unternehmen blicken mit Sorge auf die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Thailand plant neue Route im Welthandel: Welche Rolle kann die deutsche Wirtschaft spielen?
30.11.2023

Thailand will eine Handelsroute zwischen Pazifischem und Indischem Ozean bauen. Kann die deutsche Wirtschaft eine Rolle bei dem Projekt...

DWN
Politik
Politik Henry Kissinger: Zum Tode des Jahrhundertmanns
26.05.2023

Der frühere Sicherheitsberater und Außenminister der Vereinigten Staaten, Henry Kissinger, ist gestorben. Noch im Mai feierte der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Machtkampf bei Thyssenkrupp: Arbeitnehmer kritisieren Wahl neuer Vorstände scharf
30.11.2023

Die Anteilseigner von Thyssenkrupp haben eine Erweiterung des Vorstandes gegen den Willen der Arbeitnehmervertreter durchgesetzt. Diese...

DWN
Politik
Politik Russland liefert Rekordmengen Gas über TurkStream nach Europa
29.11.2023

Über TurkStream fließen derzeit Rekordmengen Gas nach Europa. Doch die militärischen Angriffe auf die Pipeline halten an. Zudem macht...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission fordert Europäisierung der Rüstungsbeschaffung
30.11.2023

Komissionspräsidentin von der Leyen will die Rüstungspolitik der EU stärker gemeinschaftlich aufbauen. Die Forderungen finden auch vor...

DWN
Politik
Politik Rechtsgutachten prüft Berliner Sondervermögen
29.11.2023

Die deutsche Hauptstadt bekommt die Folgen der jüngsten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts nun direkt zu spüren. Jetzt prüft...