Gemischtes

Tesla bekommt Produktions-Chaos bei Model 3 nicht in den Griff

Tesla bekommt die Schwierigkeiten bei der Produktion des Model 3 nicht in den Griff.
04.01.2018 12:27
Lesezeit: 2 min

Der US-Elektroautobauer Tesla hat mit den Absatzzahlen für seinen neuen Hoffnungsträger Model 3 enttäuscht. Im vierten Quartal lieferte das Unternehmen 1.550 Fahrzeuge aus, wie es am Mittwoch mitteilte. Analysten hatten dagegen mit 4.100 gerechnet. Im nachbörslichen Handel fiel die Tesla-Aktie 1,7 Prozent. Mit dem Model 3 will der Branchenpionier aus dem Silicon Valley den Sprung aus der Nische eines Herstellers batteriebetriebener Luxusfahrzeuge in den Massenmarkt schaffen.

Doch Tesla bekommt die Probleme bei dem Fahrzeug nicht in den Griff: Das Unternehmen musste abermals seine Produktionsziele verschieben. Die Fertigung des Model 3 könne erst am Ende des zweiten Quartals auf wöchentlich 5.000 Fahrzeuge hochgefahren werden. Damit verliert Tesla wichtige Zeit. Denn die Konkurrenz sitzt dem Unternehmen bereits im Nacken.

Pkw-Bauer wie BMW, VW oder Daimler, die sich von den Amerikanern nicht länger das Wasser abgraben lassen wollen, setzen inzwischen mehr Kapazitäten zur Entwicklung der Elektromobilität ein. Die ganze Branche trumpft regelmäßig mit Ankündigungen neuer E-Modelle auf. Mit zunehmendem Angebot dürften auch günstigere Fahrzeuge auf den Markt kommen.

Vor einigen Wochen wurde das gesamte Ausmaß des Chaos in der Model 3-Produktion bekannt. Die Produktionskapazitäten des Unternehmens reichen demnach nicht aus, um die Ankündigungen und Produktionsziele von Firmenchef Elon Musk zu erfüllen. Kurzfristig hinzugezogene Mitarbeiter versuchten demnach, die Autos per Hand zusammenzubauen.

Im Sommer hatte Tesla von rund 500.000 Reservierungen für das neue Modell berichtet. Im dritten Quartal 2017 liefen statt der angepeilten 1.500 Exemplare vom Model 3 nur 260 von den Bändern. Als Achillesferse stellte sich die Produktion der Batterie-Module heraus, für die Tesla in der Wüste von Nevada eigens eine große Fabrik hochgezogen hat. Dort müssen die Fertigungsabläufe den Angaben zufolge teilweise überarbeitet werden. Bereits im Dezember wollte der Hersteller eigentlich 5.000 Fahrzeuge pro Woche fertigen, verschob dies aber kurz vorher auf das erste Quartal. Am Mittwoch rückte Tesla das Ziel noch weiter nach hinten: auf Ende des zweiten Quartals.

Das Model 3 kostet mit 35.000 Dollar nur halb so viel wie das Flagschiff Model S, wodurch sich der Druck auf die traditionellen Hersteller erhöht. Inzwischen haben alle großen Autokonzerne E-Autos angekündigt, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen sollen.

Tesla erwirtschaftet seit Jahren fast ausschließlich Verluste und wird nur von den Aktionären und Geldgebern solvent gehalten. Der Aktienkurs des Unternehmens stieg auf Sicht der vergangenen 12 Monate von etwa 240 Dollar auf aktuell 317 Dollar, bewegt sich aber seit Sommer 2017 seitwärts.

George Galliers vom Analysehaus Evercore ISI zufolge lenkt die erneute Enttäuschung bei den Produktionszahlen die Aufmerksamkeit von Analysten und Investoren wieder stärker auf die flüssigen Mittel des Konzerns. Tesla hatte im dritten Quartal einen Fehlbetrag von 619 Millionen Dollar verbucht. Musk sagte bei der Präsentation der Zahlen, das Unternehmen verfüge über ausreichend Kapital, um die Verzögerungen beim Model 3 zu überbrücken. Ende September verfügte Tesla noch über Barmittel von 3,5 Milliarden Dollar. Derzeit gibt Tesla etwa 8.000 Dollar pro Minute beziehungsweise fast 500.000 Dollar pro Stunde aus, wie Bloomberg vor Kurzem berichtete.

Dem Finanzblog Wolfstreet zufolge hat Tesla im vergangenen Jahr insgesamt rund 43.000 Neufahrzeuge in den USA verkauft. Die sechs absatzstärksten Unternehmen auf dem US-Markt - Nissan, Honda, FCA, Toyota, Ford und General Motors - dagegen jeweils zwischen 1,6 und 3 Millionen Fahrzeuge. Trotzdem übersteigt die Marktkapitalisierung Teslas mit derzeit etwa 53,3 Milliarden Dollar jene der meisten Mitbewerber deutlich.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...