Politik

Pressestimmen zu Joachim Löw: Rücktritt alternativlos

Die deutschen Zeitungen gehen hart mit Bundestrainer Löw ins Gericht.
27.06.2018 21:59
Lesezeit: 2 min

«Mittelbayerische Zeitung» (Regensburg) zu Joachim Löw

Joachim Löw hat es nicht geschafft, aus einem illustren Kreis aus starken Spielern eine schlagkräftige Mannschaft zu formen. Wenn ab Samstag in der K.o.-Phase die Musik spielt, sind die Deutschen nur mehr Zuschauer. Und dafür muss der Bundestrainer die Verantwortung übernehmen. Nach zwölf Jahren Löw-Ära braucht es einen Neuanfang. Wenn eine DFB-Auswahl in einer eigentlich dankbaren Gruppe mit Mexiko, Schweden und Südkorea verdient ausscheidet, ist ein neuer Impuls auf der Cheftrainerposition alternativlos.

«Volksstimme» (Magdeburg) zu WM-Aus

Welch eine Blamage! Mit dem Ziel, den WM-Titel zu verteidigen, ist Deutschland bei der Fußball-WM in Russland schon in der Vorrunde kläglich gescheitert und sogar Gruppenletzter. Das gab es noch nie. Was besonders auffiel: Zahlreiche Führungsspieler enttäuschten, auch die zweite Reihe drängte sich kaum auf. So vermochte das DFB-Team in keinem der drei Begegnungen auch nur annähernd seine Leistung abzurufen. Nichts zu sehen von spielerischen Akzenten, Ideen oder Leichtigkeit. Insofern war der vorzeitige WM-K.o. völlig verdient. Aber es war ein K.o., der sich angedeutet hatte, denn schon in den Länderspielen vor der WM ließen «Jogis Jungs» viele Wünsche offen. Die Hoffnung, dass sich Deutschland wie bei anderen Turnieren wieder zu einer Turniermannschaft mausert, erfüllte sich nicht. Dass die historische WM-Schmach schonungslos aufgearbeitet werden muss, versteht sich von selbst. Dazu gehören selbstverständlich auch Rücktritte.

«Frankfurter Neue Presse» zu WM-Aus

Voll verantwortlich ist Löw für den fehlenden Hunger im Team. «Der Jogi lebt jetzt in seiner eigenen Weltmeisterwelt», wird ein Vertrauter in einer brillanten Zustandsbeschreibung und Charakterstudie im «Spiegel» zitiert. Genauso haben viele seiner Spieler in Russland gespielt. Sie haben sich aus der Parallelwelt, die der DFB rund um «die Mannschaft» geschaffen hat, nicht befreien können.

«Frankfurter Allgemeine Zeitung» zu WM-Aus

Ausgeschieden, schon in der Vorrunde einer WM. Das ist einer deutschen Mannschaft noch nie passiert. Als Weltmeister war sie angereist nach Russland, mit der deutlichen Ansage, den Titel erfolgreich verteidigen zu wollen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verließ sich dabei auf die makellose Qualifikation. Dass diese Haltung sehr optimistisch war, hatte sich nicht erst in den schwachen Vorbereitungsspielen abgezeichnet. Schon während der vergangenen Saison ließ sich erkennen, dass die zentralen Spieler der WM 2014 nicht mehr auf der Höhe ihres Könnens waren und, abgesehen von Toni Kroos, nicht mehr diese Siegermentalität ausstrahlten wie noch vor vier Jahren. Sie scheinen ihren Zenit überschritten zu haben.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...