Politik

EU-Parlament stimmt gegen Reform des Urheberrechts

Lesezeit: 1 min
05.07.2018 15:06
Das EU-Parlament hat überraschend eine Reform des Urheberrechts verschoben.
EU-Parlament stimmt gegen Reform des Urheberrechts

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Das EU-Parlament hat der Reform des Urheberrechts vorläufig einen Riegel vorgeschoben. Die Mehrheit der Abgeordneten stimmte am Donnerstag gegen den Vorschlag des EU-Rechtsausschusses, der eine deutliche Stärkung der Rechte von Kreativen vorsah und von den großen Tech-Giganten wie Google und Facebook kritisiert wurde. Stattdessen wird sich das Parlament nach der Sommerpause im September noch einmal ausführlich mit dem Thema befassen und Inhalte überarbeiten.

Die US-Konzerne hatten mit massiven Kampagnen Lobby-Arbeit gegen die Reform gemacht. Der Europaabgeordnete Axel Voss (EVP), der Mitglied im Rechtsausschuss ist, hatte am Vortag der Abstimmung berichtet, dass unter anderem Google Medien, die von Google Geld erhalten, aufgefordert habe, gegen die Vorlage Front zu machen. Auch die Wikipedia-Organisation wandte sich gegen die geplanten Änderungen, obwohl die Wikipedia ausdrücklich von den Maßnahmen ausgenommen ist. Wikipedia-Chef Jimmy Wales forderte die Nutzer seiner Seite persönlich auf, Druck auf die Abgeordneten zu machen. In Italien blieb die Website aus Protest für einen Tag schwarz. Eine französische Parlamentariern berichtet von Todesdrohungen, ein deutsche EU-Abgeordnete sagte, Aktivisten hätten im Internet ihre Verhaftung gefordert.

Der vom Rechtsausschuss im Juni verabschiedete Vorschlag hatte zahlreiche Kritiker wie auch Befürworter auf den Plan gerufen. Während sich Kreative wie die Präsidentin der Deutschen Filmakademie, Iris Berben, Ex-Beatle Paul McCartney oder der Chef des deutschen Musikrechteverwerters Gema, Harald Heker, hinter das Vorhaben stellten, machten andere wie beispielsweise der Bundesverband Deutsche Startups den Entwurf als Einfallstor für Zensur aus. Voss forderte, die Debatte wieder zu versachlichen. Die Verlegerverbände VDZ und BDZV erklärten, sie setzten auf das grundsätzliche Interesse an einem robusten Schutz der Vielfalt professioneller Presseangebote.

Die Kritik richtete sich vor allem an zwei Artikel, bei denen es zum einen um die Einführung eines EU-weiten Leistungsschutzrechts ging und zum anderen um sogenannte Upload-Filter. Der EU-Rechtsausschuss verlangte, dass Online-Plattformen Gebühren an Rechteinhaber zahlen, deren Inhalte auf diese Plattformen hochgeladen werden. Andernfalls sollte das Hochladen von urheberrechtlich geschütztem Material blockiert werden. Zu den Kritikern an dieser Idee gehört die Piraten-Politikerin Julia Reda: "Wir dürfen nicht zulassen, dass das Teilen von Nachrichten zensiert wird." SPD-Europaparlamentarier Tiemo Wölken sagte, nun gebe es die Chance, eine verhältnismäßige Lösung zu finden, ohne gleichzeitig unverhältnismäßig in die Meinungsfreiheit einzugreifen.

Insgesamt votierten 318 Abgeordnete gegen den Entwurf, 278 stellten sich hinter die Reformvariante des EU-Rechtsausschusses.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...