Unternehmen

Schiffbau: Deutsche Zulieferer beklagen Abschottung in Asien

Die deutschen Schiffbau-Zulieferer leiden unter chinesischem und südkoreanischem Protektionismus.
05.08.2018 21:55
Lesezeit: 1 min

Die beiden wichtigsten Schiffbau-Nationen, China und Südkorea, schotten ihre Märkte zunehmend ab. Das berichtet die Arbeitsgemeinschaft der Schiffbau-Zulieferer-Industrie im VDMA. Der Rückgang von Aufträgen aus China betrug 2017 16 Prozent, aus Südkorea waren zur gleichen Zeit 7,7 Prozent weniger Aufträge zu verzeichnen. „In Südkorea werden die Werften von der Regierung angehalten, möglichst Komponenten von heimischen Unternehmen zu verbauen“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Alexander Nürnberg. Und weiter: „Diese Entwicklung, die es ähnlich auch in China gibt, sehen wir mit großer Sorge.“

Der Grund für den zunehmenden Protektionismus ist die sinkende Nachfrage nach neuen Schiffen. In der ersten Dekade des neuen Jahrtausends herrschte ein regelrechter Boom, vor allem nach Containerschiffen, aber auch nach Öl- und Gastankern. Dementsprechend bauten die ostasiatischen Länder ihre Kapazitäten aus. Der Boom ist jetzt vorbei. Daher verlegen sich viele chinesische und südkoreanische Werften aufgrund von Auftragsmangel auf die Fertigung von Schiffsteilen und -ausrüstung.

Für die deutschen Zulieferer geht mit dem Protektionismus ein weiteres Problem einher. „Wir betreuen unsere Komponenten und Systeme über den gesamten Lebenszyklus eines Schiffes hinweg“, so Nürnberg. Auch für diesen Geschäftsbereich seien die Abschottungs-Tendenzen „Gift“.

2017 ging der Gesamtumsatz der Branche um knapp 450 Millionen Euro von 11,05 Milliarden Euro auf 10,6 Milliarden Euro zurück. Das entspricht einem Minus von vier Prozent. Trotz des zu erwartenden weiteren Rückgangs von Aufträgen aus China und Südkorea sind die deutschen Zulieferer jedoch verhalten optimistisch. Eine Zunahme der Aufträge erwarten sie vor allem im Bereich der Behördenschiffe (unter anderem Zoll, Polizei, Küstenwache). Auch die deutsche Werftindustrie, die fast ausschließlich technisch anspruchsvolle Schiffe wie etwa Yachten, Forschungsschiffe und Kriegsschiffe fertigt, bleibt ein wichtiger Kunde. Keine großen Hoffnungen setzt die Branche dafür in Aufträge der Offshore-Energiewirtschaft. So lange die Ölpreise auf dem derzeitigen Niveau verharren, werden die Ölgesellschaften nicht in ihre Spezialflotten investieren.

Insgesamt beschäftigen die deutschen Schiffbau-Zulieferer rund 63.500 Mitarbeiter (zwei Prozent weniger als im Vorjahr).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

 

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...