Politik

Eurozone: Unternehmen erwarten Abschwächung der Konjunktur

Die Unternehmen der Eurozone erwarten eine deutliche konjunkturelle Abschwächung.
03.08.2018 11:22
Lesezeit: 1 min

Das Wirtschaftsklima in der Euro-Zone hat sich im Sommer angesichts des Zollstreits mit den USA merklich abgekühlt. Das entsprechende Barometer fiel im dritten Quartal um 11,5 auf 19,6 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner vierteljährlichen Umfrage unter 367 Experten mitteilte. Während die Lage nur etwas schlechter eingeschätzt wurden, trübten sich die Erwartungen deutlich ein und fielen auf den niedrigsten Wert seit Ende 2012. „Dies deutet auf eine konjunkturelle Abschwächung im Euro-Raum hin“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Das Klima verschlechterte sich in den fünf größten Volkswirtschaften des Währungsgebietes. „Allerdings variiert das Ausmaß der Abschwächung“, sagte Fuest. „In Deutschland, Italien und den Niederlanden korrigierten die Experten insbesondere ihre Erwartungen stark nach unten.“ Die aktuelle Lage werde aber sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden als weiterhin sehr gut eingeschätzt. Auch in Frankreich und Spanien verbleibe der Lageindikator im positiven Bereich, während er in Italien negativ sei.

Erstmals seit Ende 2012 erwarten die Experten wieder stagnierende Investitionen in der Euro-Zone. „Die aktuelle Zoll- und Protektionismusdebatte führte zu einer deutlichen Verschlechterung der Exporterwartungen“, sagte Fuest.

Der Handelsstreit zwischen den USA und China belastet zudem auch einen Großteil der deutschen Unternehmen in den beiden Ländern. Von den deutschen Firmen in China beklagten 41 Prozent höhere Kosten und Belastungen bei ihren Exporten in die USA, 46 Prozent spürten bei ihren Importen aus den Vereinigten Staaten negative Folgen. Das ergab eine Blitzumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) vom Juli, die Reuters am Donnerstag vorlag. Deutsche Firmen in den USA klagten noch häufiger. 57 Prozent von ihnen sehen Beeinträchtigungen auf der Exportseite, drei Viertel auf der Importseite. Ein gewichtiger Teil der befragten Firmen zieht Produktionsverlagerungen in Erwägung.

Das Ausmaß für die deutschen Unternehmen sei enorm, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. „Von den neuen Zöllen ist knapp die Hälfte der Importe deutscher Unternehmen direkt oder indirekt betroffen, weil sie zum Beispiel Rohstoffe oder Bauteile aus dem jeweils anderen Land beziehen.“ Auch Firmen in Deutschland spürten den Konflikt über ihre weltweiten Zulieferer- und Kundenbeziehungen. „Eine weitere Eskalation des Streits wäre aus ihrer Sicht eine Gefahr für den gesamten Welthandel“, sagte Treier.

Die USA ist für die deutsche Wirtschaft das wichtigste Exportland in der Welt, während China sei zwei Jahren Deutschlands wichtigste Handelspartner insgesamt ist. In den USA haben deutsche Firmen rund 400 Milliarden Euro investiert, in China über 80 Milliarden Euro. Deutsche Firmen beschäftigen in den USA mehr als 850.000 Menschen, in China über 700.000.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Goldman Sachs: Europas Aktienmarkt wird die USA überholen
07.09.2025

Nach Jahren der US-Dominanz kommt die Trendwende: Goldman Sachs sieht europäische Aktien vor einem kräftigen Aufschwung. Banken,...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertspeicher im Taschenformat: Wie Sie Edelsteine kaufen – und ob sie als Anlageklasse taugen
07.09.2025

Chris Pampel, Geschäftsführer des Deutschen Edelstein Kontors und Autor des Buches „Das 1x1 der Edelsteininvestments“, erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Experteninterview: Wie Sie mit Geld in Zeiten sinkender Zinssätze umgehen sollten
07.09.2025

Börsen und Gold auf Rekord, Inflation rückläufig – doch die Zinsen wackeln. Während Trump Druck auf die Fed macht, ringt die EZB um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Boliden-Chef: Mikael Staffas verteidigt Trump-Stahlzölle
07.09.2025

Der CEO von Boliden, Mikael Staffas, verteidigt Trumps Stahlzölle und warnt vor der chinesischen Konkurrenz. Europa steckt in lähmender...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation zwingt Unternehmen zu klarer Preisstrategie
07.09.2025

Die Inflation zwingt Unternehmen zu heiklen Preisentscheidungen. Wer zu schnell oder zu spät reagiert, riskiert Margenverluste – oder...

DWN
Panorama
Panorama Samenernte in 40 Meter Höhe: Wie der Wald von morgen wächst
07.09.2025

Die Samenernte hoch in den Baumwipfeln ist Abenteuer, Handwerk und Zukunftsarbeit zugleich. Wer an den Samen der Tanne gelangen will,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Österreichs Maßnahmen gegen die Inflation – und die Bedeutung für Deutschland
07.09.2025

Österreich steckt in der Krise: Die Regierung verspricht Milliardenhilfen, doch bei genauerem Hinsehen bleiben nur kleine Reformen übrig....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Turbojet-Drohne: Polen präsentiert universelle Technologieplattform
06.09.2025

Polen präsentiert die Turbojet-Drohne – eine universelle Technologieplattform für Militär und Zivil. Für Deutschland stellt sich die...