Das Wirtschaftsklima in der Euro-Zone hat sich im Sommer angesichts des Zollstreits mit den USA merklich abgekühlt. Das entsprechende Barometer fiel im dritten Quartal um 11,5 auf 19,6 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner vierteljährlichen Umfrage unter 367 Experten mitteilte. Während die Lage nur etwas schlechter eingeschätzt wurden, trübten sich die Erwartungen deutlich ein und fielen auf den niedrigsten Wert seit Ende 2012. „Dies deutet auf eine konjunkturelle Abschwächung im Euro-Raum hin“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Das Klima verschlechterte sich in den fünf größten Volkswirtschaften des Währungsgebietes. „Allerdings variiert das Ausmaß der Abschwächung“, sagte Fuest. „In Deutschland, Italien und den Niederlanden korrigierten die Experten insbesondere ihre Erwartungen stark nach unten.“ Die aktuelle Lage werde aber sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden als weiterhin sehr gut eingeschätzt. Auch in Frankreich und Spanien verbleibe der Lageindikator im positiven Bereich, während er in Italien negativ sei.
Erstmals seit Ende 2012 erwarten die Experten wieder stagnierende Investitionen in der Euro-Zone. „Die aktuelle Zoll- und Protektionismusdebatte führte zu einer deutlichen Verschlechterung der Exporterwartungen“, sagte Fuest.
Der Handelsstreit zwischen den USA und China belastet zudem auch einen Großteil der deutschen Unternehmen in den beiden Ländern. Von den deutschen Firmen in China beklagten 41 Prozent höhere Kosten und Belastungen bei ihren Exporten in die USA, 46 Prozent spürten bei ihren Importen aus den Vereinigten Staaten negative Folgen. Das ergab eine Blitzumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) vom Juli, die Reuters am Donnerstag vorlag. Deutsche Firmen in den USA klagten noch häufiger. 57 Prozent von ihnen sehen Beeinträchtigungen auf der Exportseite, drei Viertel auf der Importseite. Ein gewichtiger Teil der befragten Firmen zieht Produktionsverlagerungen in Erwägung.
Das Ausmaß für die deutschen Unternehmen sei enorm, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. „Von den neuen Zöllen ist knapp die Hälfte der Importe deutscher Unternehmen direkt oder indirekt betroffen, weil sie zum Beispiel Rohstoffe oder Bauteile aus dem jeweils anderen Land beziehen.“ Auch Firmen in Deutschland spürten den Konflikt über ihre weltweiten Zulieferer- und Kundenbeziehungen. „Eine weitere Eskalation des Streits wäre aus ihrer Sicht eine Gefahr für den gesamten Welthandel“, sagte Treier.
Die USA ist für die deutsche Wirtschaft das wichtigste Exportland in der Welt, während China sei zwei Jahren Deutschlands wichtigste Handelspartner insgesamt ist. In den USA haben deutsche Firmen rund 400 Milliarden Euro investiert, in China über 80 Milliarden Euro. Deutsche Firmen beschäftigen in den USA mehr als 850.000 Menschen, in China über 700.000.