Finanzen

Devisen-Reserven der Zentralbanken werden zur Gefahr für das Pfund

Im Falle eines ungeordneten Ausscheidens Großbritanniens aus der EU werden Zentralbanken weltweit in großem Umfang Pfund abstoßen und zum Verfall der Währung beitragen.
29.08.2018 17:23
Lesezeit: 1 min

Im Falle eines ungeordneten Ausscheidens Großbritanniens aus der EU dürften Zentralbanken weltweit Pfund Sterling im Umfang von ungefähr 100 Milliarden Pfund (rund 110 Milliarden Euro) abstoßen. Dies geht aus einer Analyse der Bank of America hervor, über die The Business Times berichtet.

Je offensichtlicher werde, dass Großbritannien ohne Nachfolge-Abkommen von seinem größten Handelspartner getrennt werde, desto eher dürften die Zentralbanken mit den Verkäufen beginnen, schätzen die Analysten der Bank. Denn halten sie ihre Währungs-Bestände zu lange, drohen ihnen aufgrund der dann am breiten Markt einsetzenden Panikverkäufe hohe Wertverluste.

Bislang wollten die EU und Großbritannien bis Mitte Oktober eine Einigung bei den Verhandlungen miteinander erzielen. Am Mittwoch wurde dann bekannt, dass beide Seiten dieses Zieldatum wahrscheinlich um einen Monat verschieben werden. Bereits der Oktober-Termin war das Resultat einer Terminverschiebung. Ursprünglich wollten beide Seiten bis Juni eine Lösung über ein Nachfolgeabkommen finden. Damit mehren sich die Anzeichen dafür, dass es womöglich nie zu einer Einigung und damit zu einem „harten Brexit“ kommen wird.

Der Pfund-Verkauf durch die Zentralbanken könnte als Katalysator für eine weitere deutliche Abwertung der britischen Währung fungieren. Bereits nach dem Brexit-Entscheid im Sommer 2016 sackte der Kurs des Pfund gegenüber Euro und Dollar deutlich von etwa 0,76 auf jetzt etwa 0,90 Pfund ab.

Daten des Internationalen Währungsfonds zeigen, dass die britische Landeswährung rund 4,5 Prozent der gesamten Zentralbankreserven weltweit ausmacht. Die Bank of America hingegen geht von einem Wert um 3,6 Prozent aus.

Eine weitere deutliche Abwertung der Landeswährung wäre sehr gefährlich für Großbritannien, weil sie die ohnehin steigende Inflation im Land noch einmal deutlich verstärken würde. Grund dafür ist die Tatsache, dass Großbritannien hohe Handelsdefizite aufweist.

Da beträchtliche Teile der britischen Bevölkerung ohnehin hochgradig überschuldet und von weiteren Krediten abhängig sind, wäre eine akzentuierte Verteuerung der Preise des täglichen Bedarfs sehr kritisch zu bewerten. Zudem haben sich britische Unternehmen und der Staat in den vergangenen Jahren in hohem Maße verschuldet – zumindest die Schuldner von Fremdwährungskrediten dürften daher durch eine Pfund-Krise in Bedrängnis geraten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.