Politik

Argentinien: Finanzminister zu Krisen-Sitzung mit dem IWF

Argentinien will mit dem IWF eine schnellere Auszahlung von Krediten aushandeln und dafür einen Austeritätskurs einschlagen.
03.09.2018 01:33
Lesezeit: 1 min

Argentiniens Finanzminister Nicolás Dujovne reist am Montag nach Washington, um mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über die raschere Auszahlung von Milliardenkrediten zu beraten. Bei seinem Treffen mit IWF-Chefin Christine Lagarde am Dienstag wolle er die Gespräche über die Kredite voranbringen, sagte Dujovne. Der IWF hatte bereits am Freitag angekündigt, die Gespräche schnell abzuschließen und dem Verwaltungsrat einen "überarbeiteten Wirtschaftsplan" vorzulegen.

Argentiniens Präsident Mauricio Macri hatte den IWF am Mittwoch überraschend um Hilfe gebeten. Lagarde sagte zu, eine raschere Auszahlung der bereits bewilligten Kredite in Höhe von 50 Milliarden Dollar (43 Milliarden Euro) zu prüfen. Argentinien verpflichtete sich im Gegenzug zu weiteren Austeritätsmaßnahmen. Er wird erwartet, dass Dujovne vor seiner Abreise nach Washington Einzelheiten des neuen Sparprogramms vorstellt.

Argentiniens Präsident Mauricio Macri will Medienberichten zufolge angesichts des rasanten Verfalls der Landeswährung Peso mehrere Ministerien abschaffen. Die Zeitung "La Nacion" berichtete am Sonntag unter Berufung auf Regierungskreise, 13 Ministerien sollen geschlossen oder mit anderen zusammengelegt werden, die Zeitung "Clarin" sprach von zehn Ministerien. Betroffen seien die Ressorts Wissenschaft, Kultur, Energie, Landwirtschaft und Tourismus. Regierungssprecher waren zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Der argentinische Peso hat seit Beginn des Jahres bereits 50 Prozent an Wert zum Dollar eingebüßt. Grund ist vor allem die beunruhigende Entwicklung der Inflation. Im Juli betrug sie fast 20 Prozent, bis zum Jahresende könnten es 30 Prozent sein. Das Land steht außerdem am Rande einer Rezession und hat ein hohes Haushaltsdefizit.

Anfang Juni verständigte sich das hoch verschuldete Land mit dem IWF auf einen Kredit von 50 Milliarden Dollar, von dem 15 Milliarden Dollar bereits ausgezahlt sind. Im Gegenzug brachte die Regierung in Buenos Aires einen Austeritätsplan auf den Weg, der unter anderem Stellenstreichungen im öffentlichen Dienst und die Streichung von Energiesubventionen vorsieht.

Im Bemühen um eine Eindämmung der Währungskrise hatte die argentinische Zentralbank am Donnerstag zudem den Leitzins drastisch erhöht. Er wurde von 45 auf 60 Prozent angehoben. Der Kurs der Landeswährung Peso war daraufhin am Freitag wieder leicht gestiegen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...