Politik

Türkei: Top-Ingenieure wandern in die Niederlande aus

Im vergangenen Jahr sind insgesamt 100 Top-Ingenieure der türkischen Rüstungs- und Luftfahrt-Industrie in die Niederlande ausgewandert.
20.04.2019 20:48
Lesezeit: 1 min

Im vergangenen Jahr sollen insgesamt 100 türkische Top-Ingenieure aus den Bereichen der Rüstungsindustrie und der Luftfahrt in die Niederlande ausgewandert sein. Eine Reihe von ihnen soll eine sofortige Anstellung bei der niederländischen Firma ASML, welche der weltweit größte Anbieter von Lithographiesystemen für die Halbleiterindustrie ist, erhalten haben. Insbesondere der türkische Rüstungskonzern Aselsan soll vom “Brain Drain” betroffen sein.

Der türkischsprachige Dienst von euronews zitiert den sozialdemokratischen Abgeordneten İlhami Özcan Aygun: “Wir beobachten, dass sich die niederländische Regierung in der vergangenen Zeit für türkische Ingenieure, die an wichtigen militärischen Projekten arbeiten, interessiert hat. Insbesondere im Verlauf des vergangenen Jahres wurden zahlreiche türkische Ingenieure durch niederländische Technologie- und Militärfirmen abgeworben.”

Aygun fügte hinzu, dass der Wertverfall der Türkischen Lira ein wichtiger Auslöser dieses Trends ist. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und die türkische Regierung wollen einen Aktionsplan umsetzen, um den “Brain Drain” einzudämmen.

Ein ehemaliger Aselsan-Ingenieur sagte dem Blatt Gazete Duvar unter der Bedingung der Anonymität: “Bei Aselsan gibt es unter den Ingenieuren eine große Abwanderung in die Niederlande. Zwischen ASML und türkischen Ingenieuren liefen zahlreiche Gehaltsverhandlungen. ASML wirbt gezielt Ingenieure von Aselsan ab. Wir erhielten alle über Linkedin Messages, um uns in die Niederlande abzuwerben.”

Der Ingenieur führte weiterhin aus, dass es zahlreiche Ingenieure gibt, die als Leiharbeiter bei türkischen Top-Unternehmen arbeiten und nur wenig verdienen, obwohl sie dieselbe Leistung wie die Festangestellten erbringen. Es gebe Leiharbeiter-Ingenieure, die weitaus erfahrener und besser als die Festangestellten seien, aber nicht dieselbe Anerkennung erhalten würden.

Als generelle Gründe für die Abwanderung von hochqualifizierten türkischen Ingenieuren führt Webtekno an, dass die Ingenieure in der Türkei 45 Stunden in der Woche arbeiten müssen und nur zehn Tage Urlaub im Jahr haben. Hinzu kommt, dass der Währungsverfall der Türkischen Lira in Verbindung mit einer grassierenden Inflation die Lebensbedingungen der Bürger massiv erschwert hat.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Fahrerlose Taxis in Hessen: Chinesische Technik, deutscher Pilotbetrieb
01.06.2025

In Deutschland startet das erste Pilotprojekt für autonome Taxis: Ohne Fahrer, aber mit Überwachung aus der Ferne. Ein Modell mit...

DWN
Technologie
Technologie Goldrausch 2.0: Wie Google KI neu definiert – und Europa zuschaut
01.06.2025

Google I/O 2025 bietet einen tiefen Einblick in die nächste Ära der Künstlichen Intelligenz – von echten 3D-Videocalls bis hin zu...

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...