Finanzen

Großbritannien: Finanzinvestor bedroht Zukunft von Grüner Bank

Lesezeit: 2 min
25.03.2019 17:44
Der Verkauf der staatlichen britischen Grünen Bank an einen Finanzinvestor ist offenbar eine Gefahr für den Klimaschutz. Denn Investoren wollen lediglich Renditen erzielen.
Großbritannien: Finanzinvestor bedroht Zukunft von Grüner Bank

Benachrichtigung über neue Artikel:  

Sir Vince Cable, Parteichef der britischen Liberal Democrats, kritisiert, dass die britische Regierung die Green Investment Bank (GIB), die auch “Grüne Bank” genannt wird, im Jahr 2017 für umgerechnet 2,6 Milliarden Euro privatisiert hatte. Erworben wurde die Bank vom australischen Finanzinvestor Macquaries Group.

Die Bank wurde 2012 von Cable gegründet, um den Übergang des Vereinigten Königreichs zu einer umweltfreundlicheren Wirtschaft zu beschleunigen. Barmittel, die die GIB auf den Märkten sammelte, sollten zur Unterstützung von Investitionen in die grüne Infrastruktur des Vereinigten Königreichs wie Abfallentsorgung und Offshore-Windenergie verwendet werden.

Seit der Privatisierung wurde die Bank in Green Investment Group (GIG) umbenannt und bezeichnet sich selbst als “führenden globalen grünen Investor”. Sie ist in Asien, dem Nahen Osten und Nordamerika sowie in Großbritannien und Europa tätig. Cable meint, die GIB hätte in der Vergangenheit einen guten Ruf als weltweit erste “Grüne Bank” errungen.

Finanzinvestor will nur Renditen erzielen

Doch seit der Übernahme durch den australischen Finanzinvestor  Macquarie Group Limited werde die GIB nur noch nach finanziellen Aspekten bewertet. “Die GIB ist jetzt einfach ein kleiner Teil von Macquaries globalem Geschäft geworden, was nicht die ursprüngliche Absicht der Bank war (...) Die Schuld liegt bei der Regierung (...) und zwar in der Entscheidung, kurzfristig Bargeld durch den Verkauf der Bank in Anspruch zu nehmen, anstatt über die langfristige Gesundheit der Wirtschaft nachzudenken”, zitiert die Financial Times Cable.

Investoren reagieren auf Kritik

Als Reaktion auf die Kritik von Cable meldete die GIG in einer Mitteilung: “Unser Geschäft wird aus Großbritannien geleitet und wir sind hier weiterhin sehr aktiv (...) Sowohl unsere erste als auch die jüngste Investition fand in Großbritannien statt. Wir sind zuversichtlich, dass 2019 in unserem Heimatmarkt weiterhin aufregende Chancen bieten wird.”

Die GIG sei nach wie vor “fest im Vereinigten Königreich” verankert. Im März 2018 verurteilte der Ausschuss für öffentliche Rechnungsführung des Unterhauses die Regierung wegen der “zutiefst bedauerlichen” Art, wie sie die GIB verkaufte, ohne ihre Zukunft zu garantieren.

Der Ausschuss erklärte, dass die von den Ministern ergriffenen Maßnahmen nicht ausreichten, um sicherzustellen, dass die Bank die Energiepolitik der Regierung weiterhin unterstützt oder sich auf die britischen Klimaschutzziele ausrichtet.

Nach einem von der GIG im Oktober 2018 veröffentlichten Fortschrittsbericht hat die Gruppe seit ihrer Privatisierung Investitionen in Höhe von 1,87 Milliarden Euro in Europa und Großbritannien getätigt.

Dem Bericht zufolge wurden jedoch 44,38 Millionen Euro in die Müllverbrennungsanlage von Ferrybridge in Yorkshire investiert. Mehrere neue Investitionen wurden auch in umweltfreundliche Projekte in Irland und Schweden getätigt.

Im vergangenen Jahr sagte Mark Dooley, Global Head der GIG, dass die Gruppe in den nächsten drei Jahren Investitionen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro tätigen werde.



Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Die Bundesregierung macht Russland für den Cyberangriff auf SPD verantwortlich
03.05.2024

Im Januar des Vorjahres wurden die E-Mail-Konten der SPD von Hackern attackiert. Die Bundesregierung gibt nun "eindeutig" Russland die...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...