Grindel zieht damit die Konsequenzen aus den Anschuldigungen gegen seine Person, die in den letzten Tagen publik geworden waren. Am Freitag hatte der Spiegel berichtet, dass der DFB-Präsident in der Zeit von Juli 2016 bis Juli 2017 für seine Tätigkeit als Aufsichtsrats-Vorsitzender der in der Öffentlichkeit so gut wie unbekannten „DFB Medien Verwaltungs-Gesellschaft“ 78.000 Euro kassiert hatte - für gerade einmal zwei Sitzungen im Jahr. Am Montag dann hatte die Bild-Zeitung berichtet, dass Grindel vor eineinhalb Jahren von einem ukrainischen Oligarchen eine wertvolle Luxus-Uhr bekommen und dieses Geschenk verheimlicht hatte.
Schon seit Tagen war spekuliert worden, dass Grindel dem Druck, der sowohl von der Öffentlichkeit als auch intern vom DFB ausging, nicht mehr lange würde standhalten können. Jetzt hat der 57jährige studierte Jurist, der lange als Journalist arbeitete und von 2002 bis 2016 für die CDU im Bundestag saß, diesem Druck nachgegeben.
Inwiefern die beim DFB Zuständigen schon einen Nachfolger für Grindel ausgeguckt haben, ist derzeit noch unklar. Es war spekuliert worden, ob der ehemalige Spieler von Bayern München und Mitglied der Weltmeister-Elf von 2014, Philipp Lahm, den Posten übernehmen könnte. Laut Informationen des führenden Fachmagazins „Kicker“ soll der 35-Jährige jedoch keine derartigen Ambitionen hegen.
Die Bild-Zeitung schreibt, dass der ehemalige Spieler von Borussia Dortmund, Real Madrid und Schalke 04 sowie Vizeweltmeister von 2002, Christoph Metzelder, im Gespräch sei, und sich auch prinzipiell vorstellen könne, den Job zu machen. Ein weiterer potentieller Nachfolger ist der derzeitige DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius. Der 42-jährige ehemalige Jugendspieler von Darmstadt 98, Typ Sonnyboy und Unternehmensberater, geriet im Sommer 2018 in die Kritik, weil er einem ehemaligen Schulfreund einen Exklusiv-Vertrag zugeschanzt haben soll. Mit Curtius könnten noch mehr Konzernstrukturen (sprich Compliance Management, Controlling und ein noch mehr auf die Außenwirkung abgestimmtes Auftreten der Nationalelf) beim DFB Einzug halten - für einen Neubeginn steht der stark in die Verbands-Strukturen eingebundene und äußerst gut vernetzte Curtius allerdings definitiv nicht. Da scheint Metzelder der geeignetere Kandidat zu sein. Der ehemalige Abiturient (Notendurchschnitt: 1,8) kennt sich als ehemaliger Nationalspieler hervorragend im Profi-Fußball aus, darüber hinaus wird ihm eine starke Affinität zum Amateur-Fußball nachgesagt (unter anderem hat sich Metzelder sich nach seinem Rücktritt vom bezahlten Sport bei seinem Jugendverein TuS Haltern engagiert).
Grindels Amtsführung war fast von Beginn seines Amtsantritts an umstritten gewesen. In der letzten Zeit hatten sich seine Missgeschicke gehäuft. In der heiklen Causa um die Fotos von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem umstrittenen türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan ließ er es an klarer Linie vermissen. Grindel musste sich vorwerfen lassen, er habe sich nicht entschieden gegen rassistische Attacken gestellt und Özil zum Schuldigen für das WM-Scheitern der Nationalmannschaft gemacht.
Zuvor hatte es bereits Kritik wegen einer übereilten Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Joachim Löw gegeben. Unglücklich wirkte Grindel auch, als er den Umgang von Löw mit der abrupten Ausmusterung der Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jérôme Boateng monierte - und dann schnell zurückrudern musste. Jetzt ist Grindel selbst beim DFB Geschichte.