Politik

Neue Seidenstraße: China kauft Firmen mit hohen Schulden auf

China kauft im Rahmen des Projekts zur Neuen Seidenstraße Firmen auf, die hoch verschuldet sind, aber in der Rohstoff- und Agrarbranche tätig sind.
19.04.2019 20:05
Lesezeit: 2 min
Neue Seidenstraße: China kauft Firmen mit hohen Schulden auf
See- und Landwege der Seidenstraße. (Grafik: TRT World) Foto: Mitarbeiter

Einer Analyse des ifo-Instituts zufolge kaufen Investoren aus China im Ausland große Firmen, die hohe Schulden haben und gleichzeitig eine niedrige Profitabilität aufweisen, auf.

„Chinesische Investoren legen offenbar mehr Wert auf Größe statt Profitabilität und meiden so den Wettbewerb mit anderen Bietern“, sagt der  ifo-Präsident Clemens Fuest.

Während chinesische Staatsunternehmen Firmen im Bereich der Rohstoffgewinnung und in der Agrarbranche übernehmen, investieren chinesische Privatunternehmen im Bereich der Elektroindustrie, des Maschinenbaus und der Fahrzeugindustrie. Fuest zufolge orientieren sich die chinesischen Staatsunternehmen bei ihren Investitionen offenbar an dem chinesischen Projekt zur Neuen Seidenstraße.

Die Tatsache, dass chinesische Investoren günstiger einkaufen, spreche gegen die verbreitete These, dass chinesische Unternehmen mit staatlichen Subventionen andere Investoren systematisch überbieten und aus dem Markt drängen, führt das ifo-Institut in einer Mitteilung aus.

Im Zusammenhang mit der Analyse hat das ifo-Institut 70.000 grenzüberschreitende Akquisitionen von Firmen in 92 Ländern zwischen 2002 und 2018 untersucht. Bei 1.900 Übernahmen handelte es sich um chinesische Investoren.

Ausländische Investoren in Deutschland

Einer PricewaterhouseCoopers-Studie (PwC-Studie) zufolge sind bis Mitte 2018 ausländische Investoren bei insgesamt 732 deutschen Unternehmen eingestiegen. pwc meldet in einer Mitteilung: “Dabei wurde in 170 Fällen der Kaufpreis öffentlich gemacht. Ergebnis: Allein diese 170 Deals kamen auf ein aggregiertes Volumen in Höhe von 82,5 Milliarden Euro, woraus sich ein durchschnittlicher Transaktionswert von bemerkenswerten 490 Millionen Euro ergab – eine markante Steigerung im Vergleich zum Vorjahr (380 Millionen Euro) und sogar mehr als doppelt so viel wie 2016, als es im Schnitt rund 230 Millionen Euro waren.”

Steve Roberts, der die Private Equity-Abteilung von PwC Deutschland leitet, sagt: “Dass internationale Investoren einen immer stärkeren Fokus auf den deutschen Markt legen, beobachten wir schon seit Jahren. Was allerdings ein relativ junges Phänomen ist: Neben einer ohnehin stattlichen Zahl an mittelgroßen M&A-Geschäften kommt es inzwischen fast monatlich zu ein bis zwei sogenannten Megadeals – also Transaktionen mit einem Volumen von mindestens 1 Milliarde Euro (...) Natürlich beruht die relative Attraktivität deutscher Unternehmen auch auf den Problemen anderer europäischer Standorte – also zunächst die Schuldenkrise in Südeuropa und dann das Brexit-Votum in Großbritannien. Doch auch jenseits solcher Effekte gelten deutsche Unternehmen unter ausländischen Investoren als solide aufgestellt und immer noch fair bewertet. Darum spricht wenig dafür, dass der M&A-Boom in den nächsten Jahren spürbar abflauen wird.” 

Investitionen aus China in Deutschland 

„Der chinesische Anteil hieran ist allerdings weniger hoch, als es die oft aufgeregten Debatten um den angeblichen Ausverkauf hiesiger Unternehmen nach China vermuten ließen“, so Roberts. Nur 40 Käufer kamen aus China beziehungsweise aus Hongkong. 51 Käufer kamen aus Frankreich, 40 aus den Niederlanden, 33 aus Österreich, 34 aus Schweden und 29 aus Japan. Großbritannien war jedoch beim Transaktionsvolumen mit 27,6 Milliarden Euro führend, gefolgt von den USA mit 14,4 Milliarden Euro.

PwC führt aus: “Von den 732 bis Mitte November dokumentierten Deals gingen 268 auf Beteiligungsfonds zurück, was ein Anteil von 37 Prozent war. Das entsprach in etwa dem Vorjahr (38 Prozent), liegt aber zum Beispiel deutlich über dem Wert von 2014 (29 Prozent). Zudem entfielen allein neun der 20 Megadeals auf Private-Equity-Investoren.”

Roberts zufolge befinden sich weltweit die meisten Finanzinvestoren im angelsächsischen Raum. In Bezug auf die Branchenverteilung erfolgten 109 Deals im industriellen Bereich, gefolgt von 85 Transaktionen im Bereich Handel & Konsum. Auf die Technologiebranche entfallen 61, auf die Finanzbranche 46 und auf den Immobiliensektor 42 Deals.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stromkosten im Vergleich: Hier laden Europas E-Autofahrer am günstigsten
19.06.2025

Die Preisunterschiede beim Laden von Elektroautos in Europa sind enorm. Deutschland ist am teuersten. Eine neue Analyse zeigt, wo...

DWN
Politik
Politik Europäische Außenminister wollen mit Iran verhandeln
19.06.2025

Die Gespräche über das Atomprogramm kamen zuletzt nicht voran. Nun unternimmt der Bundesaußenminister einen diplomatischen Vorstoß. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Jerome Powell bleibt standhaft: Trump will Zins-Schock
19.06.2025

Die Fed hält die Zinsen stabil – doch zwei Zinssenkungen sollen noch folgen. Was Jerome Powell andeutet, Trump fordert und warum das...

DWN
Politik
Politik "Sehr schwerer Schaden": Putin warnt Deutschland bei SPIEF
19.06.2025

Konfrontation mit Russland? Beim neunten St. Petersburger Internationalen Wirtschaftsforum (SPIEF) traf sich Putin mit Vertretern...

DWN
Panorama
Panorama Handys an Schulen werden verboten
19.06.2025

Die Debatte um Handys an Schulen ist neu entfacht: Hessen und andere Bundesländer planen Verbote, eine Umfrage zeigt breite Zustimmung in...

DWN
Politik
Politik Rentenkasse: Reform der Mütterrente braucht viel Zeit
19.06.2025

Union und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag verabredet, die Mütterrente für alle Mütter einheitlich zu regeln. Die Deutsche...

DWN
Politik
Politik Deutschland zündet den Steuer-Turbo – hilft das der lahmenden Wirtschaft wirklich?
19.06.2025

Milliardenschwere Steuererleichterungen, gelockerte Schuldenbremse, ein Investitionspaket auf Pump – die Merz-Regierung setzt alles auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krieg ohne Inflation: Wie Israel das ökonomische Tabu bricht
18.06.2025

Israel führt Krieg, pumpt Milliarden in Rüstung und treibt die Geldmenge nach oben – doch die Inflation bleibt aus. Ist alles, was wir...