Finanzen

Niederlande führen den Widerstand gegen Eurozonen-Budget an

Lesezeit: 2 min
08.04.2019 17:23
Die Niederlande wollen nur unter strengen Bedingungen über das von Frankreich vorangetriebene gemeinsame Eurozonen-Budget weiter verhandeln.
Niederlande führen den Widerstand gegen Eurozonen-Budget an

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die Niederlande wollen sich nicht weiter an der Schaffung des von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vorgeschlagenen Eurozonen-Budget beteiligen, wenn dabei ihre Forderungen nicht erfüllt werden.

„Das ist sehr sensibel und damit wir das unterschreiben, sollte es wirklich unseren Anforderungen und Wünschen entsprechen. Nur dann werden wir daran teilnehmen “, sagte der niederländische Finanzminister Wopke Hoekstra gegenüber der Financial Times.

Sein Land bestehe im Hinblick auf das gemeinsame Eurozonen-Budget, dessen Einzelheiten im Juni fertiggestellt werden sollen, unter anderem auf einem Veto-Recht der teilnehmenden Staaten bei Ausgabenentscheidungen.

Der niederländische Finanzminister hat der Eurogruppe mitgeteilt, die übrigen 18 Länder der Eurozone könnten die Pläne auch ohne die Niederlande voranbringen. Und der FT zufolge sagte umgekehrt auch ein Diplomat aus einer großen europäischen Hauptstadt, er sei bereit, die Niederländer ziehen zu lassen, anstatt das gesamte Projekt zu sabotieren.

Die Niederlande sind der stärkste Gegner der von Frankreich geführten Pläne für ein gemeinsames Ausgabeninstrument, um die Euroländer in Abschwungsphasen zu unterstützen.

Finanzminister Wopke Hoekstra und Premier Mark Rutte fordern seit langem, dass die Staaten der Eurozone die Verantwortung für ihre wirtschaftlichen Angelegenheiten übernehmen, anstatt auf Hilfen mit Steuergeldern aus anderen Staaten zu setzen.

Im Dezember gelang es den Niederlanden zusammen mit Verbündeten in Deutschland, Österreich und Finnland, den Geltungsbereich des geplanten Eurozonen-Budgets auf Finanzierungshilfen für „Wettbewerbsfähigkeit und Konvergenz“ einzuschränken. Das umfassendere Ziel, Finanzmittel zur "Stabilisierung" von Volkswirtschaften in schlechten Zeiten bereitzustellen, konnte verhindert werden.

Die erneute Drohung von Finanzminister Hoekstra zeigt den nach wie vor starken Widerstand gegen einzelne Elemente des gemeinsamen Haushalts. Die Pläne sind bereits deutlich reduziert gegenüber Macrons ursprünglichem Plan für ein Instrument, das mehrere Prozente des Eurozonen-BIPs stark sein sollte.

Die Finanzminister der Eurozone haben noch zwei Monate Zeit, um die wesentlichen Elemente des geplanten Haushalts abzuschließen - einschließlich ihrer Prioritäten bei den Ausgaben, der Einnahmequelle und wer letztendlich die Kontrolle über die Entscheidungen ausüben sollte.

Bei einem Treffen in Rumäniens Hauptstadt Bukarest letzte Woche ist es den Ministern nicht gelungen, die Unterschiede bei der Aufstellung des Haushaltsplans auszuräumen. Die Niederlande, Finnland, Österreich und Irland widersetzen sich einem französischen Vorstoß für ein Regierungsabkommen zwischen den 19 Ländern der Eurozone zur Aufstellung des Haushaltsplans und würden es lieber unter EU-Recht halten.

Die Gegner eines Abkommens zwischen den Regierungen der Eurozone befürchten, dass dadurch die Größe des Topfes nicht beschränkt würde durch die Größe des nächsten langfristigen gemeinsamen EU-Haushalts. Zudem befürchten sie, dass das Abkommen von ihren nationalen Parlamenten ratifiziert werden müsste.

Hoekstra sagte, er unterstütze ein System, in dem die Europäische Kommission und die Regierungschefs die endgültige Entscheidung darüber treffen würden, wie das Geld ausgegeben wird.

Frankreich ist entschlossen, das Instrument von 19 Regierungen in der Eurozone einrichten zu lassen, in der Hoffnung, dass sich das Eurozonen-Budget in den nächsten zehn Jahren von bescheidenen Anfängen zu einer Quelle erheblicher finanzieller Feuerkraft entwickelt.

"Nur so können die Mitgliedstaaten der Eurozone allein über die auszugebenden Beträge entscheiden", sagte der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire der Eurogruppe letzte Woche, so ein leitender Diplomat gegenüber der FT.

Der Kampf um die Regierungsführung ist der jüngste Brennpunkt unter den Ministern, die nur noch bis Juni Zeit haben, um einen Funktionsmechanismus für das gemeinsame Budget aufzustellen.

Die Beamten warnen jedoch davor, dass die heikelsten Diskussionen - wie über die Größe des Topfes - in einer komplexeren Reihe von Gesprächen über den nächsten langfristigen gemeinsamen Haushalt der EU entschieden werden müssen, der wahrscheinlich nicht vor 2020 abgeschlossen wird.

Die Niederlande sind ein konsequenter Gegner der Pläne zur Bündelung der Ausgaben in Brüssel. Zudem wurde Hoekstras Verhandlungsspielraum weiter eingeschränkt, weil im letzten Monat die neue immigrationskritische Partei FvD, die unter anderem den Austritt der Niederländer aus der EU fordert, bei den Provinzwahlen einen Erdrutschsieg errang.

Hoekstra hat auch den Kampf darum angeführt, dass die EU-Kommission Italien nicht erlaubt, im Budget für 2019 die Haushaltsregeln der Union zu missachten. Er hat verlangt, das die Kommission ihre Entscheidung vom Dezember öffentlich erklärt, das entsprechende Sanktionsverfahren gegen Rom einzustellen.

Der Finanzminister sagte, dass das Versäumnis der Kommission, ihre Entscheidungen über den Haushaltsentwurf Italiens zu erklären, das Vertrauen der niederländischen Wähler in die EU beeinträchtigt habe.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Steinmeier unter Feuer: Kontroverse um Ukraine-Hilfen und Taurus-Lieferungen
30.04.2024

Bundespräsident Steinmeier steht wegen seiner Aussagen zur Ukraine-Hilfe in der Kritik. Politiker werfen ihm vor, seine Rolle nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SAP Stellenabbau: Abfindungsangebote stehen, 2600 Jobs sollen wegfallen
30.04.2024

Im Rahmen der weltweiten Umstrukturierung von SAP sollen 2600 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Nun wurden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
30.04.2024

Ukraine ruft nach dringender Militärhilfe, während tägliche Raketenangriffe weiterhin zivile Opfer fordern. Selenskyj und Stoltenberg...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massenprotest bei Thyssenkrupp: Beschäftigte fordern Arbeitsplatzerhalt
30.04.2024

Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel ist viel im Umbruch. Arbeitnehmervertreter fordern Standortgarantien und...

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschlands Wirtschaft trotzt Erwartungen: Wachstum statt Rezession im ersten Quartal
30.04.2024

Deutschlands Wirtschaft wächst trotz düsterer Prognosen: 0,2 Prozent Wachstum im ersten Quartal. Auch der Einzelhandel gibt Anlass zur...