Deutschland

Ifo-Institut und BDI gegen Privilegien für Großunternehmen

Lesezeit: 1 min
09.05.2019 17:27
Das ifo-Institut und der Bundesverband der Industrie sind gegen den staatlichen Aufbau von Großunternehmen als sogenannte “Champions”.
Ifo-Institut und BDI gegen Privilegien für Großunternehmen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Ifo-Präsident Clement Fuest spricht sich deutlich gegen den Plan von Wirtschaftsminister Peter Altmaier aus, wonach Großunternehmen zu “nationalen Champions” aufgebaut werden sollen. Die Regierungen in Deutschland und Frankreich würden hierbei dasselbe Ziel verfolgen. „Tatsächlich würden diese privilegierten Unternehmen nur faul und ineffizient, die Ungleichheit in Europa würde zunehmen, das Wachstum nachlassen“, so Fuest.

Die Idee eines Aufbaus von “nationalen Champions” zur Durchführung einer nationalen Industriepolitik ist nicht neu. Im Jahr 2005 warf das ifo-Institut die Frage auf, ob es richtig sei, dass der Staat Unternehmen “züchtet”, damit diese im internationalen Wettbewerb bestehen können. Kurt-Christian Scheel, der mittlerweile Geschäftsführer des Verbands der Automobilindustrie (VDA) ist, sagte damals: “Natürlich sind Champions wünschenswert. Aber: Diese sollen sich aus eigener Kraft nach den Gesetzen des Marktes entwickeln. Nur der Markt kann entscheiden, welches Unternehmen wächst und welches scheitert. Die Aufgabe des Staats ist es, durch geeignete Rahmenbedingungen dafür zu sorgen, dass Deutschland für Investitionen attraktiv bleibt, die Grundlage dieses Wachstums sind.”

Bemerkenswert ist, dass das Vorhaben der Regierungen in Berlin und Paris, wonach “europäische Champions” staatlich unterstützt werden sollen, auch beim Bundesverband der Industrie (BDI) auf Unverständnis stößt. Der BDI fordert die Bundesregierung deshalb zu einem Kurswechsel auf. Es sei höchste Zeit, Standortnachteile umfassend anzugehen und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, so BDI-Präsident Dieter Kempf. Kempf nannte zu hohe Energiepreise, zu viel Bürokratie, einen schleppenden Ausbau der Infrastruktur und eine “schädliche” Steuerpolitik.

BDI gegen staatliche Investitionskontrollen

Der BDI-Präsident bekräftigte außerdem seine Kritik an der Industriestrategie von Altmaier. Eine staatliche “Investitionskontrolle” dürfe kein Mittel der Industriepolitik werden. Die Industrie lehne außerdem eine explizite Förderung von “europäischen Champions” ab. Eine Debatte über Industriepolitik sei aber zwingend erforderlich.

Altmaier verteidigte seine umstrittene Strategie. Es gehe darum, eine breite Diskussion anzustoßen und Wirtschaftspolitik wieder in den Mittelpunkt der politischen Debatte zu rücken.

Der CDU-Politiker setzt sich in seinen Thesen für eine aktivere staatliche Industriepolitik im globalen Wettbewerb ein. In sehr wichtigen Fällen sei eine befristete Beteiligung des Staates an Unternehmen möglich. Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs zwischen Asien, den USA und Europa hält es Altmaier für nötig, neue “nationale wie europäischen Champions” zu schaffen.

Unterstützung bekam Altmaier von der Gewerkschaft IG Metall. Deren Vorsitzender Jörg Hofmann sagte, es sei eine aktive Industriepolitik nötig, um den digitalen Wandel zu gestalten.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Umweltbewusst und günstig: Hondas Leasing-Modell für die elektrifizierten Fahrzeuge von Honda

Der Managing Director der Honda Bank Volker Boehme spricht mit den DWN über die neuesten Entwicklungen im Leasinggeschäft für die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Römertopf: Investor verlagert Produktion aus Deutschland
06.12.2023

Für die insolvente Traditionsmarke Römertopf wurde ein Investor gefunden. Dieser produziert fortan nicht mehr in Deutschland.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Rekord-Ölproduktion der USA fordert OPEC+ heraus
06.12.2023

Die USA produzieren dieses Jahr so viel Rohöl wie nie zuvor. Dies erschwert die Bemühungen der OPEC+, mit Förderkürzungen die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kahlschlag in der Baubranche - zehntausende Arbeitsplätze gefährdet
06.12.2023

Die Klima-Vorschriften der Bundesregierung würgen den deutschen Wohnungsbau ab - mit Folgen für zehntausende Beschäftigte.

DWN
Politik
Politik Industrie: Auftragseingänge brechen drastisch ein
06.12.2023

Die Auftragseingänge der Industrie tauchten im Oktober kräftig ab. Eine Besserung ist weit und breit nicht in Sicht. Blickt man aus...

DWN
Politik
Politik Ungarn wird EU-Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine blockieren
06.12.2023

Ungarns Regierung wird Beitrittsverhandlungen der EU mit der Ukraine ablehnen. Beim anstehenden Treffen der EU dürfte es zu großen...

DWN
Finanzen
Finanzen Zinssenkungsfantasie beherrscht das Marktgeschehen
06.12.2023

Insbesondere die als dovish interpretierte Rede des US-Notenbankvorsitzenden Jerome Powell war es, die den Märkten am vergangenen Freitag...

DWN
Politik
Politik Bundesumweltamt will Auto-Fahrer für Haushaltskrise zahlen lassen
05.12.2023

Die Ampel kann ihre Haushaltskrise sofort beheben, wenn sie verschiedene Subventionen für den Automobilsektor abschafft, sagt...