Trotz der Brexit-Unsicherheiten hat die britische Wirtschaft zu Jahresbeginn wieder an Fahrt aufgenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von Januar bis März um 0,5 Prozent zum Vorquartal zu, wie die Statistikbehörde ONS in London heute mitteilte. Damit überflügelten die Briten das Wachstum in der Euro-Zone, das einen Tick niedriger ausfiel. Für Finanzminister Philip Hammond sind die Zahlen ein Beleg dafür, dass die Wirtschaft auf der Insel "robust bleibt".
Insbesondere die Investitionen zogen den Angaben zufolge an und lösten sich damit aus dem Abwärtssog des vorigen Jahres. Dabei haben viele Industrie-Firmen vor dem zunächst von der Regierung für Ende März angepeilten EU-Austrittstermin verstärkt ihre Aufträge abgearbeitet: "Das war der Wachstumstreiber der vergangenen Monate", sagte ein ONS-Statistiker. Die EU hatte den Briten nach langer Hängepartie einen weiteren Aufschub für den EU-Austritt bis Ende Oktober eingeräumt. Der von der konservativen Regierung von Premierministerin Theresa May mit der EU ausgehandelte Brexit-Vertrag war im Unterhaus mehrfach durchgefallen.
Das Tempo der Wirtschaft auf der Insel dürfte sich allerdings im Frühjahr verringern, wie Notenbankchef Mark Carney jüngst prognostizierte: Er rechnet für das zweite Quartal nur noch mit einem Plus beim BIP von 0,2 Prozent. Dabei spielt aus seiner Sicht eine große Rolle, dass die mit dem Brexit verbundene Unsicherheit die Investitionsbereitschaft der Firmen hemmt. Der lange Zeit auf hoher Drehzahl laufende Wachstumsmotor in Großbritannien hat seit dem EU-Austrittsvotum vom Juni 2016 merklich an Durchzugskraft verloren: Das BIP-Wachstum hat sich von Werten über zwei Prozent auf 1,4 Prozent im vorigen Jahr verlangsamt.