Politik

Spanische Krankenhäuser behandeln Europäer häufig nur gegen Bargeld

Lesezeit: 1 min
01.06.2013 01:38
Nach EU-Recht ist Spanien verpflichtet, Touristen aus Europa die gleiche Versorgung zu gewähren wie Einheimischen. Doch immer öfter verlangen spanische Krankenhäuser Bargeld oder die Kreditkarte.
Spanische Krankenhäuser behandeln Europäer häufig nur gegen Bargeld

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Spanische Krankenhäuser erkennen häufig die Europäische Krankenversicherungskarte (EKVK) nicht an. Stattdessen müssen Touristen für die Notbehandlungen immer öfter selbst bezahlen. Nun hat die EU-Kommission von Spanien eine Erklärung gefordert. Die deutschen Krankenkassen haben sich längst auf das Problem eingestellt.

Man sei besorgt darüber, dass Spanien womöglich seinen EU-rechtlichen Verpflichtungen nicht nachkomme, so die EU-Kommission in einer Pressemitteilung. Spanien müsse Personen aus anderen EU-Mitgliedstaaten, die sich vorübergehend im Land aufhalten, im medizinischen Notfall die gleiche Versorgung zukommen lassen wie den Einheimischen.

Der Techniker Krankenkasse sind diese Probleme seit Jahren bekannt. Nicht nur spanische, sondern auch Krankenhäuser anderer EU-Mitgliedstaaten lehnten die EKVK ab. Sie ist dazu übergegangen, mit den europäischen Krankenhäusern Direktvereinbarungen zu treffen. „Die Europäische Versicherungskarte wird dann gar nicht benötigt“, sagte TK-Sprecher Hermann Bärenfänger den Deutschen Wirtschafts Nachrichten.

Die Versicherten sollten die Hotline anrufen, die auf ihrer Krankenkarte steht. Dann würden sie an ein nahegelegenes Krankenhaus vermittelt, bei dem es keine Probleme gibt. Zudem zeigte Bärenfänger Verständnis für die spanischen Krankenhäuser. Zahlungen über das EU-System könnten lange dauern. Die Krankenhäuser wollten einfach nicht so lange auf ihr Geld warten.

Die EKVK soll eigentlich ihren Inhaber berechtigen, während des Aufenthalts in einem EU-Land, der Schweiz, Liechtenstein, Norwegen und Island Leistungen der medizinischen Notfallhilfe in Anspruch zu nehmen. Dies gilt für alle Personen, die in einem der genannten Länder in der öffentlichen Krankenversicherung versichert sind.

Die Kommission reagierte auf die Beschwerden über Spaniens Krankenhäuser nun zunächst mit einem Auskunftsersuchen. Spanien muss innerhalb von zwei Monaten darauf antworten. Dies ist die erste Stufe eines EU-Vertragsverletzungsverfahrens.

Leistungen der öffentlichen Gesundheitsversorgung sind in Spanien in der Regel kostenlos. Die EKVK verleiht ihrem Inhaber Anspruch auf die gleiche Behandlung, die spanische Staatsangehörige erhalten. Doch in mehreren Fällen erhielten EU-Bürger die falsche Auskunft, dass ihre EKVK nicht gültig sei, wenn sie eine Reiseversicherung abgeschlossen hätten.

Andere Patienten nahmen an, sie seien auf der Grundlage ihrer EKVK behandelt worden. Später fanden sie jedoch heraus, dass die Behandlung ihrer Reiseversicherung in Rechnung gestellt worden war. Doch die Reiseversicherungen decken in den meisten Fällen keine privaten Behandlungen ab. Daher bleiben Patienten immer häufiger auf den Rechnungen sitzen, die sie bei einem medizinischen Notfall vor Ort sofort in Bar oder per Kreditkarte zahlen mussten.


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...