Finanzen

Gelddrucken: Weidmann stärkt Draghi überraschend den Rücken

Bundesbank-Chef Weidmann verlässt den Weg der Kritik an der EZB. Draghi habe nie unbegrenzt Anleihen kaufen wollen, so Weidmann. Dies sei falsch interpretiert worden. Und außerdem gebe es Einschränkungen, die für den Anleihenkauf festgesetzt wurden.
23.06.2013 23:14
Lesezeit: 2 min

Die Kommunikation zwischen der Deutschen Bundesbank und Draghis EZB ist alles andere als gut. Doch statt offener Konfrontation geht Bundesbank-Chef Weidmann nun auf Kuschelkurs mit Draghi. Weidmann spricht davon, dass die EZB nie vorhatte, unbegrenzt Staatsanleihen zu kaufen. Draghi sei nur falsch verstanden worden.

Jens Weidmannn ist nicht unbedingt ein Freund von Draghis Geldpolitik gewesen. Doch bei der letzten Entscheidung, die im EZB-Rat beschlossen wurden, gab es von ihm keinen Widerstand. Und nun beginnt Weidmann auch, die Äußerungen Draghis in Schutz zu nehmen und Entscheidungen der EZB zu relativieren. Er selbst halte die Staatsanleihenkäufe durch die EZB für „grundsätzlich problematisch“, sagte Weidmann der SZ. Aber die Europäische Zentralbank werde im Rahmen der OMTs nicht unbegrenzt Anleihen kaufen.

Tatsächlich sieht das neue Staatsanleihenkaufprogramm spürbare Einschränkungen vor“, so Weidmann. Dies sei auch bei den Verhandlungen vor dem Bundesverfassungsgericht zum Ausdruck gekommen. Allerdings könnten die im OMT-Programm verankerten Einschränkungen auch wieder gestrichen werden. Denn diese beruhten auf „Entscheidungen des EZB-Rats, die auch wieder geändert werden können“, so Weidmann. Das OMT-Programm, auf das sich Weidmann bezieht, wurde allerdings noch immer nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Asmussen sagte vor dem Bundesverfassungsgericht sogar, dass dies bis dato auch nicht geplant sei, man aber eine Ausnahme machen könnte, wenn Bedarf bestehe.

Außerdem, so Weidmann, habe Draghi nie „bedingungslos von unbegrenzten Käufen gesprochen“:

„Draghi hat im Sommer 2012 gesagt, die EZB werde 'alles tun, was notwendig ist'. Aber er hat damals auch hinzugefügt, dass die EZB sich dabei 'innerhalb ihres Mandats' bewegen wird. Insbesondere an den Märkten wird dieser zweite Teil seiner Aussage meistens vergessen.“

Zwar hatte Draghi im September vergangenen Jahres betont, dass die EZB nur Anleihen von Ländern kaufen würde, die sich einem kompletten Bailout unterwerfen (hier). Jedoch sprach er von umfangreichen Käufen. Eine Begrenzung bezüglich des Umfangs des Programms nannte Daghi damals nicht. Und schon im August 2012 wird Draghis Entschlossenheit deutlich:

„Wenn an Kapitalmärkten Angst und Irrationalität vorherrscht, wenn sich der gemeinsame Finanzmarkt wieder entlang der Ländergrenzen aufspaltet, dann erreicht das geldpolitische Signal der EZB nicht alle Bürger der Euro- Zone gleichermaßen. Diesen Störungen müssen wir begegnen. Nur so können wir eine gemeinsame Geldpolitik, und schlussendlich auch Preisstabilität für alle in der Euro-Zone gewährleisten. Dies kann hin und wieder außergewöhnliche Maßnahmen erfordern. Diese, wenn nötig, zu ergreifen ist unsere Verantwortung als Zentralbank für die Euro-Zone als Ganzes.“

Zusätzlich zur Problematik der Anleihekäufe äußerte sich Weidmann auch hinsichtlich der Niedrigzins-Politik. Weder die Staaten noch der private Sektor dürften sich darauf verlassen, dass die Zinsen auf dieser niedrigen Ebene blieben, so Weidmann. Eine Zinserhöhung sei zurzeit jedoch nicht notwendig, da es noch keinen Preisdruck gebe. Dass Weidmann hier noch keinen Handlungsbedarf sieht, ist verständlich. Zwar leiden die deutschen Sparer massiv darunter. Aber die deutsche Regierung profitiert davon. Sie kann billiger Neukredite aufnehmen und so den Haushalt auf Kosten der Sparer sanieren (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Zentralplanerisches Scheitern: Lukaschenkos Preiskontrolle lässt Kartoffeln verschwinden
16.05.2025

Die belarussische Regierung hat mit rigider Preiskontrolle einen der elementarsten Versorgungsbereiche des Landes destabilisiert....

DWN
Finanzen
Finanzen Philipp Vorndran: „Kaufen Sie Immobilien, Gold – und streuen Sie Ihr Vermögen global“
16.05.2025

Anleger müssen umdenken: Investitionsstratege Philipp Vorndran warnt im Gespräch mit Peter Frankl vor einem Kollaps des alten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Kleinaktionäre drängen auf Rückzug von VW-Chef Blume bei Porsche
16.05.2025

VW-Chef Blume steht zunehmend unter Druck: Kritik aus den eigenen Reihen bringt seine Doppelrolle ins Wanken. Wie lange kann er sich noch...

DWN
Finanzen
Finanzen Was sind alternative Investments? Whisky, Windpark, Private Equity – wie Sie abseits der Börse Rendite machen
16.05.2025

Alternative Investments gelten als Baustein für resiliente Portfolios. Doch was genau verbirgt sich hinter dieser Anlageklasse? Warum sie...

DWN
Politik
Politik Dobrindt: Grenzkontrollen markieren den Beginn eines Kurswechsels
16.05.2025

Innenminister Dobrindt setzt auf strengere Maßnahmen und schärfere Grenzkontrollen – ein klarer Kurswechsel in der Migrationspolitik....

DWN
Politik
Politik Grüne kritisieren Wadephuls Aussage zu Verteidigungsausgaben als "naiv"
16.05.2025

Verteidigungsausgaben sollen auf fünf Prozent steigen – ein Vorschlag, der Deutschland spaltet. Doch wie realistisch ist dieses Ziel?...

DWN
Politik
Politik Merz warnt vor Wiederbelebung von Nordstream 2 – Geheimgespräche zwischen USA und Russland
16.05.2025

Geheimgespräche zwischen Washington und Moskau über Nordstream 2 alarmieren Berlin. CDU-Chef Friedrich Merz warnt vor einer...

DWN
Politik
Politik Fünf Prozent für Verteidigung: Welche Kosten kämen auf Deutschland zu?
16.05.2025

Die Debatte um höhere Verteidigungsausgaben nimmt Fahrt auf: Fünf Prozent des BIP stehen im Raum. Doch was würde das konkret für...