Finanzen

Schuldnerstatistik: Familien-Politik der Bundesregierung hat versagt

Alleinerziehende Mütter sind in Deutschland besonders stark von einer nachhaltigen Verschuldung betroffen. Ihr Anteil an den gesamten Schuldnerberatungen liegt doppelt so hoch wie ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung. Das geht aus der heute veröffentlichten Überschuldungsstatistik 2012 hervor.
25.06.2013 13:15
Lesezeit: 1 min

14 % der von Schuldnerberatungsstellen im vergangenen Jahr beratenen Personen waren alleinerziehende Mütter. Ihr Anteil war damit mehr als doppelt so hoch wie ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung.

Auch andere Gruppen sind laut dem am Dienstag präsentierten Überschuldungsbericht für das Jahr 2012 überproportional betroffen. Demnach haben allein lebende Männer ebenfalls sehr häufig unter einer Überschuldungssituation zu leiden. Mehr als jede vierte von Schuldnerberatungsstellen betreute Person (28 Prozent) zählte zu dieser Personengruppe. Paare ohne Kinder waren hingegen vergleichsweise selten überschuldet. Sie stellten 16 Prozent der überschuldeten Personen, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung ist etwa doppelt so hoch.

Hauptauslöser von Überschuldung war der Verlust des Arbeitsplatzes (26 Prozent). Aber auch andere Ereignisse wie zum Beispiel Trennung, Scheidung sowie der Tod des Partners/der Partnerin (zusammen 14 Prozent) oder eine Erkrankung, Sucht oder ein Unfall (zusammen 13 Prozent) führten häufig zu kritischen finanziellen Situationen. Unwirtschaftliche Haushaltsführung und gescheiterte Selbstständigkeit waren weitere bedeutende Faktoren.

Personen, die 2012 Unterstützung bei einer Schuldnerberatungsstelle suchten, hatten zu Beginn der Beratung durchschnittlich fast 34.000 Euro Schulden. Bei vielen Personen führen dabei bereits geringere Schuldenhöhen zu großen finanziellen Schwierigkeiten. Bei der Hälfte der Beratenen waren die Schulden nicht höher als rund 14.300 Euro.

Die Überschuldungsprobleme alleinerziehender Mütter deutet auch auf familienpolitische Versäumnisse hin. Die schwierige Vereinbarkeit von Kindern und Arbeit trifft gerade diese gesellschaftliche Gruppe hart. So fehlt es deutschlandweit nach wie vor an tausenden Kita-Plätzen, die es für Alleinerziehende wesentlich erleichtern würden, einer geregelten Erwerbstätigkeit nachzukommen. Das am Montag vorgestellte Wahlprogramm von CDU und CSU verspricht wieder einmal Besserung. Der Fokus der Familienpolitik liegt aber nach wie vor auf der Kernfamilie mit Mutter, Vater, Kind. Der aktuelle Verschuldungsbericht ist ein Hinweis darauf, dass die Maßnahmen weit an der Lebensrealität vieler Alleinerziehender vorbeigehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...