Politik

Angst vor Militärputsch: Türkei will Militärgesetz ändern

Lesezeit: 1 min
04.07.2013 13:39
Die Demonstrationen in der Türkei und die Rolle des ägyptischen Militärs bei den Umstürzen werden Erdogan zu heiß. Die türkische Regierung arbeitet fieberhaft daran, das Militärdienstgesetz zu ändern. Damit soll zukünftig verhindert werden, dass das Militär einen Staatsstreich durchführt.
Angst vor Militärputsch: Türkei will Militärgesetz ändern

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Wie die Entwicklungen am Mittwochabend in Ägypten gezeigt haben, verfügt das Militär im Notfall über eine sehr große Macht. Eine Macht, die die türkische Regierung lieber nicht mehr austesten will. Um zukünftig die Gefahr eines Militärputsches abzuwenden, soll nun das Militärdienstgesetz geändert werden. Besonders im Blickfeld ist dabei der Artikel 35.

In der Vergangenheit gab es in der Türkei etliche Militärputsche. Zuletzt drohte ein selbiger 2007, der jedoch durch Neuwahlen verhindert werden konnte. Und noch immer sitzt den jeweiligen türkischen Regierungen die Gefahr eines Militärputsches im Nacken. Die anhaltenden Proteste in der Türkei und die Entwicklungen in Ägypten (hier) beunruhigen die türkische Regierung. Angesichts dessen bereitet ein möglicher Militärputsch der türkischen Regierung noch immer große Sorgen.

Das soll nun durch Änderung des Artikels 35 anders werden. Der Artikel 35 des Militärdienstgesetzes besagt: „Es ist die Pflicht der Türkischen Streitkräfte, das türkische Staatsgebiet und die durch die Verfassung ausgerufene Türkische Republik zu schützen.“

Dieser soll dahingegen abgeändert werden, dass das türkische Militär nur noch für „Bedrohungen und Gefahren aus dem Ausland“ zuständig ist. Noch vor Ende des Jahres soll das Parlament über die Änderungen entscheiden.

„Das ist positiv, weil es verhindert, dass das Militär immer wieder eine Rechtfertigung findet, sich in die Politik einzumischen“, zitiert die FT Lale Kemal von der türkischen Zeitung Taraf. Zwar erklärte Erdogan „Die Ära der Putsche ist vorbei“, doch angesichts der aktuellen Proteste bleibt weiterhin die Angst vor einem Militärputsch. Denn noch ist die Änderung des Militärdienstgesetzes nicht abgeschlossen.

Die AKP-Regierung versucht seit Längerem auch, das Militär personell umzugestalten, um künftigen Putschversuchen einen Riegel vorzuschieben. Die türkische Staatsanwaltschaft hat in den vergangenen Jahren im Zuge der „ Putschisten-Prozesse“ ehemalige Generäle und Offiziere mit dem Vorwurf des Putschversuchs angeklagt.

Im Ergenekon-Prozess wurden bis 2011 insgesamt 300 Militärs und Zivilisten mit dem Vorwurf des Putschversuchs inhaftiert. Im „Balyoz-Prozess“ belief sich die Anzahl der Angeklagten auf 365, berichtet die türkische Zeitung Akşam. Im „Poyraz Köy-Prozess“ stehen 85 Marinesoldaten unter Anklage. Regierungskritiker vermuten eine „Säuberungsaktion“ gegen hochrangige säkulare Soldaten. Die Angeklagten beteuern mehrheitlich ihre Unschuld.

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...

DWN
Finanzen
Finanzen Bafin-Kontenvergleich: Alle Girokonten in Deutschland im Überblick
14.01.2025

Die Finanzaufsicht Bafin bringt Transparenz in den Kontomarkt: Mit dem neuen Bafin Kontenvergleich können Verbraucher alle Girokonten in...

DWN
Politik
Politik Russischer Außenminister Lawrow: "USA wollen nach Nord-Stream Gaspipeline TurkStream zerstören"
14.01.2025

Russlands Außenminister Lawrow beschuldigt die USA, mit ukrainischen Drohnenangriffen die Gasleitung TurkStream lahmlegen zu wollen....

DWN
Politik
Politik CDU-Heizungsgesetz: Wie die Union das Heizungsgesetz abschaffen will - und warum das schlecht wäre
14.01.2025

Das Habecksche Heizungsgesetz, offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG), gilt seit Januar 2024. Die CDU plant, das GEG bei einer möglichen...

DWN
Politik
Politik Weitere Ukraine-Hilfe? Pistorius zu Besuch in Kiew spricht sich dafür aus
14.01.2025

Ukraine-Hilfe 2025: Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt optimistisch, was die Fortsetzung der Unterstützung für die Ukraine...

DWN
Politik
Politik NATO-Gipfel: Schutz für Ostsee-Infrastruktur geplant
14.01.2025

Nato schützt sich künftig besser vor Sabotageakten gegen wichtige Infrastruktur wie Kabel und Pipelines. Deutschland steuert mit...

DWN
Panorama
Panorama Stasi-Akten sichern: Der historische Moment der Besetzung der Stasi-Zentrale
14.01.2025

Am 15. Januar 1990 stürmte das Volk die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg und sicherte wertvolle Stasi-Akten für die spätere...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW verkauft weniger Autos in China
14.01.2025

VW verkauft weniger Autos. Sorgen bereitet dem Konzern vor allem der wichtige Absatzmarkt China. Sinkende Zahlen bei E-Autos und die...