Die deutsche Industrie leidet unter der schwachen Weltwirtschaft und der Konkurrenz aus Asien. Bosch verordnet Kurzarbeit. Loewe steht am Rande der Pleite. Die Baumarktkette Praktiker ist insolvent.
Aufgrund der schwachen Konjunktur verordnet Bosch circa 1.800 Beschäftigten kürzere Arbeitszeiten. Bei dem deutschen Autozulieferer und Industrieausrüster sind die Unternehmensbereiche Industrietechnik sowie Energie- und Gebäudetechnik betroffen, so rp-online. Zum Jahresende 2012 hatte Bosch Betriebsvereinbarungen abgeschlossen, mit deren Hilfe die Beschäftigung bei Konjunkturschwankungen schnell angepasst werden kann. Umsatzeinbrüche von bis zu 20 Prozent sollen zunächst durch geringere Arbeitszeiten wettgemacht werden, ohne gesetzliche Kurzarbeit in Anspruch zu nehmen.
Die Bosch-Beschäftigen müssen nun mit weniger Gehalt auskommen. Zudem zahlen sie einen Teil ihres Urlaubs- und Weihnachtsgeldes in einen Solidaritätstopf ein. Im Gegenzug erhalten sie eine Beschäftigungsgarantie von mindestens zwölf Monaten.
Der Fernseherhersteller Loewe beantragte am Dienstag Gläubigerschutz. „Das wird die Investorensuche wesentlich beschleunigen“, zitiert Reuters Vorstandschef Matthias Harsch. Loewe ist einer der letzten deutschen Fernsehgeräte-Hersteller, die einst weltweit erfolgreich waren. Doch seit Jahren leidet das Unternehmen unter Umsatzeinbrüchen und schreibt Verluste.
Loewe steht in einem harten Konkurrenzkampf mit asiatischen Herstellern. Vor allem die koreanischen Konkurrenten Samsung und LG setzen den europäischen Herstellern zu. Die Modelle aus Asien sind oftmals deutlich billiger als Loewe-Geräte. Das fränkische Unternehmen hatte zuletzt vor allem auf das Luxussegment gesetzt. Künftig wollte Loewe nun verstärkt auch billigere TV-Geräte ab 800 Euro herstellen, allerdings müsste das Unternehmen dann in letzter Minute einen Investor finden, sonst droht die Insolvenz.
Auch das Hamburger Unternehmen Praktiker ist insolvent. Gespräche über dringend notwendige Finanzhilfen in Höhe von 35 Millionen Euro waren letzte Woche gescheitert (mehr hier).
Die schlechte Lage in der deutschen Industrie spiegelt sich auch im Konjunktur-Index. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) senkte am Dienstag seinen Konjunktur-Index für Deutschland. Doch ZEW-Präsident Clemens Fuest bleibt optimistisch:
„Die Finanzmarktexperten bleiben bei ihrer insgesamt positiven Prognose. Das verdeutlicht ihr Vertrauen in die Widerstandsfähigkeit der deutschen Konjunktur trotz der zuletzt schwachen Zahlen zu Industrieproduktion und Außenhandel.“
Doch gegen diese positiven Prognosen sprechen beispielsweise auch die tatsächlichen Pkw-Verkaufszahlen in der EU. In Deutschland wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 8,1 Prozent weniger neue Autos verkauft werden als noch ein Jahr zuvor (mehr hier).
Nicht nur, dass die Nachfrage nach Konsumgütern in Deutschland und im europäischen Ausland nachgelassen hat, auch die zur Weiterverarbeitung hergestellten Industrieprodukte werden weniger nachgefragt. China kann die Rezession in Europa und die Krise in den USA nicht mehr ausgleichen (hier).