Eine neue Studie des Beratungsunternehmen Rhodium-Group zufolge haben sich die direkten Investitionen chinesischer Firmen in Europa in innerhalb von ein paar Jahren verzehnfacht. Lagen sie zwischen 2004 und 2008 noch bei rund 700 Millionen Euro jährlich und 2009 sowie 2010 bei etwa 7,4 Milliarden Euro pro Jahr, so sind sie im Jahr 2011 auf 7,4 Milliarden Euro gestiegen. Die meisten Gelder gingen in den vergangenen zehn Jahren an Frankreich mit 4,5 Milliarden Euro, gefolgt von Großbritannien (3 Mrd. Euro) und Deutschland (2 Mrd. Euro). Ungarn und Griechenland haben jeweils nur eine große Investition aus China erhalten: Ungarn im Chemie-Bereich und Griechenland im Hafen von Piräus, so die Studie.
Zwar machen die Investitionen aus China bisher nur rund 3 Prozent der ausländischen Investitionen aus, aber es zeige sich eine Trendwende, so Daniel Rosen von der Rhodium Group. Im Laufe der nächsten zehn Jahre könnten die chinesischen Gelder jährlich zwischen 20 und 30 Milliarden Euro ausmachen, fügt er hinzu.
Durch die Einkäufe gelangen die chinesischen Unternehmen vor allem an wichtiges Know-How und versuchen, ihren Einfluss zu erhöhen. China ist seit kurzen unter den fünf weltweit größten Investoren nach den USA, Deutschland, Frankreich und Hong Kong. Die Angst der Europäer vor einem drohenden politischen Einfluss Chinas durch die Hintertür der Unternehmen und vor einem Ausverkauf Europas sei jedoch nicht berechtigt, findet Daniel Rosen. „Wir sehen das gleiche Muster in den USA. Dies ist kein Notverkauf“. China investiere wie jeder andere kommerziell motivierte Investor, „nicht auf irgendeinem seltsamen und eigenwilligen Weg.“
Wenn überhaupt, so Daniel Rosen, sollte Europa glücklich sein mit seinem neu entdeckten Aktionär. „Es ist eine gute Nachricht für die europäischen Verbraucher.“ Chinesische Unternehmen beschäftigen heute etwa 45.000 Europäer und „diese Zahl wird kontinuierlich weiter wachsen“. „Sind wir mal ehrlich, im Europa von heute brauchen wir das Geld“, betonte EU-Handelskommissar Karel de Gucht bei der Präsentation der Studie in Brüssel. „Einerseits, wenn die Regierungen der Mitgliedstaaten als Antwort auf die Krise privatisieren, brauchen sie Investoren, die kaufen, was sie verkaufen. Und andererseits ist neues Kapital die Basis für neues Wachstum ", fügte er hinzu.