Politik

Frankreich wirft Merkel Lohn-Dumping vor

Lesezeit: 1 min
20.09.2013 10:17
Der französische Sozialminister hält es für unfair, dass Deutschland Niedriglöhne zulasse. So verschaffe sich das Land einen unfairen Wettbewerbsvorteil. Wettbewerb dürfe nicht auf niedrigen Löhnen basieren.
Frankreich wirft Merkel Lohn-Dumping vor

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Frankreichs Sozialminister Benoit Hamon griff am Mittwoch Bundeskanzlerin Angela Merkel scharf an: Sie erreiche unfaire Wettbewerbsvorteile für Deutschland, indem sie die Löhne künstlich niedrig halte.

„Deutschland spielt Arbeiter mit 7 Euro gegen solche mit 10, 11 oder 14 Euro Stundenlohn aus“, zitiert EUobserver den Minister. Er wolle „fair spielen“ mit einem Wirtschaftsmodell, das nicht auf einem Wettbewerb um niedrige Löhne basiere.

„Ich will, dass Deutschland eine Sozialpolitik verfolgt, wo Wettbewerbsfähigkeit nicht von Jobs abhängt, die nur mit 400 Euro pro Monat bezahlt werden“, so Hamon, der den linken Flügel der Sozialisten von Francois Hollande anführt.

In der haben EU haben 21 von 28 Staaten einen Mindestlohn. Die EU-Kommission, die US-Regierung und der IWF wollen erreichen, dass Deutschland die Unternehmen zu höheren Löhnen zwingt. So soll der Konsum erhöht werden. Anderen Ländern soll der Export nach Deutschland erleichtert werden.

Anstatt die selbstgemachten Probleme in Frankreich zu lösen, macht die französische Regierung erneut Deutschland dafür verantwortlich. Kürzlich hatte der französische Finanzminister Pierre Moscovici eine gemeinsame europäische Arbeitslosen-Versicherung gefordert. So könnten deutsche Steuergelder nach Frankreich umgeleitet werden (hier).

Im April warnte der EU-Kommissar für Soziales, Laszlo Andor, vor einer Spaltung der Eurozone, wenn Deutschland weiterhin niedrige Löhne und Exportüberschüsse zulasse. Umgekehrt hat Merkel Frankreich dazu aufgefordert zuzulassen, dass die Löhne sinken. So sollen die Arbeitskosten gesenkt und die Wettbewerbsfähigkeit Frankreichs erhöht werden.

Die deutsche SPD fordert in ihrem Wahlprogramm einen bundesweiten Mindestlohn von 8,50 Euro. Doch auch Merkels Regierung stimmte am Mittwoche für die Einführung eines Mindestlohns für Steinmetze. Bisher vertrat Merkel den Standpunkt, Löhne müssten von Unternehmen und Gewerkschaften branchenabhängig ausgehandelt werden.

Meinungsfragen zeigen, dass die Wahlen am Sonntag sehr knapp ausgehen werden. Merkels Koalition mit der FDP könnte die Mehrheit selbst dann verlieren, wenn die FDP die 5-Prozent-Hürde überspringt (mehr hier).


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Flüchtlingswellen und Wirtschaftskrisen: Was ein Zerfall der Levante für Deutschland bedeuten würde
24.11.2024

Die Levante könnte sich zur Achillesferse Europas entwickeln, wenn sich der schwelende Konflikt zwischen Israel und Iran zu einem...

DWN
Panorama
Panorama Alarmierende Umfrage: Kriege und Klimakrise belasten Schüler in Deutschland
24.11.2024

Eine neue Umfrage zeigt: Viele Schülerinnen und Schüler in Deutschland sind von Sorgen geplagt. Kriege, Klimakrise und Leistungsdruck...

DWN
Politik
Politik Nato-Generalsekretär trifft sich in Florida mit Trump
24.11.2024

Die zweite Amtszeit von Donald Trump wird in der Nato von vielen Alliierten mit Sorge gesehen. Schon vor dem Machtwechsel reist der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Leerstand in Innenstädten: Decathlon setzt auf Expansion gegen die Krise
24.11.2024

Leerstand prägt deutsche Innenstädte. Doch Decathlon sieht Chancen: Bis 2027 sollen mehr als 60 neue Filialen entstehen – viele davon...

DWN
Finanzen
Finanzen DWN-Sonntagskolumne: The Rational Investor - warum Emotionen bei der Geldanlage schaden
24.11.2024

Als ich gehört habe, dass in einer Umfrage des ZDF vor der US-Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 über 70 Prozent der Deutschen...

DWN
Politik
Politik Christian Lindners Vorwurf lautet: SPD strebt "Zerstörung" der Liberalen an
24.11.2024

Seit dem Bruch der Ampel-Koalition herrscht ein scharfer Ton zwischen SPD und FDP. Nun legt der entlassene Finanzminister nach. Die SPD...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW hält an Werksschließungen fest - Sparansage auch bei Bosch
24.11.2024

Im Streit um Einsparungen bei VW bleibt das Unternehmen hart: Die Kapazitäten sollen schnell runter. Die IG Metall reagiert in der...

DWN
Panorama
Panorama Sammelkarten als Wertanlage: Das Geschäft mit begehrten Karten
24.11.2024

Sammelkarten sind weit mehr als nur ein Zeitvertreib. Besonders seltene Karten erzielen zum Teil Rekordpreise. Was steckt hinter diesem...