Technologie

Klimapaket: Wo es Zuschüsse gibt, was teurer wird

Lesezeit: 2 min
23.09.2019 12:41  Aktualisiert: 23.09.2019 12:57
Deutschland muss die Treibhausemissionen bis 2030 von aktuell 866 auf 563 Millionen Tonnen Kohlendioxid reduzieren. Die Bundesregierung will 50 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Für die deutschen Konsumenten kann dies auch höhere Kosten bedeuten, insbesondere beim Fliegen und Heizen.
Klimapaket: Wo es Zuschüsse gibt, was teurer wird
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat gerade mit ihrer Regierung ein Klimapaket geschnürt, das derzeit alle beschäftigt. Foto: dpa
Foto: Christoph Soeder

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Politik  

.

Das neue Klimapaket, das die Bundesregierung am Freitag beschlossen hat, soll dazu führen, dass Deutschland die verbindlichen Klimaziele für 2030 der EU schneller erreicht. Dies hat auch für die Verbraucher weitreichende finanzielle Konsequenzen. Das heißt, die Konsumenten werden in manchen Bereichen vom Staat begünstigt, berichten die deutschen Medien - beispielsweise die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ). Doch müssen sie auch in manchen Fällen tiefer in Tasche greifen, schreibt das Blatt.

Besonders stark wirkt sich das Klimapaket beim Heizen aus, weil hier die Belastung mit Kohlendioxid verhältnismäßig groß ist. Wer seine alte Ölheizung durch ein neues System ersetzt, das umweltfreundlicher ist, kann künftig 40 Prozent der Einbaukosten auf den Staat übertragen. „Durch die Abwrackprämie werden Wärmepumpen gegenüber Ölheizungen günstiger“, erklärte Johannes Wagner, Volkswirt am Energiewirtschaftlichen Institut in Köln (EWI).

Neubau von Ölheizungen ab 2026 verboten

Der Fachmann hat errechnet, dass eine neue Ölheizung für ein Einfamilienhaus künftig 42.500 Euro kostet, wenn sie 20 Jahre betrieben wird. In diesen Kosten ist auch der einmalige Einbau enthalten. Eine Wärmepumpe schlägt den Berechnungen von Wagner zufolge nur mit 33.000 Euro zu Buche. Perspektivisch allerdings sollen die Ölheizungen vom Markt verschwinden, weil der Einbau solcher Systeme ab 2026 verboten wird. Der Betrieb von alten Ölheizungen wird jedenfalls teuer, weil die Bundesregierung einen Preis für den Ausstoß von Kohlendioxid einführt.

Dafür will die Koalition langfristig einen Handel mit Zertifikaten starten, an dem sich die Mineralölfirmen oder Heizölhändler beteiligen müssen. In den ersten fünf Jahren werden den Plänen zufolge zunächst Festpreise für jede Tonne Kohlendioxid eingeführt, die durch das Heizen, aber auch durch den Verkehr, in die Luft geblasen werden.

Aufpreis ab 2021 je Liter Benzin bei 2,8 Cent

Der Preis wird ab 2021 bei zehn Euro je Tonne beginnen. Das entspricht einem Aufpreis je Liter Benzin von 2,8 Cent und je Liter Diesel von etwa drei Cent. Darüber hinaus wird der Preis im Jahr 2025 auf 35 Euro klettern. Das bedeutet zehn Cent je Liter Benzin und elf Cent je Liter Diesel. Dann sollen ab 2026 die Zertifikate versteigert werden. Die Preisspanne liegt schließlich zwischen 35 und 60 Euro, damit die Konsumenten nicht zu hart getroffen.

Ein Bereich, wo das Klimapaket grundsätzlich besonders stark wirkt, ist der Verkehr. Hier muss der Ausstoß um 62 bis 65 Millionen Kohlendioxid verringert werden – ein sehr ambitioniertes Ziel. Denn der Straßenverkehr stößt nach wie vor soviel wie vor 30 Jahren aus. Die Bundesregierung will deswegen die Nachfrage nach Elektroautos ankurbeln.

So wird die Kaufprämie für Autos erhöht, die weniger als 40.000 Euro kosten. Doch das ist noch nicht alles: So soll sich die Kfz-Steuer mehr als bisher an den Emissionen orientieren. Das Ziel ist ehrgeizig: So sollen den Plänen der Bundesregierung zufolge bis 2030 sieben bis zehn Millionen E-Autos auf Deutschlands Straßen fahren. Bisher gibt es nur einige Hunderttausend - also ungefähr ein Zehntel dessen. Fraglich ist zudem, ob die massive Ausweitung der Elektromobilität grundsätzlich umweltschonender ist als Verbrennungsantriebe, weil insbesondere der Bau der Batterien extrem viel Energie veranschlagt.

Darüber hinaus soll die Pendlerpauschale steigen. Die Autofahrer können künftig 35 Cent anstatt bisher nur 30 Cent je Kilometer von der Steuer absetzen. Allerdings gilt dies erst ab dem 21. Kilometer. Zudem soll diese Vergünstigung nur bis Ende 2026 gelten.

Zusätzlich will die Bundesregierung neue Anreize für Bahn schaffen. Ihren Plänen zufolge wird die Mehrwertsteuer auf Bahntickets für den Fernverkehr von derzeit 19 auf sieben Prozent verringert. Außerdem soll der öffentliche Nahverkehr ab 2025 mit zusätzlichen Mitteln von zwei Milliarden Euro ausgebaut werden. Allerdings wird das Fliegen teurer, da es für die Umwelt besonders belastend ist. So wird die Luftverkehrsabgabe für Starts von den deutschen Airports zum 1. Januar angehoben, ohne dass es bisher dazu Einzelheiten gibt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...