Erstmals zahlen Investoren Griechenland eine Rendite dafür, dass sie dem Land Bargeld leihen dürfen. Ein Verkauf von 13-Wochen-Scheinen im Umfang von 487,5 Millionen Euro erzielte am Mittwoch eine Rendite von minus 0,02 Prozent.
Auch hoch verschuldete Euro-Staaten wie Irland, Italien und Spanien haben von Investoren bereits Anleihen mit negativen Renditen verkaufen können. Möglich gemacht wird dies durch die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, die im September den Einlagensatz auf -0,5 Prozent weiter abgesenkt und zudem neue Anleihenkäufe angekündigt hat.
Für Griechenland, das am stärksten verschuldete Mitgliedsland der Eurozone, sind negative Renditen eine besonders krasse Entwicklung. Man erinnere sich, dass das Land im März 2012 die größte Restrukturierung der Geschichte akzeptieren musste und beinahe aus der Währungsunion ausschied.
Derzeit hat Griechenland zwar Zugang zu billigen Krediten. So konnte das Land diese Woche 10-jährige Staatsanleihen mit einer Rendite von 1,5 Prozent verkaufen. Doch dafür kämpft es nun wie die Eurozone insgesamt mit einem anderen Problem:
Die von der EZB-Politik bewirkten negativen Zinsen, welche die verschuldeten Staaten und Unternehmen der Eurozone vor dem Bankrott bewahren, schaden den Sparern sowie den Pensionsfonds und Versicherern, die teils gesetzlich dazu verpflichtet sind, diese Staatsanleihen zu halten, was sich für sie nun wegen der negativen Renditen immer mehr zum Verlustgeschäft entwickelt.
Griechische Anleihen mit kurzen Laufzeiten gehörten bis vor Kurzem zu den wenigen Staatsanleihen in der Eurozone, für die noch eine positive Rendite angeboten wurde. "Es gibt nach wie vor erhebliche Risiken in Bezug auf die Finanzlage Griechenlands und es ist weiterhin anfällig für eine deutliche Konjunkturabschwächung", zitiert Bloomberg Jon Day von Newton Investment Management. Die aktuellen Renditen würden dieses Risiko nicht widerspiegeln.
Die griechische Schuldenquote hat im vergangenen Jahr einen neuen Rekordwert von 181,1 Prozent erreicht. Damit ist das Land von der lockeren Geldpolitik de Europäischen Zentralbank abhängig. Einen nennenswerten Anstieg der Zinsen könnte es nicht bezahlen und würde erneut vor dem Bankrott stehen.
Eigentlich hat Griechenland mit seinen europäischen Gläubigern vereinbart, dass es ab dem Jahr 2022 einen Primärüberschuss (das heißt ohne Einbeziehung der Zinskosten) von 3,5 Prozent der BIP erzielt. Doch der neue griechische Premier Kyriakos Mitsotakis, der im Juli angetreten ist, hat diese Ziele bereits als ein "Relikt der Vergangenheit" bezeichnet und versucht nun, die Gläubiger davon zu überzeugen, dass Griechenland wieder stärkere Schulden machen darf.
Unterstützung erhält der Premier Mitsotakis dabei vom Internationalen Währungsfonds (IWF), demzufolge eine Senkung der griechischen Haushaltsziele den wirtschaftlichen und sozialen Aufschwung des Landes unterstützen würde. Daher sollten die europäischen Partner von den vereinbarten Zielen abgehen und Griechenland wieder mehr fiskalischen Spielraum lassen.