Marktbericht

Schätzungen: Elektroautos werden in Deutschland zwischen 70.000 und 160.000 Stellen kosten

Schätzungen des Verbands der Automobilhersteller sowie des Center of Automotive Management zufolge wird eine breite Durchsetzung von Elektroantrieben zum Verlust von zehntausenden Arbeitsplätzen führen.
28.11.2019 11:00
Lesezeit: 1 min
Schätzungen: Elektroautos werden in Deutschland zwischen 70.000 und 160.000 Stellen kosten
Ein Mitarbeiter führt in der Gläsernen Manufaktur die finale Kontrolle von einem VW e-Golf durch. (Foto: dpa) Foto: Monika Skolimowska

Der Autolobbyist Bernhard Mattes rechnet damit, dass die Umstellung auf Elektroantriebe die Autobranche in Deutschland Zehntausende Arbeitsplätze kostet. "Wir gehen davon aus, dass etwa 70 000 Stellen wegfallen", sagte der scheidende Präsident des Verbands der Automobilhersteller (VDA) dem Kölner Stadt-Anzeiger. Im September hatte Mattes seinen Rückzug zum Jahresende 2019 angekündigt. Bereits jetzt müssten die Mitarbeiter der Branche für den Bau der neuen E-Autos qualifiziert werden, "nicht erst, wenn die E-Mobilität einen hohen Anteil erreicht".

Die deutsche Automobil-Branche umfasst rund 820.000 Arbeitsplätze, wenn man Zulieferbetriebe hinzuzählt.

Es gibt allerdings noch weitaus drastischere Schätzungen zum bevorstehenden Arbeitsplatzabbau als jene des VDA. So geht das an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach angesiedelte Center of Automotive Management bis 2030 netto von einem Verlust von 15 bis 20 Prozent aller Arbeitsplätze aus, also inklusive der neu entstehenden Arbeitsplätze etwa für die Herstellung von Elektromotoren oder dem Zusammenbauen von Batterien, wie Heise berichtet. Dabei könnte es sich folglich um eine Größenordnung von 120.000 und 160.000 Stellen handeln.

Dem Ifo-Institut zufolge hängen rund 460.000 Beschäftigte indirekt an der Technologie der Verbrennungsmotoren entweder als Produzenten für Motoren oder als Zulieferer von Bauteilen und Kraftstoffen. "Wie viele dieser Stellen verloren gehen, hängt davon ab, wie viele der weltweit künftig nachgefragten Elektroautos in Deutschland gebaut werden. Und wie schnell die Zunahme der Elektromobilität geht", zitiert Heise das Ifo-Institut.

Erst kürzlich war bekannt geworden, dass der US-Elektroauto-Hersteller Tesla nahe Berlin eine Großfabrik bauen will. Bis zu vier Milliarden Euro wolle der Konzern investieren. In verschiedenen Schritten sollen dort mehrere Tausend Arbeitsplätze entstehen. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer hatte die Job-Euphorie aber bereits früh gedämpft: Die Zahl der Stellen in der künftigen Fabrik solle man nicht überschätzen. "Zellfabrikation ist hochautomatisiert. Da zählen Energiekosten deutlich mehr als Arbeitskosten", hatte der Autofachmann Mitte November nach Bekanntwerden des Standorts gesagt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OECD-Prognose: Zölle bremsen Wachstum bis 2027
03.12.2025

Die OECD sieht für Deutschland ab 2025 einen zögerlichen Aufschwung, der jedoch im internationalen Vergleich blass bleibt. Niedrige...

DWN
Politik
Politik Russland im Fokus: Finnlands Ex-Präsident warnt vor schnellem Ukraine-Frieden
03.12.2025

Finnlands früherer Präsident Sauli Niinistö verfolgt den Krieg in der Ukraine mit wachsender Sorge und warnt vor trügerischen...

DWN
Technologie
Technologie Jeder Sechste sorgt sich wegen KI um eigenen Arbeitsplatz
02.12.2025

Künstliche Intelligenz verändert den Arbeitsmarkt rasant. Jeder sechste Beschäftigte in Deutschland fürchtet, dass sein Job bedroht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russische Wirtschaft unter Spannung: Industrie, Konsum und Haushalt schwächeln
02.12.2025

Die wirtschaftliche Lage in Russland wird spürbar fragiler, da strukturelle Schwächen und geopolitische Belastungen zunehmen. Damit...

DWN
Politik
Politik Drohnenabwehreinheit der Bundespolizei in Dienst gestellt
02.12.2025

Die Bundespolizei verstärkt ihre Drohnenabwehr erheblich. Mit 130 Spezialkräften, KI-gestützten Störsystemen und automatischen...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP News: Digitale Zahlungen im Asien-Pazifik-Raum wachsen stark
02.12.2025

XRP, die Kryptowährung von Ripple, könnte sich bald von Bitcoin abkoppeln. In Singapur erhält das Unternehmen eine erweiterte Lizenz, um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das italienische Wunder: Geschaffen mit EU-Geld und Schattenwirtschaft
02.12.2025

Italien feiert eine Hochstufung seiner Bonität und spricht vom „neuen Wirtschaftswunder“. Doch unter der Oberfläche zeigen sich...

DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährung kaufen: So erkennen Anleger gute Einstiegsphasen
02.12.2025

Kryptowährungen gewinnen weltweit an Bedeutung, zugleich bleibt der richtige Einstiegszeitpunkt für viele Anleger schwer zu bestimmen....