Deutschland

Safran: Deutschland will beim Geschäft mit dem teuersten Gewürz der Welt mitmischen

Lesezeit: 2 min
30.11.2019 09:56
Der Iran, der über ideale klimatische Bedingungen für den Anbau von Safran verfügt, diktiert bisher am Weltmarkt den Ton. Jetzt will auch Deutschland hier seinen Fuß hineinbekommen.
Safran: Deutschland will beim Geschäft mit dem teuersten Gewürz der Welt mitmischen
In Thüringen läuft gerade ein Testprojekt für die Produktion von Safran (Foto: dpa).
Foto: Bodo Schackow

Benachrichtigung über neue Artikel:  

Safran, das aus besonderen Krokus-Blüten gewonnen wird, ist das teuerste Gewürz der Welt: Die Preise für ein Kilogramm liegen bei etwa 30.000 Euro – also auf einem Niveau wie Gold.

Deswegen könnte es auch eine ähnliche wirtschaftliche Bedeutung wie das Edelmetall haben. Da für den Anbau überwiegend warmes Wetter notwendig ist, kommen eigentlich auch nur die Länder dafür in Frage, die über ein entsprechendes Klima verfügen. Deswegen sind der Iran, Indien und in Europa Spanien die weltweit führenden Hersteller.

Jetzt unternimmt auch Deutschland, das mit seinen kälteren klimatischen Bedingungen dafür eigentlich nicht geeignet ist, einige Anstrengungen, um seinen Fuß in diesen lukrativen milliardenschweren Nischenmarkt zu bekommen.

Die Bundesregierung fördert mit insgesamt 320.000 Euro ein Projekt in Ost-Thüringen, um den Anbau hierzulande spürbar auszuweiten. „Die ersten Test-Ergebnisse sind vielversprechend“, sagte der Projekt-Koordinator, Frank Spieth. „Allerdings steht die genaue Analyse, inwieweit die Produktion auch wirtschaftlich ist, noch aus“, erklärte Spieth.

Hintergrund: Das Edelgewürz, das meistens nur Liebhaber konsumieren, wird in Deutschland überwiegend in Speisen zubereitet. Darüber hinaus findet es in der Medizin Anwendung, wo es oft als Anti-Depressivum verabreicht wird. Über den Ladentisch gehen in der Regel Gläschen mit einem zehntel Gramm für drei Euro.

Jährliche Produktion von einem Kilogramm für einen deutschen Bauern schon viel

Bislang züchten in Deutschland nur sehr wenige Bauern die Pflanze, so dass die Produktion nur sehr gering ausfällt. Wenn ein Landwirt pro Jahr ein Kilogramm herstellt, ist das schon viel. Allerdings kann sich die Herstellung bei den hohen Weltmarktpreisen für einen einzelnen deutschen Anbieter durchaus lohnen.

Die Herstellung dieses Edelgewürzes in Deutschland zu etablieren, ist grundsätzlich nicht so einfach. Denn nicht nur die klimatischen Bedingungen sind in Deutschland alles andere ideal, sondern es ist zudem schwierig, geeignete Arbeitskräfte dafür zu finden, die sich nicht scheuen, eine kleinteilige Fleißarbeit zu leisten.

Denn die handwerkliche Herstellung ist sehr mühselig: So müssen die Safran-Fäden von Hand aus den Krokus-Blüten herausgezupft werden. 150 bis 200 Blüten sind notwendig, um ein Gramm herzustellen. Für die Erzeugung eines Kilogramms, das rund 30.000 Euro kostet, benötigt man folglich bis zu 200.000 Blüten und eine sehr lange Arbeitszeit.

Arbeitskosten hierzulande zu hoch, um international konkurrenzfähig zu sein

Da die Arbeitskosten in Deutschland wesentlich höher sind als im Iran und in Indien, die den Weltmarkt dominieren, gibt es hierzulande einen erheblichen Wettbewerbsnachteil. Pro Jahr werden weltweit mehr als 400 Tonnen produziert. Das entspricht einem globalen Marktwert von 1,2 Milliarden Euro. Der Iran steuert hier den Großteil von 90 Prozent bei. Die Mengen, die Deutschland derzeit erzeugt, sind so gering, dass sie in der Statistik nicht auftauchen.

Im Iran hat der Anbau von Safran eine gewichtige wirtschaftliche und sogar politische Bedeutung. Die Herstellung des Edelgewürzes, die pro Jahr im Milliarden-Euro-Bereich liegt, hinterlässt einen spürbaren Abdruck auf der gesamtwirtschaftlichen Rechnung. Das Land im Nahen Osten generiert pro Jahr ein Bruttoinlandsprodukt von 400 Milliarden Euro, also etwa auf dem Niveau von Österreich.

Der Iran rechnet für das laufenden Jahr mit einem weiteren Wachstum für die Produktion. Daran wird Deutschland aufgrund seiner ungünstigen klimatischen Verhältnisse nie heranreichen. Immerhin bemüht sich die Bundesregierung, mit Hilfe des Projektes in Thüringen diesen Nischenmarkt weiter zu erschließen. Die erste positive Einschätzung des Projektleiters Spieth ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.



Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Griechenlands Wirtschaft boomt: Erfolgreiche Steuerreformen und starke Investitionen treiben den Aufschwung
21.12.2024

Griechenlands Wirtschaft überrascht: Für 2025 erwartet das Land einen Haushaltsüberschuss von 13,5 Milliarden Euro – mehr als doppelt...