Wirtschaft

Weißrussland ruft Serbien zu Beitritt in die Eurasische Wirtschaftsunion auf

Serbien hat bereits ein Abkommen mit der euroasiatischen Wirtschaftsunion (EAWU) unterzeichnet - der Konkurrenzorganisation zur EU. Jetzt hat Weißrussland das strategisch wichtige Land auf dem Westbalkan aufgefordert, der EAWU sogar beizutreten.
04.12.2019 15:00
Lesezeit: 2 min
Weißrussland ruft Serbien zu Beitritt in die Eurasische Wirtschaftsunion auf
Der weißrussische Präsdent Lukaschenko. (Foto: dpa) Foto: Hans Punz

Der weißrussische Staatspräsident Alexander Lukaschenko hat Serbien aufgefordert, die Beitrittsverhandlungen mit der EU abzubrechen und sich besser der Euroasiatischen Wirtschaftszone (EAWU) anzuschließen. „Es dürfte zwischen 10 und 15 Jahren dauern, bevor Belgrad Mitglied der EU werden kann“, erklärte Lukaschenko. „Sollte Serbien hingegen der EAWU beitreten, dann wird das Land dies nicht bedauern“, unterstrich das weißrussische Staatsoberhaupt während einer offiziellen Rede vor dem serbischen Parlament in der Hauptstadt.

Damit versuchte Lukaschenko offenbar, an die Emotionen der serbischen Politiker zu appellieren, um das Land auf seine Seite zu ziehen. Serbien verfügt bereits über ein Freihandelsabkommen mit der EAWU. Die Regierung in Belgrad und die Organisation hatten diesen Vertrag Anfang November festgezurrt.

Euroasiatische Wirtschaftszone will besser als EU sein

Die euroasiatische Wirtschaftszone sieht sich als politische und wirtschaftliche Alternative zur EU, aber auch als möglicher Kooperationspartner im Handel mit Ostasien. Die EAWU wird von Russland, Weißrussland, Kasachstan, Kirgistan und Armenien gebildet und verfügt über eine jährliche Wirtschaftsleistung von rund 1,9 Billionen Euro, die überwiegend von Russland generiert werden, welches eine dominante Position in der Organisation einnimmt. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der EU beträgt rund 16 Billionen Dollar – ist also immer noch ein Vielfaches größer.

„Mein Land und besonders meine Person waren in der Vergangenheit immer auf Seite von Serbien – und zwar auch während der Aggression der NATO im Jahr 1999“, betonte Lukaschenko vor den serbischen Abgeordneten. „Der Standpunkt von Minsk, wenn es um die Anerkennung der Souveränität und territorialen Integrität Serbiens geht, hat sich bisher nicht geändert“, zitiert das serbische Portal "Politika" den weißrussischen Präsidenten.

Serbien und die EAWU haben im Freihandelsvertrag bereits geregelt, dass die Zölle und andere Handelshemmnisse abgestimmt beziehungsweise abgebaut werden. Die serbische Wirtschaft ist mit einem jährlichen BIP von 50 Milliarden Dollar vergleichsweise klein. Damit liegt die Ökonomie vom Westbalkan in etwa auf einem Niveau wie Mecklenburg-Vorpommern. Die Produkte, die Serbien international anzubieten hat, sind überwiegend Erzeugnisse aus der Schwerindustrie und Lebensmittel – also Güter, welche die Partnerländer auch aus anderen Staaten einführen könnten.

Da die Wirtschaft verhältnismäßig klein ist und die Produkte keine nennenswerten individuellen Eigenschaften haben, profitiert überwiegend Serbien wirtschaftlich von solchen internationalen Abkommen. Trotzdem ist es aus politischen Gründen attraktiv, das Land in eine größere Organisation einzubinden. Denn Serbien ist ein wichtiger Brückenkopf, um die europäischen Märkte zu bedienen. Außerdem muss die EU versuchen, den Einfluss von Russland, aber auch von China, der Türkei und anderen Staaten in dieser Region einzudämmen.

Genau das Gegenteil ist derzeit der Fall: Die EU-Staaten streiten sich darum, ob Nord-Mazedonien und Albanien in die Gemeinschaft eingebunden werden sollten oder nicht. Die Europäische Volkspartei hat gerade Ende November den EU-Rat und die Mitgliedsstaaten aufgefordert, wieder Beitrittsverhandlungen mit diesen beiden Nachbarstaaten Serbiens aufzunehmen. Lukaschenko weiß darum, wie zerstritten die europäischen Staaten sind, wenn es um den Westbalkan geht. "Die kleinen und mittleren Staaten müssen unbedingt zusammenarbeiten, damit ihre Stimme bei internationalen Streitigkeiten gehört wird", so das weißrussische Staatsoberhaupt. "Genauso war dies auch während des Kalten Krieges", erklärte der Präsident.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Bestandsaufnahme Bauturbo: Das Heilmittel für den angespannten Wohnungsmarkt?
02.11.2025

Im Juni 2025 wurde der Bauturbo der neuen Bundesregierung "in Betrieb" genommen. Das Versprechen: mehr bezahlbarer Wohnraum, weniger...

DWN
Politik
Politik Europas digitale Selbsttäuschung: Wie Amerikas Tech-Giganten unsere Souveränität bestimmen
02.11.2025

Gefährliche Abhängigkeit: Europas Wohlstand ruht auf fremden Servern. Was passiert, wenn Washington Europas digitalen Zugang kappt? Das...

DWN
Finanzen
Finanzen Schadenregulierung: So handeln Sie richtig, wenn die Versicherung nicht zahlt
02.11.2025

Wenn Versicherungen bei einem Schadenfall zögern oder nicht zahlen, beginnt für viele ein nervenaufreibender Kampf. Welche Rechte haben...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersvorsorge: Politik riskiert Rentenkollaps – ist Investieren in Aktien die Lösung?
02.11.2025

Das deutsche Altersvorsorgesystem steht kurz vor dem finanziellen Kollaps: Eine exklusive Forsa-Umfrage im Auftrag der Initiative...

DWN
Politik
Politik Exklusiv-Interview mit Nobelpreisträger James A. Robinson: Warum die Globalisierung auch ohne die USA geht
02.11.2025

Warum gedeihen manche Staaten, während andere im Stillstand verharren? Nobelpreisträger James A. Robinson erklärt im Exklusivinterview,...

DWN
Technologie
Technologie Von Google Glass zu Meta Ray-Ban: Wie Smart Glasses den Markt neu definieren
02.11.2025

Smart Glasses galten lange als Nischenprodukt. Mit dem Aufschwung von KI und neuen Hardware-Initiativen rücken sie nun ins Zentrum...

DWN
Politik
Politik Abhängigkeit von US-Technologie: Welche Herausforderungen Europa jetzt meistern muss
02.11.2025

Technologie und digitale Souveränität stehen im transatlantischen Verhältnis zunehmend im Fokus. Europa nutzt US-amerikanische Systeme,...

DWN
Finanzen
Finanzen Altersrente berechnen: So hoch ist die Maximalrente in Deutschland - unerreichbar für die meisten
01.11.2025

Im Alter gilt, je mehr Rente, desto besser. Doch selbst mit extra Schichten oder einem hohen Einkommen ist der maximale Betrag an...