Wirtschaft

Nach Börsengang: Saudi Aramco wird wertvollstes Unternehmen der Welt, verdrängt Apple von der Spitze

Der staatliche Öl-Konzern Saudi Aramco ist am Mittwoch nach seinem Börsengang zum wertvollsten Unternehmen der Welt aufgestiegen. Zuvor hatte Apple diese Position inne.
11.12.2019 15:00
Lesezeit: 2 min
Nach Börsengang: Saudi Aramco wird wertvollstes Unternehmen der Welt, verdrängt Apple von der Spitze
Zwei Wüstenscheiche am Tag des Börsengangs von Saudi Aramco in Riad. (Foto: dpa) Foto: Amr Nabil

Der saudische Ölgigant Aramco hat den bisher größten Börsengang hingelegt und das Technologie-Schwergewicht Apple als wertvollstes Unternehmen der Welt abgelöst. Am ersten Handelstag an der saudischen Wertpapierbörse Tadawul am Mittwoch wurden Aktien des Staatskonzerns unter dem Symbol 2222 zum höchstmöglichen Preis von 35,2 Riyal (9,39 Dollar) gehandelt. Das entsprach dem erlaubten Tageslimit von zehn Prozent über dem zuvor festgelegten Ausgabepreis von 32 Riyal (8,53 Dollar), so die dpa.

Aramco nahm durch den Verkauf von lediglich 1,5 Prozent seiner Anteile zunächst 25,6 Milliarden Dollar ein. Damit brach das Unternehmen den Rekord der chinesischen Handelsplattform Alibaba aus dem Jahr 2014 für den größten Börsengang. Alibaba hatte seinerzeit 25,03 Milliarden Dollar erzielt. Berücksichtigt man die Inflation, entspricht das heute etwa 27 Milliarden Dollar.

Durch die sogenannte Mehrzuteilungsoption (Greenshoe) kann Aramco bei ausreichend Nachfrage in den ersten 30 Tagen nach dem Börsendebüt aber noch 15 Prozent mehr Aktien ausgeben als ursprünglich angeboten. Einem Investmentbanker der saudischen National Commercial Bank zufolge käme das Unternehmen dann auf Einnahmen von 29,4 Milliarden Dollar, wie der von Saudi-Arabien finanzierte Nachrichtenkanal Al-Arabija berichtete.

"Mit dem heutigen Beginn des Handels von Aramco-Aktien fügt das Unternehmen einen weiteren Erfolg zu seiner Liste an Errungenschaften hinzu", sagte der Aramco-Vorsitzende Jassir al-Rumajan zum Handelsbeginn. Der Börsengang werde die Führung des Konzerns stärken und gleichzeitig zu mehr Transparenz führen.

Dem Finanznachrichtendienst Bloomberg zufolge kam Aramco am Mittwoch auf eine Bewertung von 1,88 Billion Dollar. Damit zog dar Konzern - als einer der weltgrößten Ölproduzenten gewissermaßen ein Sinnbild der "Old Economy" - am Technologiekonzern Apple als wertvollstes börsennotiertes Unternehmen vorbei.

Apple, das die Liste der wertvollsten Konzerne mit Tech-Riesen wie Microsoft, der Google-Mutter Alphabet, Amazon und Facebook dominiert, kommt derzeit auf eine Bewertung von knapp 1,2 Billion Dollar. Aramco ist auch wertvoller als die fünf größten Ölkonzerne ExxonMobil, Shell, BP, Chevron und Total zusammen. Der US-Energiekonzern ExxonMobil kommt auf eine Bewertung von etwa 292 Milliarden Dollar.

Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman hatte ursprünglich eine Bewertung von zwei Billion Dollar angestrebt. Sollten die Kursgewinne vom Mittwoch halten, könnte Aramco diese Marke am Donnerstag erreichen. Energieminister Abdulasis bin Salman hatte beim Treffen des Ölkartells Opec in Wien am Freitag mit dem Satz "Ich wette darauf" versichert, dass Aramco diesen Wert noch übertreffen würde.

Aramco wurde 1933 als California-Arabian Standard Oil Company gegründet. 1988 verwandelte die saudische Regierung die Firma unter dem Namen Saudi Arabian Oil Company oder Saudi Aramco in einen Staatskonzern. Sitz ist Dhahran im Osten des Landes. Ende 2018 waren die nachgewiesenen Erdölvorkommen Aramcos nach eigener Aussage fünfmal größer als die der fünf großen internationalen Ölkonzerne.

Der Börsengang ist Teil eines umfassenden Umbaus der saudischen Wirtschaft unter der sogenannten “Vision 2030”. Wie kaum ein Land ist das Königreich am Persischen Golf auf den Ölhandel angewiesen und will sich schrittweise unabhängiger von dem wertvollen Rohstoff machen. Unter anderem wegen niedriger Ölpreise und bewaffneten Angriffen auf Ölanlagen war der Gang aufs Parkett immer wieder verschoben worden. Im September waren Aramcos Einrichtungen mit Drohnen attackiert worden.

Der größte Teil Aramcos bleibt beim Börsengang in den Händen des saudischen Staates. Mit 1,5 Prozent hat Aramco so wenig Streubesitz verfügbar gemacht wie kaum ein anderes Unternehmen. Unter den 1000 wertvollsten börsennotierten Unternehmen haben Bloomberg zufolge nur zwei Firmen einen noch kleineren Anteil frei handelbarer Aktien: der Autohersteller Audi (0,36 Prozent, der Rest besitzt die Mutter Volkswagen) und der Energieversorger EnBW (0,37 Prozent). Die großen Tech-Konzerne machen dagegen meist über 80 Prozent verfügbar.

Mit dem Handel an der saudischen Börse ist Aramco zunächst stark auf heimische Investoren angewiesen. Nur etwa 15 Prozent der verfügbaren drei Milliarden Aktien sind für institutionelle Anleger aus dem Ausland vorgesehen. Erst 2020 oder 2021 soll ein internationales Angebot folgen. Unbehagen könnte ausländischen Anlegern bereiten, dass Saudi-Arabien wegen der schlechten Menschenrechtslage und dem Mord am Journalisten Jamal Khashoggi international in der Kritik steht.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...

DWN
Technologie
Technologie Smart Cities: Fluch oder Segen?
22.12.2025

Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. In Städten wie Grevenbroich testen Sensoren, Kameras und KI das urbane Leben der...

DWN
Politik
Politik EU-Ukraine-Finanzierung: Milliardenkredit ohne Zugriff auf russisches Vermögen – die Hintergründe
22.12.2025

Die EU sucht nach Wegen, die Ukraine finanziell zu stützen, ohne neue politische Bruchlinien in der Union zu erzeugen. Doch welche Folgen...

DWN
Finanzen
Finanzen DroneShield-Aktie: Drohnenabwehr boomt durch steigende Bedrohungslage
22.12.2025

Die DroneShield-Aktie legt nach starken Zuwächsen weiter zu. Neue Governance-Regeln stärken das Vertrauen der Anleger, während der Markt...

DWN
Politik
Politik Grönland: Trump ernennt Sondergesandten und verschärft den Ton
22.12.2025

Grönland rückt erneut ins strategische Visier Washingtons. Mit der Ernennung eines Sondergesandten sendet US-Präsident Donald Trump ein...

DWN
Politik
Politik Deutschland befindet sich in der größten Rentenkrise seit dem Zweiten Weltkrieg
22.12.2025

Hinter dem Fachkräftemangel wächst eine Rentenlücke, die Deutschlands Wohlstand und Europas Stabilität bedroht. Ein Topökonom warnt...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis auf Rekordhoch: Warum Gold zum Jahresende explodiert
22.12.2025

Gold glänzt wie lange nicht mehr. Der Goldpreis markiert neue Rekorde, während Unsicherheit, Notenbanken und geopolitische Risiken die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OECD: Aufstieg im Arbeitsmarkt für Zugewanderte besonders schwer
22.12.2025

Der OECD-Migrationsausblick 2025 zeigt, wie groß der Einkommensabstand zwischen Zugewanderten und Einheimischen in Deutschland ausfällt....