Finanzen

Goldminen melden ersten Rückgang der Produktion seit der Finanzkrise

Lesezeit: 3 min
31.01.2020 11:10  Aktualisiert: 31.01.2020 11:10
Die weltweite Goldproduktion ist im Jahr 2019 erstmals seit mehr als zehn Jahren rückläufig gewesen. Zahlreiche Branchenakteure sagen, dass "Peak Gold" bereits erreicht ist.
Goldminen melden ersten Rückgang der Produktion seit der Finanzkrise
Die weltweite Goldproduktion geht zurück. (Foto: dpa)
Foto: Boris Roessler

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Nach Angaben des World Gold Council belief sich die weltweite Produktion der Goldminen im vergangenen Jahr auf insgesamt 3.463,7 Tonnen. Dies ist ein Rückgang der Goldminenproduktion im Vergleich zum Vorjahr um rund 1 Prozent. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass möglichweise "Peak Gold" schon erreicht ist und die Welt auf einen langfristigen Rückgang der Goldminenproduktion zusteuert.

Die Goldproduktion lag in jedem Quartal des letzten Jahres niedriger als im Jahresvergleich. Ein besonders schwaches viertes Quartal war für den allgemeinen Rückgang der Goldproduktion verantwortlich. Die Minenproduktion fiel im vierten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 2 Prozent auf lediglich 859,5 Tonnen.

Zwar markierte das vergangene Jahr den ersten absoluten Rückgang der Goldproduktion seit dem Jahr 2008. Doch schon in den Jahren zuvor war die globale Produktion nur noch sehr leicht angestiegen. Die Goldminenproduktion stieg im Jahr 2016 um bescheidene 77,72 Tonnen, im Jahr 2017 um 33,92 Tonnen und im Jahr 2018 sogar nur um 28 Tonnen.

Historisch betrachtet ist die Minenproduktion seit den 1970er Jahren jedes Jahr gestiegen. Eine Ausnahme bildetete das Jahr 2008 zu Beginn der Finanzkrise. Die Stimmen aus der Branche mehren sich, dass "Peak Gold" schon nah ist. Das ist der Punkt, wo die Menge des aus der Erde abgebauten Goldes jedes Jahr zu schrumpfen beginnt.

So sagte der Vorsitzende des kanadischen Minenunternehmens Goldcorp, Ian Telfer, im Jahr 2018 gegenüber der Financial Post, dass Peak Gold erreicht ist. Der Vorsitzende des World Gold Councils, Randall Oliphant, sagte bereits beim Denver Gold Forums im September 2017, dass die Welt diesen Punkt bereits erreicht haben könnte, wie Bloomberg berichtete.

Südafrika war einst der weltweit führende Goldproduzent. Inzwischen ist das Land auf Platz neun weltweit gefallen. Im Jahr 2017 wurde eine Studie veröffentlicht, wonach Südafrika innerhalb von vier Jahrzehnten das Gold ausgehen könnte. Analysten sagen, dass das Land beim derzeitigen Produktionsniveau nur noch 39 Jahre lang über zugängliche Goldreserven verfügen wird.

Auch in China, dem größte Goldproduzenten der Welt, wird das Gold offenbar langsam knapp. Die chinesische Minenproduktion ist 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 6 Prozent zurückgegangen. Das vergangene Jahr war das dritte Jahr in Folge, wo China einen Rückgang der Goldminenproduktion vermeldet hat.

Trotz des Rückgangs der Goldproduktion im vergangenen Jahr ist das Gesamtangebot an Gold um rund 2 Prozent gestiegen. Grund dafür ist der starke Anstieg des Gold-Recyclings, das sich aufgrund der steigenden Goldpreise stärker lohnt. Nach Angaben des World Gold Council stieg das jährliche Angebot an recyceltem Gold im letzten Jahr auf 1.304,1 Tonnen. Das war ein Anstieg um 11 Prozent und der höchste Wert seit 2012.

Schon seit drei Jahrzehnten geht die Entdeckung neuer Goldvorkommen immer weiter zurück, obwohl die Mittel für die Exploration aufgestockt wurden. "Die größten und produktivsten Vorkommen sind bereits gefunden worden", sagte im letzten Jahr Matthew Miller vom Analyseunternehmen CFRA Research gegenüber der Deutschen Welle.

Trotz der steigenden Goldpreisen haben die Unternehmen Schwierigkeiten, die höheren Kosten für den Abbau der immer schwerer zugänglichen, qualitativ minderwertigen Goldvorkommen zu bewältigen. Denn auch die Löhne (etwa 50 Prozent der Betriebskosten) und die Strompreise (etwa 20 Prozent der Betriebskosten) steigen, so James Wellsted von Sibanye-Stillwater zu MoneyWeb.

Die lockere Geldpolitik durch alle großen Zentralbanken der Welt war sicherlich ein wichtiger Grund für den Anstieg des Goldpreises im letzten Jahr um rund 18 Prozent und spricht für einen Anstieg um weitere 30 Prozent im laufenden Jahr. Und sicherlich tragen auch die Unsicherheiten im Hinblick auf die Auswirkungen des Coronavirus und zuvor die Irankrise zum Anstieg des Goldpreises seit Jahresbeginn bei.

Doch hinter dem Anstieg des Goldpreises steckt sicherlich auch, dass das Angebot immer langsamer ansteigt oder nun sogar knapper wird. Denn wenn es für die Bergbauunternehmen immer schwieriger ist, Gold aus der Erde zu holen, so kann in der Folge weniger für den Verbrauchermarkt produziert werden. Diese Verknappung spricht langfristig für höhere Preise.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...