Finanzen

Federal Reserve: Das große Gelddrucken ist zu Ende

Lesezeit: 2 min
07.02.2020 13:13  Aktualisiert: 07.02.2020 13:13
Das große Gelddrucken bei der Federal Reserve ist vorerst zu Ende. Ihre Bilanzsumme ist zuletzt deutlich zurückgegangen. Damit steht die US-Notenbank deutlich besser da als etwa die EZB.
Federal Reserve: Das große Gelddrucken ist zu Ende
Jerome Powell, Vorsitzender der US-Notenbank Federal Reserve, verlässt eine Pressekonferenz. (Foto: dpa)
Foto: Manuel Balce Ceneta

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Mitte Dezember berichteten wir über die Pläne der Federal Reserve, zum Jahresende eine halbe Billion Dollar in den Geldmarkt zu pumpen. Denn die US-Notenbank fürchtete eine erneute Liquiditätskrise auf dem Repo-Markt, wo sich Banken gegen hochwertige Sicherheiten Liquidität borgen. Dieser Plan schein aufgegangen zu sein. Die Lage am Geldmarkt hat sich beruhigt. Dies zeigt sich an den verhaltenen Zinsen auf dem Repo-Markt, wo sich Banken gegen hochwertige Sicherheiten Liquidität borgen.

Der Übernacht-Repo-Satz war im September überraschend auf 10 Prozent angestiegen, sodass sich die Fed zu einer ganzen Reihe von Maßnahmen gezwungen sah. Neben der Bereitstellung von Krediten am Repo-Markt kauft die Fed seit Mitte Oktober US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von maximal einem Jahr im Umfang von 60 Milliarden Dollar pro Monat. In der Folge ist die Bilanzsumme der Fed zwischen Mitte September und Anfang Januar um fast 410 Milliarden Dollar angestiegen - eine enorme Summe in nur dreieinhalb Monaten.

Denn wenn die Fed einen kurzfristigen Kredit vergibt oder ein Wertpapier kauft, dann schafft sie dafür in der Regel neues Geld. Dieses neu geschaffene Geld, das der Kreditnehmer beziehungsweise der Verkäufer des Wertpapiers erhält, wird als "Soll" in die Bilanz eingetragen. Der Anspruch auf Rückzahlung des Kredits beziehungsweise das gekaufte Wertpapier werden als "Haben" in die Bilanz eingetragen. Gefährlich wird es, wenn der Wert der Papiere auf der "Haben"-Seite stark fällt, dann kann theoretisch auch eine mächtige Zentralbank pleite gehen.

Doch die im September gestartete Ausweitung der Bilanz mittels Gelddrucken bei der Federal Reserve ist zumindest vorerst beendet. Die Bilanzsumme hat sich laut am Donnerstag veröffentlichten Zahlen der Fed seit sechs Wochen stabilisiert. Mit 4,167 Billionen Dollar liegt die Bilanzsumme jetzt wieder auf dem Stand vom 25. Dezember 2019. Und seit Jahresbeginn ist sie sogar um rund 7 Milliarden Dollar leicht zurückgegangen.

Dieser Rückgang der Bilanzsumme ist umso bemerkenswerter, als die Fed weiterhin jeden Monat Staatsanleihen mit einer Laufzeit von maximal einem Jahr (sogenannte T-Bills) im Umfang von 60 Milliarden Dollar kauft. Die Fed weigert sich, dies als quantitative Lockerung zu bezeichnen, obwohl sie seit Mitte Oktober bereits Papiere im Umfang von knapp 250 Milliarden Dollar gekauft hat. Doch genau das ist es. Wir haben sogar kürzlich dafür argumentiert, dass es sich bei diesem Wertpapierkaufprogramm de facto bereits um Helikoptergeld handelt.

Zur Stabilisierung der Bilanzsumme bei der Federal Reserve in den letzten sechs Wochen haben vor allem zwei Faktoren beigetragen. Zudem gab einen starken Rückgang der Repo-Kredite. Zum anderen sind die Bestände an hypothekarisch gesicherten Papieren in der Fed-Bilanz weiter zurückgegangen. Denn die dahinterliegenden Hypotheken werden Stück für Stück oder auch ganz abgezahlt, was an die Eigner der entsprechenden Wertpapiere durchgereicht wird.

Die Beruhigung des Repo-Markts durch die Fed hatte jedoch einen Preis. Denn mit ihren Maßnahmen hat die Notenbank einige der größten Hedgefonds und Immobilienfonds, die abhängig vom Repo-Markt sind und dringend Liquidität benötigten, vor dem Crash gerettet. Die Alternative wäre gewesen, diese Zombie-artigen Fonds pleite gehen zu lassen. Ihre Assets wären von liquideren Fonds gekauft worden und der Markt hätte sich stabilisiert. Doch die großen illiquiden Fonds können sich offenbar ganz auf die Fed verlassen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...