Finanzen

Rekordpreise für Gold treiben das Recycling von Schmuck

Der gestiegene Goldpreis - darunter mehrere Allzeithochs in Euro - hat in den letzten Wochen einen starken Anstieg beim Recycling von Altgold ausgelöst.
02.03.2020 12:43
Lesezeit: 2 min
Rekordpreise für Gold treiben das Recycling von Schmuck
In einem Ofen wird angeliefertes Goldmaterial eingeschmolzen. (Foto: dpa) Foto: Uli Deck

In den letzten Wochen haben die Ankäufer von Altschmuck in Europa und den USA einen starken Ansturm verzeichnet, vor allem große Mengen Goldschmuck wurden dort verkauft. Hintergrund ist offenbar die Sorge, dass die außerordentliche Preis-Rallye beim Gold seit Jahresbeginn, die durch das Coronavirus wohl zusätzlich angeheizt wurde, bald ein Ende nehmen und sich wieder umkehren könnte.

Am 24. Februar hatte der Goldpreis sein bisheriges Jahreshoch von über 1.689 Dollar je Feinunze verzeichnet, dies war der höchste Stand seit Oktober letzten Jahres sowie ein Anstieg um mehr als elf Prozent seit Jahresbeginn. In Euro kletterte der Goldpreis zuletzt sogar von Rekordhoch zu Rekordhoch. Dieser schnelle Preisanstieg weckte offenbar das Interesse potentieller Goldschmuck-Verkäufer.

Zwar steigen die Verkäufe von Altgold immer wieder mal sprunghaft an, wenn der Goldpreis steigt, aber "wir haben noch nie einen solchen Anstieg erlebt", zitiert Bloomberg Tobina Kahn, die Präsidentin des in Chicago ansässigen Juweliers "House of Kahn Estate Jewelers", wo die Schmuckbewertungen in der vergangenen Woche rund 12 Prozent über dem Durchschnitt lagen.

Laut Tobina Kahn waren die verstärkten Goldverkäufe eine Flucht in die Sicherheit, die "auf Angst basiert" habe. Vor dem Hintergrund der vielen unbeantworteten Fragen rund um die weltweite Ausbreitung des Coronavirus und seine Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, wollten viele Goldbesitzer offenbar nicht warten, ob das Gold möglicherweise noch weiter steigt.

Am letzten Freitag wurden die Befürchtungen bereits Wirklichkeit und der Goldpreis rutschte vorübergehend bis auf 1.563 Dollar je Feinunze ab und ging schließlich mit einem Minus von 3,3 Prozent ins Wochenende. Spekulanten hatten im großen Stil Edelmetalle verkauft, auch um Verluste in anderen Anlageklassen zu decken. Am Montag verzeichnete der Goldpreis wieder Gewinne und ist auf über 1.600 Dollar angestiegen.

"Peak Gold" ist erreicht

Die weltweite Goldproduktion aus dem Bergbau ist im vergangenen Jahr erstmals seit mehr als zehn Jahren rückläufig gewesen. Zahlreiche Branchenakteure sagen, dass "Peak Gold" bereits erreicht oder sogar schon überschritten ist, was den Goldpreis mittel- bis langfristig nach oben treiben dürfte. Altgold macht bereits etwa 30 Prozent des gesamten weltweiten Angebots aus, Tendenz steigend.

Laut Rohit Savant, einem Analysten des Forschungsunternehmens CPM Group, ist die Menge des verfügbaren Altgoldes 2019 wahrscheinlich um bis zu 2,5 Prozent gestiegen. In diesem Jahr habe es jedoch einen "signifikanten" Anstieg gegeben, sagte die Hanauer Raffinerie Heraeus Holding, zumal die Preise für Goldbarren in Euro neue Rekorde erreichten.

"Die Leute haben begonnen, ihre Tresore auszuräumen", sagt Ash Kundra, Mitbesitzer des Londoner "Goldgeschäfts J Blundell & Sons". Die meisten Gegenstände, die in sein Geschäft kommen, stammten allerdings von Schmuckhändlern und nicht von Privatpersonen. "Sie finden ein Paket, das seit fünf oder zehn Jahren dort liegt" und verschrotten es, um die höheren Preise auszunutzen."

Ganz anders ist die Lage in China, wo die Verkäufe von Goldschmuck in diesem Jahr stark zurückgehen, da der wirtschaftliche Schaden durch die tödliche Coronavirus-Krise zunimmt. Die Konsumenten meiden die Öffentlichkeit, um eine Ansteckung zu vermeiden, während sie gleichzeitig ihre Ausgaben auf grundlegende Notwendigkeiten wie Lebensmittel beschränken.

Die meisten Ankäufer von gebrauchtem Goldschmuck zahlen den Verkäufern immerhin etwa 96 Prozent des aktuellen Spotpreises. Dann schmelzen Recycler und Raffinerien das Altgold ein, reinigen es und formen es zu Goldbarren für Münzhersteller und Investoren oder zu Goldpulver für die industrielle Nutzung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...

DWN
Technologie
Technologie Smart Cities: Fluch oder Segen?
22.12.2025

Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. In Städten wie Grevenbroich testen Sensoren, Kameras und KI das urbane Leben der...

DWN
Politik
Politik EU-Ukraine-Finanzierung: Milliardenkredit ohne Zugriff auf russisches Vermögen – die Hintergründe
22.12.2025

Die EU sucht nach Wegen, die Ukraine finanziell zu stützen, ohne neue politische Bruchlinien in der Union zu erzeugen. Doch welche Folgen...

DWN
Finanzen
Finanzen DroneShield-Aktie: Drohnenabwehr boomt durch steigende Bedrohungslage
22.12.2025

Die DroneShield-Aktie legt nach starken Zuwächsen weiter zu. Neue Governance-Regeln stärken das Vertrauen der Anleger, während der Markt...