Deutschland

Produktions-Kapazitäten der deutschen Autobauer sind viel zu hoch: Massenentlassungen drohen

Die Produktionskapazitäten der deutschen Autobauer sind viel zu hoch – die Unternehmen werden deshalb massive Entlassungen vornehmen.
05.04.2020 06:57
Aktualisiert: 05.04.2020 06:57
Lesezeit: 1 min
Produktions-Kapazitäten der deutschen Autobauer sind viel zu hoch: Massenentlassungen drohen
Montage des Audi R8 am Standort Neckarsulm. (Foto: dpa) Foto: Stefan Warter

Im Jahr 2018 wurden in Deutschland 5,120 Millionen Pkw gebaut. Der Automobil-Experte Ferdinand Dudenhöffer hat zwei Szenarien entwickelt, wie sich die Produktion in diesem Jahr entwickelt (siehe auch den DWN-Artikel: „Wegen Corona: Deutsche Automobil-Produktion bricht massiv ein“). Im optimistischen Szenario werden 3,841 Millionen Autos gebaut, das heißt, das Minus von 2020 zu 2018 würde 1,279 Millionen Einheiten betragen (das entspricht fast exakt 25 Prozent, also einem Viertel). Im pessimistischen Szenario werden 3,400 Million Autos gebaut, das heißt, das Minus würde 1,720 Millionen Einheiten betragen (das entspricht fast exakt 33 Prozent, also einem Drittel).

Die Tendenz zeigt also eindeutig nach unten. Dudenhöfer erinnert an die Finanzkrise, nach der die Erholung – wenn sie denn überhaupt eintrat – sehr langsam voranging. So tritt beispielsweise Frankreich seit damals, also seit circa zehn Jahren, auf der Stelle, Deutschland weist lediglich Wachstumsraten von durchschnittlich einem Prozent pro Jahr auf. Die USA schneiden mit 3,8 Prozent pro Jahr besser ab, aber, so Dudenhöffer: „Ein Teil der hohen US-Wachstumsraten sind die Ergebnisse der kalifornischen Internet-Ökonomie mit Google, Apple und anderen Unternehmen. Ohne die Innovationen aus Silicon Valley wäre die US-Wirtschaft deutlich langsamer gewachsen. Aus heutiger Sicht sind ähnliche Entwicklungen weniger erkennbar.“

Und was China angeht: Auch dort sorgt Corona für ein Abflauen der Wirtschaft – zumal niemand weiß, wie stark das Land von dem Virus wirklich betroffen ist. Das Reich der Mitte hat darüber hinaus das Problem, dass die Löhne im Verhältnis zu den Produktionssteigerungen zu stark nach oben gehen – wenn die Lohnblase platzt, könnte die chinesische Volkswirtschaft sich auch in großen Schwierigkeiten wiederfinden.

Die Autobauer können also nicht damit rechnen, dass in den nächsten Jahren die Nachfrage steigen wird. Dudenhöffer schreibt: „Nicht genutzte Produktionskapazitäten länger als drei oder vier Jahre vorzuhalten, macht wenig Sinn. Zu groß ist das betriebswirtschaftliche Risiko, dass danach weiter mit Verlusten gearbeitet werden muss. Also macht es aus betriebswirtschaftlichem Kalkül Sinn, Kapazitäten anzupassen. (…) Wir müssen mit einem deutlichen Abbau der Produktionskapazität in der Autoindustrie in Deutschland rechnen. Umgerechnet könnten das gut 100.000 Arbeitsplätze sein, sprich zwölf Prozent der heutigen 830.000 Arbeitsplätze bei Autobauern und Zulieferern. All dies eher unter optimistischen Annahmen“.

Schwere Zeiten für Deutschlands Autobauer – und schwere Zeiten für die Bundesrepublik. Ein Verlust von 100.000 gut bezahlten Arbeitsplätzen wäre ein schwerer Schlag für das Land.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zeitweise unter 90.000 US-Dollar: Kryptomarkt in extremer Angst
18.11.2025

Der Bitcoin-Kurs ist am Dienstag zeitweise tief gefallen und hat weltweit Unruhe unter Anlegern ausgelöst. Der Fear-and-Greed-Index warnt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Flixtrain bereit zum harten Wettbewerb um Bahn-Kunden
18.11.2025

Im Fernverkehr auf deutschen Schienen herrscht bislang wenig Wettbewerb. Das könnte sich in den kommenden Jahren ändern. Ein kleiner...

DWN
Technologie
Technologie Fliegende Autos: XPeng eröffnet erste Produktionsstätte für Flugfahrzeuge in China
18.11.2025

China eröffnet erstmals industrielle Strukturen für Fahrzeuge, die sowohl am Boden als auch in der Luft nutzbar sein sollen. Wird damit...

DWN
Technologie
Technologie Cloudflare down: Internetdienste X und ChatGPT massiv von Cloudflare-Störung betroffen
18.11.2025

Die Cloudflare-Dienste sind seit Dienstagmittag weltweit massiv gestört, betroffen sind darunter große Plattformen wie X und ChatGPT. Das...

DWN
Finanzen
Finanzen Nokia-Aktie und Nvidia-Aktie im Fokus: Wie die Partnerschaft 5G-Wachstum antreibt
18.11.2025

Die einst vor allem für Handys bekannte Nokia hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und rückt nun wieder in den Fokus von...

DWN
Finanzen
Finanzen Vestas-Aktie im Minus: So sollen 900 gezielte Entlassungen die Ertragsziele stützen
18.11.2025

Die Vestas-Aktie steht derzeit unter Druck. Dass das Unternehmen weltweit 900 Bürostellen abbaut, scheint den Anlegern auch Sorgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erfolg im Job: Warum Diplome nicht mehr über Karrierechancen entscheiden
18.11.2025

Die Anforderungen an Fachkräfte haben sich deutlich verändert, und Arbeitgeber legen zunehmend Wert auf Fähigkeiten, Persönlichkeit und...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität in Europa: Beckedahl kritisiert Bundesregierung
18.11.2025

Deutschland feiert neue Google- und Microsoft-Rechenzentren, während die digitale Abhängigkeit von US-Konzernen wächst. Der...