Politik

Wird die Welt alle 100 Jahre von einer Pandemie verwüstet?

Lesezeit: 1 min
06.04.2020 09:48  Aktualisiert: 06.04.2020 09:48
Es wird behauptet, dass die Welt alle 100 Jahre von einer Pandemie heimgesucht wird, der Millionen Menschen zum Opfer fallen. Doch stimmt diese Behauptung?
Wird die Welt alle 100 Jahre von einer Pandemie verwüstet?
Die aktuelle weltweite Corona-Lage. (Grafik: JHU)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Es sind Jahreszahlen, die sich scheinbar auf erstaunliche Weise gleichen: Im Jahr 1720 die Pest, 1820 die Cholera, 1920 folgt die Spanische Grippe - und nun 2020 das neuartige Coronavirus. Wird die Welt tatsächlich alle 100 Jahre von einer Pandemie heimgesucht? Das wird zumindest in sozialen Medien vorgerechnet.

BEHAUPTUNG: Pandemien treten in einem 100-jährigen Rhythmus auf.

BEWERTUNG: Der Abstand der genannten Infektionen entspricht nur ungefähr 100 Jahren. Zudem ist die Auswahl vollkommen willkürlich. Andere verheerende Seuchen fallen unter den Tisch, um den Anschein eines 100-Jahre-Rhythmus zu erwecken.

FAKTEN: Der Medizinhistoriker Karl-Heinz Leven ist angesichts der 100-Jahre-Theorie skeptisch. "Zwischen den Pandemien traten noch viele weitere Epidemien auf, die hier unterschlagen werden", sagte der Professor der Uni Erlangen-Nürnberg auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Etwa fehlt die Asiatische Grippe. Auch weitere Pandemien wie die Pocken oder Tuberkulose werden nicht genannt.

Dass einige Pandemien zudem im Abstand von circa 100 Jahren auftreten, stimme nur auf den ersten Blick, erklärte Leven. Die erste Cholera-Pandemie datiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf 1817 und nicht auf 1820. Die Spanische Grippe verbreitete sich schon ab 1918 und der Ausbruch des neuartigen Coronavirus begann bereits 2019 in China. "Das heißt, der Ansatz des 100-jährigen Rhythmus ist von Anfang an verfehlt, ungenau und völlig willkürlich. Er erklärt überhaupt nichts", so Leven.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Deutsch-australische Rüstungskooperation: Mehr als Boote und Panzer?
05.05.2024

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock befürwortet eine engere Rüstungskooperation zwischen Deutschland und Australien, da sie betont,...

DWN
Immobilien
Immobilien Die Grunderwerbssteuer: Was Sie unbedingt wissen sollten!
05.05.2024

Jeder, der in Deutschland ein Grundstück erwerben will, zahlt darauf Steuern. Vorne mit dabei: Die Grund- und Grunderwerbssteuer. Doch was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eli Lilly, Merck und Biontech: Deutschland behauptet sich als Pharma-Standort
05.05.2024

Mehr als 250.000 Beschäftigte sind in Deutschland allein in der Pharma-Industrie beschäftigt. Dass die Branche auch in naher Zukunft...

DWN
Finanzen
Finanzen Dispozinsen: Wie sie funktionieren und wie man sie vermeidet
05.05.2024

Dispozinsen können eine teure Überraschung für Bankkunden sein, die ihr Konto überziehen. Dieser Artikel erklärt, wie Dispozinsen...

DWN
Technologie
Technologie EU-China-Beziehung: Droht ein Handelskrieg um Elektroautos?
05.05.2024

Vor Xi Jinpings Besuch in Paris bekräftigt Deutschland seine Haltung im EU-China-Streit um E-Autos. Doch wie wird die EU reagieren?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Europameisterschaft 2024 am Arbeitsplatz streamen: Wie weit geht Arbeitgeber-Toleranz?
05.05.2024

Die Spiele der Europameisterschaft 2024 finden zu Zeiten statt, die nicht ideal für Arbeitnehmer sind. Einige Spiele starten bereits um 15...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handwerksbetriebe in Not: Geschäftslage trübt sich ein
05.05.2024

Die aktuelle Lage im Handwerk bleibt düster, mit einer spürbaren Verschlechterung der Geschäftslage im ersten Quartal 2024 aufgrund...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...