Politik

Corona-Virus droht, Amazonas-Indianer komplett auszulöschen

Das Corona-Virus ist auf die indigenen Völker übergesprungen. Brasilien ist besonders schwer betroffen.
09.04.2020 19:43
Aktualisiert: 09.04.2020 19:43
Lesezeit: 2 min

Die Befürchtungen über die verheerenden Auswirkungen des Coronavirus auf die indigenen Gemeinschaften Südamerikas sind gewachsen, nachdem ein Teenager der brasilianischen Yanomami im Amazonasgebiet positiv auf die Krankheit getestet wurde.

Der 15-Jährige wird Berichten zufolge auf der Intensivstation eines Krankenhauses in Boa Vista, der Hauptstadt von Roraima, dem nordbrasilianischen Bundesstaat, in dem sich ein Großteil des Yanomami-Reservats befindet, behandelt.

Der Teenager wurde letzten Freitag aufgenommen und klagte über Schmerzen in der Brust, Atembeschwerden und Halsschmerzen. Am Dienstag wurde er positiv auf die Krankheit getestet.

Laut Behörden ist der Junge, der letzten Monat nach der Unterbrechung des Schulunterrichts in das Yanomami-Reservat zurückgekehrt sein soll, einer von sieben indigenen Brasilianern, die in den drei Amazonas-Staaten Pará, Amazonas und Roraima positiv auf das Coronavirus getestet wurden.

Fachleute des öffentlichen Gesundheitswesens haben gewarnt, dass das Coronavirus indigene Gruppen in Ländern wie Brasilien, Peru und Venezuela ausrotten könnte. Hochinfektiöse Krankheiten wie Masern, Pocken und Grippeviren haben eine lange und schreckliche Erfolgsgeschichte bei der Dezimierung solcher Gemeinschaften, berichtet der Guardian.

"Wenn dieses Virus in die Dörfer gelangt, wird es eine enorme Menge an Todesfällen verursachen", sagte Sofia Mendonça, eine brasilianische Ärztin für öffentliche Gesundheit, die mit indigenen Gemeinschaften zusammenarbeitet, dem Guardian.

Das Yanomami-Reservat - eine riesige Regenwaldfläche, die größer ist als die Insel Irland - wurde vor fast drei Jahrzehnten gegründet, um die indigenen Volksmitglieder zu schützen, nachdem in den 1980er Jahren Zehntausende Goldminenarbeiter in ihr Land eingedrungen waren. Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro weigert sich, Schutzmaßnahmen für die Indios zu treffen.

Der Kontakt zu diesen Bergleuten erwies sich für die Yanomami als katastrophal: Jeder Fünfte soll in diesem Jahrzehnt an den Folgen von Krankheit oder Gewalt gestorben sein.

Das Domradio weist auf die Gefahr eines regelrechten Völkermords durch das Coronavirus hin. In einem Artikel unter dem Titel “Brasiliens indigene Völker würden Corona nicht überleben. Wiederholt sich die Tragödie von 1492?”: “Wiederholt sich die Geschichte? Als die Europäer 1492 nach Amerika kamen, lebten dort vermutlich rund 50 Millionen Indigene. Um das Jahr 1650 hatten eingeschleppte Krankheiten die meisten von ihnen dahingerafft. Nur noch rund 8 Millionen Ureinwohner waren damals übrig.”

“Das Risiko, dem die isolierten Völker ausgesetzt sind, ist noch einmal viel größer als das aller anderen indigenen Völker. Ein einfacher Schnupfen könnte sie in zwei, drei Tagen töten. Selbst in der restlichen Gesellschaft als normal angesehene Krankheiten wie Masern und Röteln sind lebensbedrohlich für diese Indigenen. Denn dagegen haben sie keine Antikörper”, zitiert das Domradio den Arzt Lucas Albertoni, der über Jahre für den staatlichen Indio-Gesundheitsdienst Sesai indigene Völker betreut hat.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...

DWN
Politik
Politik SPD-Spitze im Umbruch: Bas spricht von historischer Verantwortung
12.05.2025

Die SPD steht nach dem desaströsen Wahlergebnis von 16,4 Prozent bei der Bundestagswahl vor einem umfassenden Neuanfang. In Berlin haben...

DWN
Politik
Politik Beamte in die Rente? SPD und Experten unterstützen Reformidee
12.05.2025

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas erhält Unterstützung aus der SPD für ihren Vorschlag, künftig auch Beamte, Selbstständige und...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Deutlicher Kursrutsch nach Zoll-Einigung zwischen USA und China – jetzt Gold kaufen?
12.05.2025

Der Goldpreis ist am Montagmorgen unter Druck geraten. Der Grund: Im Zollkonflikt zwischen den USA und China stehen die Zeichen auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie bricht ein: Strategischer Umbau und politische Entwicklungen belasten – Chance zum Einstieg?
12.05.2025

Die Rheinmetall-Aktie ist am Montag eingebrochen. Nach dem Rheinmetall-Allzeithoch am vergangenen Freitag nehmen die Anleger zum Start in...