Dem Statistische Bundesamt zufolge lag die Jahresinflationsrate in Deutschland im März 2020 bei 1,4 Prozent. Teurer wurden Strom (plus 4,5 Prozent) und Erdgas (plus 2,3 Prozent). Nahrungsmittel kosteten 3,7 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Tiefer ins Portemonnaie greifen mussten die Menschen in Deutschland vor allem für Fleisch und Fleischwaren sowie für Obst (jeweils plus 8,8 Prozent). Gegenüber Februar stiegen die Verbraucherpreise insgesamt den Angaben zufolge um 0,1 Prozent.
Zudem ist die Einführung einer Fleischsteuer mehr als wahrscheinlich. Künftig könnte bei vielen Deutschen - wie in früheren Zeiten - Fleisch nur noch in Form des “Sonntagsbratens” auf den Tisch kommen. Greenpeace fordert von der Bundesregierung die Einführung einer “Tierwohl-Abgabe”. Zuvor hatte Agrarministerin Klöckner und der Bauernverband die Bürger dafür kritisiert, dass sie zu wenig Geld für teures Fleisch ausgeben. Die Kritik richtete sich an alle Einkommensklassen.
Die Inflationsrate ist ein wichtiger Gradmesser für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Notenbank strebt für den gesamten Euroraum mit seinen 19 Ländern mittelfristig eine Jahresteuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige oder auf breiter Front sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher verleiten, Investitionen aufzuschieben. Das kann die Wirtschaft bremsen.
Die angestrebte Rate hat die EZB trotz Nullzinspolitik und Geldschwemme schon lange nicht mehr erreicht. In der Corona-Krise schwächte sich die Rate wegen der gesunkenen Energiepreise sogar ab. Nach Daten des Statistikamtes Eurostat lagen die Verbraucherpreise im März im gemeinsamen Währungsraum nur 0,7 Prozent höher als vor einem Jahr. Im Februar waren es noch 1,2 Prozent.
Trotz der Geldflut der EZB und milliardenschwerer Rettungspakete der Regierung rechnen mehrere Ökonomen vorerst nicht mit einem Anstieg der Verbraucherpreise. Der jüngste Einbruch des Ölpreises dürfte die Teuerungsrate wohl so stark drücken, dass alle anderen Effekte in den Hintergrund treten, argumentierte beispielsweise Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer jüngst.
Trotz der Corona-Krise sieht das Statistische Bundesamt die Gesamtberechnung der Verbraucherpreise nicht gefährdet. Jeden Monat notieren Preiserheber der Statistischen Landesämter und des Wiesbadener Bundesamtes in Geschäften, was die verschiedensten Produkte kosten. Im März waren die meisten Geschäfte den Angaben zufolge zum Zeitpunkt der Erhebung noch geöffnet. Daneben haben die Statistiker auch Online-Angebote im Blick.
Der größte Teil des Warenkorbs sei trotz der Einschränkungen auch weiterhin abgedeckt, sagte Ute Egner, Referentin für Verbraucherpreise bei der Wiesbadener Behörde, der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Auch unter normalen Bedingungen seien bestimmte Produkte in bestimmten Monaten nicht verfügbar. Dies werde unter anderem durch Fortschreibungsverfahren ausgeglichen. Aktuell setze man zudem verstärkt auf die Erhebung von Preisdaten im Internet.