Politik

„Event 201“: Eine sonderbare Pandemie-Übung kurz vor Ausbruch der Corona-Krise

Lesezeit: 2 min
08.05.2020 11:29  Aktualisiert: 08.05.2020 11:29
Im Oktober 2019 fand in New York eine aus heutiger Sicht sonderbare Pandemie-Übung statt.
„Event 201“: Eine sonderbare Pandemie-Übung kurz vor Ausbruch der Corona-Krise
Ein Smartphone vor dem Times Square in New York. (Foto: dpa)
Foto: Wanted Visual

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Am 18. Oktober 2019 fand in New York eine umfangreiche Pandemie-Simulation mit dem Namen „Event 201“ statt, welche aus heutiger Sicht einige Fragen aufwirft. Die von der Bill & Melinda Gates Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum – WEF) und dem Johns Hopkins Center for Health Security initiierte Übung behandelte den fiktiven Fall einer von einem neuartigen Virus ausgelösten weltweiten Pandemie. Ziel war es dem offiziellen Internetauftritt der Veranstaltung zufolge, Bereiche zu illustrieren, „wo öffentlich-private Zusammenarbeit im Falle einer ernsten Pandemie nötig sei, um weitreichende ökonomische und soziale Folgen abzumildern.“

Mehrere Umstände des „Event 201“ erscheinen im Lichte der heutigen Corona-Pandemie sonderbar:

  1. Alle drei Veranstalter (Bill Gates-Stiftung, Johns Hopkins-Universität und das WEF) spielen in der jetzigen Pandemie eine wichtige Rolle. Gates – der Finanzier der Weltgesundheitsorganisation – gilt als großer Mahner gegenüber der Politik und organisierte jüngst in Zusammenarbeit mit dem WEF eine Spendenaktion, bei der Milliarden an Steuergeldern eingesammelt wurden. Die Johns Hopkins Universität ist jene Organisation, welche die Entwicklung der Corona-Pandemie mit Zahlen unterlegt, die von praktisch allen Regierungen auf der Welt registriert und als Basis für ihre Entscheidungen herangezogen werden.
  2. Auch der Veranstaltungsort ist bemerkenswert, weil New York in den vergangenen Wochen zu einem weltweiten Hotspot der Pandemie avancierte.
  3. Der Zeitpunkt, zu dem „Event 201“ abgehalten wurden, ist ebenfalls interessant. Denn keine drei Monate später grassierte dann tatsächlich die Corona-Welle in China und breitete sich danach über den ganzen Erdball aus. Inzwischen mehren sich auch Meldungen, wonach die Erkrankung bereits im Herbst 2019 in verschiedenen Ländern aufgetaucht sein könnte.

Weil es offenbar verstärkt Nachfragen zur Veranstaltung gibt, sahen sich die Organisatoren gezwungen, eine Erklärung zu veröffentlichen. Darin heißt es:

Im Oktober 2019 leitete das Johns Hopkins Center for Health Security zusammen mit Partnern, dem Weltwirtschaftsforum und der Bill & Melinda Gates-Stiftung, eine Pandemie-Übung namens „Event 201“. In jüngster Zeit hat das Center for Health Security Fragen erhalten, ob die Pandemie-Übung den derzeitigen Ausbruch eines neuartigen Coronavirus in China vorhergesagt habe.

Um es klar zu sagen, das Center for Health Security und seine Partner haben während der Übung keine Vorhersage getätigt. Im Zuge des Szenarios haben wir eine fiktive Coronavirus-Pandemie simuliert, aber wir haben explizit gesagt, dass es sich dabei um keine Vorhersage handelt.

Stattdessen diente die Übung dazu, auf die Vorbereitung hinzuweisen und Problemen zu beantworten, welche wahrscheinlich im Zuge einer sehr ernsthaften Pandemie auftreten würden. Wir prognostizieren überdies derzeit nicht, dass der Ausbruch von nCov-2019 65 Millionen Menschen umbringen werde. Auch wenn unsere Übung einen frei erfundenen, neuartigen Coronavirus beinhaltete, waren die Faktoren, welche wir nutzten, um diesen erfundenen Virus zu modellieren, nicht ähnlich zu nCov-2019.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Commerzbank warnt vor Risiken bei Übernahme durch Unicredit
07.10.2024

Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp sieht bei einer Übernahme durch die italienische Großbank Unicredit große Risiken. Auch der...

DWN
Politik
Politik Kranken- und Pflegeversicherung: Milliardenschweres Finanzloch - Beiträge könnten noch stärker steigen
07.10.2024

Die Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung könnten im kommenden Jahr stärker steigen als bisher befürchtet. Es fehlen Milliarden...

DWN
Politik
Politik BRICS-Alternative zu SWIFT vorerst auf Eis gelegt: Differenzen bremsen Fortschritt
07.10.2024

Die BRICS-Währung bleibt vorerst ein Fernziel. Doch der wachsende Handel in nationalen Währungen und das Interesse neuer Länder wie der...

DWN
Technologie
Technologie Medizin-Nobelpreis an Genregulations-Forscher
07.10.2024

Heute hat in Stockholm die Bekanntgabe der diesjährigen Nobelpreisträger begonnen. Für den Medizin-Nobelpreis steht die Entscheidung...

DWN
Immobilien
Immobilien Zweitimmobilien: Diese steuerlichen Aspekte müssen Sie beachten - Fachanwalt Martin Kahllund im DWN-Interview
07.10.2024

Viele Eigentümer von Immobilien sind sich nicht vollständig über die steuerlichen Auswirkungen bewusst, die ihr Besitz mit sich bringt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit wie zur Corona-Pandemie: Symptome einer beginnenden Arbeitsmarktflaute?
07.10.2024

Gerade hat Bosch bekanntgegeben, die Arbeitszeit von 2.300 Beschäftigten zu kürzen. Auch Konjunkturberichte und Indexe belegen, die Zahl...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konjunktur: Starkes Auftragsminus für Industrie
07.10.2024

Nachdem die Bundesregierung die Wachstumsprognose für Deutschland senken musste, kommt der nächste Dämpfer: Die deutsche Industrie ist...

DWN
Politik
Politik Erbschaftsteuer erhöhen oder senken? Das „Wahlkampfgetöse“ der Parteien beginnt!
07.10.2024

Erben sollen von der Erbschaftsteuer befreit werden, auch wenn sie das Familienheim nicht selbst bewohnen – sondern vermieten. Das ist...