Der globale Warenaustausch ist der Welthandelsorganisation WTO zufolge in der ersten Jahreshälfte wegen der Coronakrise in Rekordtempo eingebrochen. Er sei im ersten Quartal um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen und dürfte im ablaufenden zweiten Vierteljahr um 18,5 Prozent fallen, sagte die in Genf ansässige WTO am Dienstag voraus.
"Der Rückgang des Handels, den wir jetzt erleben, ist historisch gesehen beträchtlich - er wäre sogar der steilste, der jemals verzeichnet wurde", sagte WTO-Generaldirektor Roberto Azevedo. "Aber es gibt hier einen wichtigen Silberstreif: Es hätte viel schlimmer sein können."
Für 2020 insgesamt hatte die WTO im April ein Minus zwischen 13 und 32 Prozent vorausgesagt, dem 2021 ein kräftiges Wachstum von 21 bis 24 Prozent folgen soll. Durch die schnellen Reaktionen der Regierungen - die große Konjunkturpakete aufgelegt haben - sei das pessimistische Szenario für dieses Jahr unwahrscheinlich geworden.
Die Politik habe schneller reagiert als in der Finanzkrise 2008/09, urteilte die Organisation. Zwar habe es in einigen Bereichen wie dem Automobilsektor heftige Einbrüche gegeben, aber andere Branchen wie etwa der Elektronikbereich hätten sich gut gehalten.
Die WTO warnte, dass ein überraschend schwaches Wirtschaftswachstum, umfassendere Handelsbeschränkungen und eine zweite Infektionswelle eine starke Erholung im kommenden Jahr noch verhindern könnten. Der Handel werde in dem Fall womöglich nur um fünf Prozent wachsen.