Finanzen

Handel wäre massiv erschwert: Droht China die Verbannung aus dem globalen Dollar-System?

Die chinesische Regierung muss sich nach Ansicht eines hochrangigen chinesischen Finanz-Beamten auf einen Ausschluss aus dem weltweiten Dollar-Zahlungsverkehr vorbereiten.
25.06.2020 16:15
Aktualisiert: 25.06.2020 16:15
Lesezeit: 2 min
Handel wäre massiv erschwert: Droht China die Verbannung aus dem globalen Dollar-System?
US-Dollar und Renminbi. (Foto: dpa) Foto: Adrian Bradshaw

Die chinesische Regierung sollte sich nach Meinung eines hochrangigen Finanzbeamten im schlimmsten Fall auf einen Ausschluss aus dem weltweiten Dollar-Zahlungsverkehr einstellen, sagte der Vizepräsident der Aufsichtsbehörde China Securities Regulatory Commission, Fang Xinghai, am Montag. „Solche Dinge (Sanktionen – die Red.) sind bereits zahlreichen russischen Unternehmen und Finanzinstitutionen passiert. Wir müssen dafür frühzeitig Vorsorgen treffen – richtige Vorkehrungen, nicht nur psychologische Vorbereitungen“, wird Fang vom Magazin Caixin zitiert.

Fang äußerte seine Meinung vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Machtkampfes zwischen den USA und China und des seit Jahren schwelenden Handelskrieges. Zuletzt hatte die US-Regierung mit Blick auf das chinesische Sicherheitsgesetz für Hongkong damit gedroht, die der chinesischen Sonderverwaltungszone eingeräumten Sonderrechte zu entziehen – harte Sanktionen gegen die chinesische Führung blieben bislang aber aus. Auch die Aktivierung eines in Vorbereitung befindlichen Sanktionsgesetzes gegen China wegen des Hongkonger Sicherheitsgesetzes wurden Medienberichten vom Donnerstag zufolge vom Weißen Haus abgelehnt.

Die South China Morning Post deutet den Kommentar Fangs als Zeichen dafür, dass man sich in Peking durchaus Gedanken macht, wie man einem solchen Schritt begegnen sollte – ohne aber zu erwarten, dass eine solche Strafmaßnahme in absehbarer Zeit bevorstehe.

Tatsächlich wäre ein Ausschluss aus dem von Organisationen wie Swift und dem Clearing House Interbank Payments System getragenen Dollar-Zahlungssystem zwar möglich – eine solche Eskalation hätte aber unabsehbare Folgen und würde den Interessen der US-Regierung auf längere Sicht zuwiderlaufen.

Denn schon seit Jahren versucht China, seine Landeswährung Renminbi als internationale Handels- und später womöglich auch Reservewährung zu positionieren – ein Unterfangen, welches zuletzt mit der Aufnahme des Renminbi in den der Unterlegung der IWF-Kunstwährung „Sonderziehungsrechte“ dienenden Währungskorb einen Schritt vorangekommen war. Auch EZB und Bundesbank legen einen Teil ihrer Währungsreserven seit 2017 beziehungsweise 2018 in Renminbi an.

Ein Ausschluss aus dem weltweit dominierenden Dollar-Zahlungsverkehr würde nur dazu führen, dass die von China vorangetriebenen Alternativen zum US-Finanzsystem (zu welchen inzwischen beispielsweise auch das eigene Zahlungssystem CIIPS und die Entwicklungsbank AIIB gehören) schnell implementiert und von zahlreichen Staaten im Handel mit China genutzt würden.

Noch spielt der Renminbi im Welthandel kaum eine Rolle. Etwa 1,8 Prozent des im Mai abgewickelten Zahlungsverkehrs weltweit entfielen auf Chinas Landeswährung. Rund 41 Prozent wurden hingegen in Dollar, etwa 33 Prozent in Euro und etwa 3,5 Prozent in japanischen Yen getätigt.

Doch auch die Funktion des Dollar als Weltreservewährung ist nicht in Stein gemeißelt, weshalb es nicht im Interesse der USA sein kann, einen harten Schnitt herbeizuführen. Interessanterweise sagte Fang auch, dass die Zukunft des Dollar unsicher sei und verwies als Begründung auf die beispiellose Flutung der Finanzmärkte mit aus dem Nichts geschaffenen Geldes durch die Zentralbank Federal Reserve.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Politik
Politik Plan von Klingbeil: Steuerentlastungen für Unternehmen – das sind die Details
02.06.2025

Die schwarz-rote Koalition will zeigen, dass sie Probleme angeht – auch die schwächelnde Wirtschaft. Finanzminister Lars Klingbeil will...

DWN
Technologie
Technologie Robotikbranche 2025 in schwieriger Phase – Umsatzrückgang droht
02.06.2025

Die deutsche Robotikbranche kämpft 2025 mit rückläufigen Umsätzen und schwankenden Rahmenbedingungen. Welche Teilbereiche sind...

DWN
Finanzen
Finanzen Biontech-Aktie hebt ab: Milliardenkooperation mit US-Pharmaunternehmen
02.06.2025

Die Biontech-Aktie erhält neuen Aufwind: Eine milliardenschwere Allianz mit Bristol-Myers Squibb weckt Hoffnung bei Anlegern und...

DWN
Finanzen
Finanzen Hensoldt-Aktie auf Rekordjagd: Was Anleger jetzt wissen sollten
02.06.2025

Die Hensoldt-Aktie überrascht mit einem historischen Kursfeuerwerk – doch ist der Höhenflug gerechtfertigt? Anleger sollten genauer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KfW-Analyse: Mittelstand zieht sich aus dem Ausland zurück
02.06.2025

Eine aktuelle KfW-Analyse zeigt: Immer mehr Mittelständler ziehen sich aus dem Auslandsgeschäft zurück. Was steckt hinter dem Rückzug...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Personalstrategie: Warum Top-Kandidaten oft scheitern – und was das über unser System verrät
02.06.2025

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Bei der Personalauswahl geht es immer weniger um Kompetenz – und immer mehr um Bauchgefühl,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
02.06.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Politik
Politik Ukraine: Drohnenoffensive gegen Putins Luftwaffe – bringt der Verlust strategischer Bomber Russland zu Zugeständnissen?
02.06.2025

Mitten in den Vorbereitungen für neue Friedensverhandlungen in Istanbul verpasst die Ukraine dem Kreml einen historischen Schlag: Mit...