Politik

„Yes we can“: Demokrat Obama ordnete mehr Drohnen-Angriffe als Bush an

Der Friedensnobelpreis-Träger Barack Obama ordnete während seiner Amtszeit als US-Präsident zehnmal mehr Luftangriffe an als sein Vorgänger George W. Bush. „Ich bin wirklich gut im Töten von Leuten“, soll er gesagt haben. Nun setzt er sich dafür ein, dass der nächste US-Präsident erneut ein „Demokrat“ wird.
31.07.2020 13:13
Aktualisiert: 31.07.2020 13:13
Lesezeit: 2 min
„Yes we can“: Demokrat Obama ordnete mehr Drohnen-Angriffe als Bush an
Der ehemalige US-Präsident Barack Obama (l) hält am 27.07.2016 in Philadelphia (USA) die ehemalige demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton im Arm. (Foto: dpa) Foto: Shawn Thew

Vor seinem Amtsantritt im Jahr 2008 gelobte Barack Obama, die zermürbenden Konflikte Amerikas im Irak und in Afghanistan zu beenden. Während seiner zweiten Amtszeit versprach er, seine Heimat aus einer sogenannten "permanenten Kriegsphase" herauszuholen. Doch er hinterließ ein anderes Erbe. Während der gesamten Amtszeit wurden durchgehend Kriege geführt. Mittlerweile präsentiert er sich über seinen Twitter-Account wieder als friedliebender Mensch.

Im September 2014 ordnete Obama innerhalb weniger Tage in sieben verschiedenen Ländern Luftangriffe an. Bei den Ländern handelte es sich um Afghanistan, Pakistan, Jemen, Libyen, Somalia, Irak und Syrien, berichtet die CNN. Im Verlauf der Luftangriffe wurden Drohnen eingesetzt. Dabei kamen auch Zivilisten ums Leben.

„Obama reduzierte die Zahl der US-Truppen in Kriegsgebieten von 150.000 auf 14.000 und stoppte den Zustrom amerikanischer Soldaten, die in Leichensäcken nach Hause kamen. Er benutzte auch Diplomatie, nicht Krieg, um eine angespannte nukleare Pattsituation mit dem Iran zu entschärfen. Aber er erweiterte die Rolle der Elite-Kommandoeinheiten und den Einsatz neuer Technologien, einschließlich bewaffneter Drohnen und Cyberwaffen, erheblich“, so die Los Angeles Times.

Jon Alterman vom "Center for Strategic and International Studies" sagt, dass unter Obama weiterhin Kriege geführt wurden, lediglich das Konzept der Kriegsführung habe sich verändert.

Am 23. Januar 2009, nur drei Tage nach seiner Präsidentschaft, ordnete Obama seine erste kinetische Militäraktion an: zwei Drohnenangriffe im Abstand von drei Stunden in Waziristan, Pakistan, bei denen bis zu zwanzig Zivilisten getötet wurden, so das Council on Foreign Relations.

Die US-Regierung baute geheime Drohnen-Stützpunkte und andere Einrichtungen in Afrika und im Nahen Osten und schickte Truppen und Kriegsschiffe in den westlichen Pazifik. Sie verlegte auch Truppen und Ausrüstung nach Osteuropa.

Unter der Obama-Regierung wurde eine verfehlte Afghanistan-Politik betrieben. Es gab während seines verdeckten Kriegs gegen den Terror zehnmal mehr Drohnen-Luftangriffe als unter seinem Vorgänger George W. Bush. Die Opfer unter der Zivilbevölkerung in Afghanistan waren hoch. Die Vereinten Nationen (UN) meldeten alleine im Jahr 2016 mindestens 85 Todesfälle, so das Bureau of Investigative Journalism (TBIJ). „Insgesamt 563 Angriffe, hauptsächlich durch Drohnen, richteten sich während der beiden Amtszeiten Obamas gegen Pakistan, Somalia und den Jemen, verglichen mit 57 Angriffen unter Bush“, so das TBIJ.

Während seiner gesamten Amtszeit genehmigte der Präsident dem Council on Foreign Relations zufolge 542 Drohnen-Angriffe. Dabei wurden insgesamt 3.797 Menschen getötet.

Aus dem Enthüllungsbuch „Double Down“ von Mark Halperin und John Heilemann geht hervor, dass Obama alles andere als ein friedliebender Präsident gewesen ist. Der ehemalige US-Präsident soll nach Angaben der Washington Post im Gespräch mit seinen Beratern im Zusammenhang mit seinem Drohnen-Krieg gesagt haben: „Ich bin wirklich gut im Töten von Leuten.“

Obama ist nach wie vor Träger des Friedensnobelpreises, den er 2009, dem Jahr seiner Amtseinführung, „für seine außergewöhnlichen Bemühungen, die internationale Diplomatie und die Zusammenarbeit zwischen Völkern zu stärken“, erhielt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Sicherheitsgarantien Ukraine: Warum Washington plötzlich auf einen Deal drängt
27.11.2025

Wachsende Irritationen in Europa treffen auf ein Washington, das den Ton sichtbar verschärft und ein Friedensabkommen zur Bedingung für...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Studie von KfW Research: Industriestandort Deutschland benötigt mehr Wagniskapital
27.11.2025

Deutschlands Industrie steht unter Druck: KfW Research sieht schrumpfende Wertschöpfung und zu wenig Risikokapital. Chefvolkswirt Dirk...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Immer mehr Arbeitsplätze wandern ins Ausland ab: Wirtschaftsstandort Deutschland wackelt
27.11.2025

Hohe Preise für Energie, belastende Lohnnebenkosten, eine ausufernde Bürokratie und politische Vorgaben des Staates: Immer mehr Firmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Microsoft-Aktie im Fokus: Rekordinvestitionen in Cloud und KI stärken das Wachstum
27.11.2025

Microsoft setzt mit massiven Investitionen in Cloud-Infrastruktur und künstliche Intelligenz auf Wachstum und Innovation. Können diese...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundespräsident Steinmeier: Europa muss Potenzial als Wirtschaftsmacht ausschöpfen
27.11.2025

Krieg, Machtverschiebungen und zähe Entscheidungen in der EU belasten die Wirtschaftsmacht Europa. Auf dem Wirtschaftsforum in Madrid...

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie: Kursrückgang nach enttäuschenden Studien – trotz positivem Analystenkommentar
27.11.2025

Die Novo Nordisk-Aktie steht seit vielen Monaten unter Druck. Auch im Donnerstaghandel an der Frankfurter Börse verbucht die Novo...

DWN
Panorama
Panorama Rabattschlacht: Warum Fake-Shops am Black Friday besonders riskant sind – und wie Sie sie erkennen
27.11.2025

Der Black Friday lockt mit Rekordrabatten – doch zwischen echten Deals verstecken sich zunehmend Fake-Shops. Professionell gestaltet und...

DWN
Immobilien
Immobilien EH-55-Förderung kehrt zurück: Was Bauherren ab Dezember beachten müssen
27.11.2025

Ab Mitte Dezember fließt wieder Geld für Neubauten im EH-55-Standard. Die KfW öffnet ein bekanntes Förderfenster – doch nur unter...