Politik

China schließt als Vergeltungsmaßnahme US-Konsulat in Chengdu

Die USA und China verschärfen ihren seit langem schwelenden Streit. Als Reaktion auf die Schließung eines chinesischen Konsulats in den USA hat China seinerseits die USA aufgefordert, ihre diplomatische Vertretung in der Stadt Chengdu zu schließen.
24.07.2020 09:23
Aktualisiert: 24.07.2020 09:23
Lesezeit: 2 min
China schließt als Vergeltungsmaßnahme US-Konsulat in Chengdu
Wang Wenbin, ein Sprecher des Pekinger Außenministeriums, gestikuliert während des täglichen Briefings. (Foto: dpa) Foto: Ng Han Guan

  • US-Konsulat soll bis Montag geräumt werden
  • China muss Konsulat in Houston/Texas schließen
  • Pompeo wirft China erneut Menschenrechtsverletzungen vor

Das Außenministerium in Peking ordnete am Freitag als Reaktion auf einen entsprechenden Schritt der USA die Schließung des US-Konsulats in Chengdu in der südwestlichen Provinz Sichuan an. Die US-Regierung hatte zuvor von China verlangt, sein Konsulat in Houston im Bundesstaat Texas zu räumen, und zudem gedroht, dass weitere Vertretungen Chinas folgen könnten. "Der Schritt der USA verstößt schwerwiegend gegen internationales Recht, gegen die grundsätzlichen Normen der internationalen Beziehungen und gegen die Bestimmungen der Konsular-Konvention zwischen China und den USA", begründete Chinas Außenministerium seine Entscheidung.

Die USA hatten ohne vorherige Ankündigung der Volksrepublik eine Frist bis diesen Freitag gesetzt, ihr Konsulat in Houston zu räumen. Die Regierung in Peking forderte die USA daraufhin auf, den Schritt zu überdenken und drohte mit Gegenmaßnahmen. Nun erhielten die USA ebenfalls 72 Stunden Zeit, ihr Konsulat in Chengdu zu schließen. Der "Global Times" zufolge läuft die Frist am Montag um 10.00 Uhr (Ortszeit) ab. Die Zeitung wird von der "Volkszeitung" herausgegeben, dem Verlautbarungsorgan der regierenden Kommunistischen Partei.

"Das Außenministerium Chinas hat die US-Botschaft in China über seine Entscheidung informiert, die Genehmigung für die Einrichtung und den Betrieb des US-Generalkonsulats in Chengdu zu entziehen", erklärte das Ministerium. Eine Sprecherin sagte, einige Beschäftigte des Konsulats hätten sich in innere Angelegenheiten Chinas eingemischt, seine Sicherheitsinteressen verletzt und "Aktivitäten gezeigt, die nicht ihren Identitäten entsprochen haben". Details nannte die Sprecherin nicht. Die US-Botschaft in Peking und das US-Außenministerium äußerten sich zunächst nicht zu dem Schritt Chinas.

POMPEO WILL VON VERBÜNDETEN SCHÄRFERES VORGEHEN GEGEN CHINA

Kurz zuvor hatte US-Außenminister Mike Pompeo auf ein entschiedeneres Vorgehen gegen China gedrungen und dem Land unter anderem unfaire Handelspraktiken und Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten müssten "kreativere und energischere Wege" beschreiten, um die Kommunistische Partei Chinas zu einer anderen Haltung zu drängen, sagte Pompeo am Donnerstag (Ortszeit) in Kalifornien. Er bezichtigte China erneut unfairer Handelspraktiken, Menschenrechtsverletzungen und Bemühungen, die amerikanische Gesellschaft zu infiltrieren. Chinas Militär sei "stärker und bedrohlicher" geworden.

Die Beziehungen zwischen den beiden weltgrößten Volkswirtschaften haben sich in den vergangenen Wochen erheblich verschlechtert. Sie streiten erbittert in Handelsfragen, über den Umgang mit dem Coronavirus, über Territorialansprüche Chinas im Südchinesischen Meer und über das neue Sicherheitsgesetz für Hongkong, das tief in die Autonomie der chinesischen Sonderverwaltungszone eingreift.

Das US-Konsulat in Chengdu wurde laut Website 1985 eröffnet. Es gilt als weniger wichtig für den Handel und die wirtschaftliche Aktivität der USA als deren Konsulate in Shanghai, Guangzhou und Hongkong. Allerdings werden in Chengdu einem Wissenschaftler der Fudan-Universität in Shanghai zufolge vor allem Informationen über Tibet und Chinas Entwicklung strategischer Waffen in Nachbarregionen gesammelt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Inflationskrise USA: Warum 2026 zum gefährlichsten Jahr werden könnte
26.12.2025

Die Warnung eines führenden Ökonomen zeichnet ein düsteres Bild für die USA. Die Rückkehr einer hartnäckigen Inflationswelle könnte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Familienunternehmen Voelkel: Mit Ingwer-Shots zur größten Bio-Safterei der Welt
26.12.2025

Voelkel ist bekannt für seine Obst- und Gemüsesäfte aus biologischem Anbau. Stefan Voelkel leitet das Unternehmen in dritter Generation...

DWN
Technologie
Technologie Autonomes Fahren: Bolt bringt chinesische Technologie nach Europa
26.12.2025

Europa erlebt eine neue Phase im Wettbewerb um autonome Mobilität, da chinesische Technologieanbieter zunehmend mit großen...

DWN
Panorama
Panorama Die spektakulärsten Weihnachtsbäume weltweit: Wenn Tradition zur Show wird
26.12.2025

Lichtermeere, Rekordhöhen und ungewöhnliche Kulissen: Rund um den Globus werden Weihnachtsbäume zu echten Spektakeln. Von italienischen...

DWN
Immobilien
Immobilien The Line: Saudi Arabiens hochgestapelte Megacity quer durch die Wüste
26.12.2025

Eines der wohl ambitioniertesten und innovativsten Infrastrukturprojekte unserer Zeit ist The Line. Die von Saudi-Arabien geplante...

DWN
Finanzen
Finanzen Dotcom-Blase der 1990er: Wie Spekulationen den Markt auf den Kopf stellte
26.12.2025

Die späten 1990er Jahre waren geprägt von einem beispiellosen Börsenboom im Technologiesektor, der als Dotcom-Blase bekannt wurde....

DWN
Politik
Politik Demokratie unter Dauerstress: Der globale Trend zur Autokratie
26.12.2025

2026 könnte zum Wendepunkt werden: Von Washington bis Berlin geraten liberale Demokratien unter Druck. Autokraten gewinnen Einfluss,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prognose: Startet die deutsche Wirtschaft 2026 endlich durch?
25.12.2025

Drei Jahre Flaute, kaum Wachstum – doch 2026 könnte die deutsche Wirtschaft endlich drehen. Prognosen deuten auf leichte Erholung,...