Technologie

Entwickelt Tesla gerade eine E-Batterie für Lufttaxis?

Äußerungen des Tesla-Chefs sorgen für Aufregung im Internet. Machen Fortschritte in der Batterietechnik elektrische Flugzeuge bald praktikabel?
27.08.2020 17:36
Aktualisiert: 27.08.2020 17:36
Lesezeit: 2 min
Entwickelt Tesla gerade eine E-Batterie für Lufttaxis?
Ein Raumschiff hat Elon Musk (l) bereits entwickeln lassen. Jetzt könnte bald das Lufttaxi folgen. (Foto: dpa) Foto: Michael Nelson

Elon Musk ist immer wieder für Überraschungen gut: Potentielle Ambitionen zum Bau eines elektrischen Jets muten im Vergleich zu seiner Raumfahrtunternehmung „SpaceX“ zwar fast schon wie Kleinkram an, aber das Internet reagierte euphorisch auf diese Neuigkeit.

Was genau ist passiert? Tesla könnte bald in der Lage sein, Batterien mit einer Energiedichte von 400 Wattstunden pro Kilogramm herzustellen, schreibt Elon Musk. Auf Twitter deutet das Enfant terrible an, dass mit einer Massenproduktion von Batterien dieser Energiedichte in drei bis vier Jahren zu rechnen ist. Zum Vergleich: Die Energiedichte des „Tesla Model 3“ wird auf 260 Wattstunden pro Kilogramm geschätzt.

Steht der Batterie-Technologie also eine Revolution bevor? Nun, von einer Revolution kann man wohl eher nicht sprechen, aber immerhin von einem ziemlich großen Schritt innerhalb der Evolution.

Hierzu werfen wir einen Blick auf den Stand der Dinge bei Elektroautos: Recherchen des Frauenhofer-Instituts zufolge ist durch technische Optimierungen eine mittelfristige Erhöhung der Energie-Kapazitäten für konventionelle Batteriezellen auf 350 Wattstunden pro Kilogramm zu erwarten.

Eine Steigerung auf 400 soll durch eine Verbauung von Lithium-Metall-Anoden möglich werden, was aber völlig neue Technologien in anderen Fertigungsteilen erfordern würde. Konkret sollen Feststoffe statt Flüssigstoffe als Elektrolyt (elektrisches Leitmedium) eingesetzt werden, was auch die Brandgefahr reduzieren würde.

Aktuell forschen jedenfalls zahlreiche Autobauer (darunter auch Tesla) sowie Batterieproduzenten an Feststoff-Batterien als Alternative zu Lithium-Ionen-Akkus. Möglicherweise ist der US-Konzern aber bereits einen Schritt weiter und erschließt im Hintergrund schon komplett neuartigen Technologien, die perspektivisch deutlich höhere Energiedichten und Reichweiten versprechen.

Interessant ist der Tweet dahingehend, dass Musk 400 Wattstunden pro Kilogramm als einen Schwellenwert sieht, ab dem die Entwicklung von elektrisch betriebenen Flugzeugen interessant wird.

Hier würde Tesla einen noch nicht wirklich existierenden Markt betreten, der jedoch jetzt schon einige Mitbewerber aufweist, darunter den Flugzeughersteller „Airbus“, den Autofahrtvermittlungs-Dienstleister „Uber“ und das deutsche Startup „Lilium Jet“. Dessen gleichnamiges elektrisches Flugtaxi ist zwar funktionsfähig aber noch weit davon entfernt, für eine Massennutzung und industrielle Fertigung praktikabel zu sein. Anfang des Jahres geriet die junge Firma außerdem ins Kreuzfeuer der Medien. Auslöser war ein auf der Online-Seite des Luftfahrtmagazins „Aerospace“ veröffentlichter Artikel. Darin zitierte Experten und Wissenschaftler zweifelten unter anderem die technische Machbarkeit der bis 2025 versprochenen 300 Kilometer Reichweite an.

Trotzdem: Elektroantriebe für Flugzeuge (und auch für Schiffe) gibt es bereits und werden weiter erforscht. Gerade die Energiedichte ist allerdings ein großes Problem beim E-Antrieb und die geringen Reichweiten deshalb ein bis heute ungelöstes Dilemma. Andere Energieträger wie Erdöl (11.600 Wattstunden pro Kilogramm) und Wasserstoff (33.000 Wattstunden) haben weitaus höhere Energiedichten.

Eine der großen Hürden, auch beim Bau von Elektroautos, ist genau deshalb die – Stand jetzt – notwendige enorme Größe der Batterien. Die Prototypen für Luft- und Seetransport bewegen sich aus diesem Grund beim Volumen in relativ kleinen Dimensionen. Speziell für die Luftfahrt kommt noch das Problem des Batteriegewichts hinzu.

Sollte Tesla eine Lufttaxi-Sparte eröffnen, ist davon auszugehen, dass Antworten auf diese und viele andere Herausforderungen gefunden wurden oder noch gefunden werden. Bei Elon Musk ist alles möglich

Twitter-Link:

twitter.com/elonmusk/status/1298017332904620033

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Wie der Westen seine Werte in der Wüste verrät: Big Tech versteckt die Probleme unter glänzenden Fassaden
21.06.2025

Big Tech hofiert autoritäre Regime vom Golf – im Tausch gegen Milliarden, Macht und Rechenzentren. Doch hinter der glitzernden Fassade...

DWN
Politik
Politik Deutschland steht vor dem historischen Aufschwung – aber es gibt ein großes Problem
21.06.2025

Mit der faktischen Abschaffung der Schuldenbremse beginnt Deutschland eine neue Ära – mit enormen Investitionen in Militär,...

DWN
Panorama
Panorama KI-Musik auf dem Vormarsch: Gefahr oder Chance für die Musikbranche?
21.06.2025

KI-Musik verändert die Musikbranche – kreativ, disruptiv, kontrovers. Künstler verlieren Kontrolle und Einnahmen. Doch wie weit darf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Disney gegen die KI: Wem gehört das Internet noch?
21.06.2025

Disney zieht gegen Midjourney vor Gericht – und kämpft nicht nur für Mickey Mouse, sondern für unser digitales Eigentum. Wenn selbst...

DWN
Politik
Politik Putins Informationskrieg: Warum der Westen bereits verliert
21.06.2025

Während Russland mit Desinformation und Zynismus die Ordnung zerschlägt, wirkt der Westen wie ein schläfriger Zuschauer. Genau deshalb...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Litauischer Hersteller Altas Auto: Wie Europa exklusive Elektrobusse bekommt
20.06.2025

Während Europas Politik auf Elektro-Transformation pocht, bleibt die Umsetzung zäh. Ein litauischer Hersteller von E-Minibussen will die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Waffen brauchen Rohstoffe: Der stille Machtkampf um die Kriegsmetalle Antimon und Wolfram
20.06.2025

Antimon und Wolfram gelten als Schlüsselfaktoren für die moderne Rüstung. Doch die weltweiten Vorkommen liegen größtenteils außerhalb...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osteuropas KI-Plan: Die EU-Digitalwende kommt nicht aus Brüssel
20.06.2025

Mit fünf strategischen Hebeln will Mittel- und Osteuropa die EU-Digitalspitze übernehmen – ein ambitionierter Plan mit Folgen für die...