Deutschland

Rezession erfasst immer mehr Branchen: Jetzt sind die Fensterbauer dran

Die Umsätze der deutschen Fensterbauer gehen erstmals seit zehn Jahren wieder zurück.
09.09.2020 13:38
Lesezeit: 2 min

Der Fenstermarkt könnte 2020 erstmals seit zehn Jahren wieder ein Minus verzeichnen. Für die Entwicklung im Jahr 2021 könne derzeit angesichts der gegenwärtigen Situation keine belastbare Prognose erstellt werden, so Christian Blanke von der Heinze GmbH auf der Fachtagung „Statistik und Markt“ des Verbandes Fenster + Fassade (VFF). Sein Unternehmen ist ein Händler für Betriebshygenie und Gastronomiebedarf.

„Deutlicher als im Wohnbau gehen 2020 die Zahlen im Nichtwohnbau zurück“, erklärte Holger Lipp, Obmann des Statistischen Ausschusses des VFF, nach der Veranstaltung. „Dies wird natürlich auch Auswirkungen auf den Fenstermarkt haben, die wir allerdings noch nicht beziffern können.“ Er hob die massiven Einflüsse der Corona-Pandemie hervor, die den Bausektor bei „eigentlich besten Voraussetzungen“ wie hohe Wohnungsnachfrage und gute Förderbedingungen getroffen haben.

Wie das Fachportal "embausa.de" berichtet, hatte es im Februar noch ein deutliches Plus bei den Baugenehmigungen von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr, dann kam der Einbruch durch die Corona-Krise. Die werde den Neubau wahrscheinlich stärker treffen als die Modernisierung. "Die Leute beschäftigen sich in der Krise mit ihrem Zuhause", erklärte Lipp. Wobei der Bausektor weniger stark getroffen wurde als andere gesellschaftliche Bereiche. Doch auch im Wohnbau sprach er von einem Rückgang um 6,5 Prozent. Im Nichtwohnbau sei der erwartete Einbruch mit einem Minus von 20 Prozent aber deutlich gravierender. Man habe ohnhin mit einem Einbruch gerechnet, der komme nun noch stärker.

Nach einer Dekade stetigen Wachstums betrug 2019 der Absatz 14,8 Millionen Fenstereinheiten (FE). Das war ein Plus von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der erwartete Rückgang für 2020 beträgt 5,5 Prozent auf dann 13,9 Millionen FE. Das wäre der deutlichste Einbruch seit 2007 und ein Rückgang auf das Niveau von 2016.

Entscheidend für den Rückgang ist das Minus von zehn Prozent beim Fensterabsatz im Neubau, während der Absatzrückgang in der Sanierung lediglich circa zwei Prozent beträgt. „Auch beim Fensterabsatz ist der Nichtwohnbau vom Rückgang stärker als der Wohnbau betroffen“, erklärte Christian Blanke. Das hat auch Auswirkungen auf die verbauten Materialien. Das Rahmenmaterial Metall werde den stärksten Rückgang aller Rahmenmaterialien verzeichnen, es wird vorwiegend im Nichtwohnungsbau eingesetzt. Auch Fenster aus Kunststoff verlieren absolut deutlich, machen aber Marktanteile gut.

Für den Außentürenmarkt gelten dieselben Rahmenbedingungen wie für den Fenstermarkt. Die Studie rechnet hier mit einem Rückgang um vier Prozent des Absatzes: von 1,46 Millionen Stück im Jahr 2019 auf 1,4 Millionen Stück im Jahr 2020.

Schwierig sei, so Lipp, dass sich auf dem Bau fehlende Umsätze in späteren Quartalen kaum aufholen lassen. Ein Problem seien die Baugenehmigungen. Die Kapazitäten in den Ämtern reichten nicht aus, um bei steigender Nachfrage durch Investoren reagieren zu können. Als weiteren Punkt nannte er die Entwicklung der Schlüsselindustrien wie die Automobilbranche. Auch deren Erholung habe, vermittelt über die Kaufkraft, Auswirkungen auf die Baubranche.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Technologie
Technologie Jeder Sechste sorgt sich wegen KI um eigenen Arbeitsplatz
02.12.2025

Künstliche Intelligenz verändert den Arbeitsmarkt rasant. Jeder sechste Beschäftigte in Deutschland fürchtet, dass sein Job bedroht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russische Wirtschaft unter Spannung: Industrie, Konsum und Haushalt schwächeln
02.12.2025

Die wirtschaftliche Lage in Russland wird spürbar fragiler, da strukturelle Schwächen und geopolitische Belastungen zunehmen. Damit...

DWN
Politik
Politik Drohnenabwehreinheit der Bundespolizei in Dienst gestellt
02.12.2025

Die Bundespolizei verstärkt ihre Drohnenabwehr erheblich. Mit 130 Spezialkräften, KI-gestützten Störsystemen und automatischen...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP News: Digitale Zahlungen im Asien-Pazifik-Raum wachsen stark
02.12.2025

XRP, die Kryptowährung von Ripple, könnte sich bald von Bitcoin abkoppeln. In Singapur erhält das Unternehmen eine erweiterte Lizenz, um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das italienische Wunder: Geschaffen mit EU-Geld und Schattenwirtschaft
02.12.2025

Italien feiert eine Hochstufung seiner Bonität und spricht vom „neuen Wirtschaftswunder“. Doch unter der Oberfläche zeigen sich...

DWN
Finanzen
Finanzen Kryptowährung kaufen: So erkennen Anleger gute Einstiegsphasen
02.12.2025

Kryptowährungen gewinnen weltweit an Bedeutung, zugleich bleibt der richtige Einstiegszeitpunkt für viele Anleger schwer zu bestimmen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mindestlohnerhöhung 2026: Praxisleitfaden mit Checkliste und Rechenbeispielen für Betriebe
02.12.2025

Die Mindestlohnerhöhung ab 2026 bringt spürbare Veränderungen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Wie stark Betriebe tatsächlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Schufa öffnet Blackbox: Neuer Score ab Ende März einsehbar
02.12.2025

Ab Ende März 2026 können Verbraucher den neuen Schufa-Score kostenfrei einsehen. Die Berechnung orientiert sich an zwölf...