Ende August wurde Tesla-Chef Elon Musk gefragt, welches die größten Hürden für den Hersteller von E-Autos sind. Seine Antwort: Nickel, das er auch als das neue Gold bezeichnete. Musk versprach einen "gigantischen Vertrag", falls ein Bergbauunternehmen zu niedrigen Kosten und mit minimaler Umweltbelastung Nickel für seine Batterien liefern kann.
Doch es dürfte schwierig werden, ein solches "effizientes und umweltschonendes" Bergbauunternehmen zu finden. Denn die Produktion ist in der Regel alles andere als umweltschonend. In Indonesien etwa, dem weltweit wichtigsten Standort für die Nickelproduktion planen Unternehmen derzeit, Millionen Tonnen Abfall ins Meer zu entsorgen.
Die Äußerungen des Tesla-Chefs zeigen die wachsende Besorgnis in der Elektroautoindustrie über die Lieferungen des Industriemetalls, das für die Erhöhung der Reichweite von Batterien für Elektroautos unerlässlich ist. Die Nachfrage nach Nickel, das auch in rostfreiem Stahl verwendet wird, dürfte sich bis 2030 versechsfachen.
Analysten zufolge werden neue Minen in Kanada und Australien in den nächsten zehn Jahren nur eine geringe Rolle spielen. Vielmehr wird das gesamte Wachstum des Nickelangebots aus Indonesien kommen. Doch dort planen von China unterstützte Projekte, Minenabfälle ins Meer zu entsorgen und einzigartige Korallenriffe und Schildkröten zu schädigen.
"Es könnte das gesamte Vorhaben untergraben, einem Verbraucher ein umweltfreundliches Produkt verkaufen zu wollen, wenn man diese Vorgeschichte hat", zitiert die Financial Times Steven Brown, ein in Jakarta ansässiger Berater und ehemaliger Angestellter des Nickelbergwerks Vale.
Das stellt ein Problem für Autohersteller wie Tesla und Volkswagen dar, die sich verpflichtet haben, die schädlichen Umweltauswirkungen ihrer Batterien zu verringern. "Irgendwann wird es so weit kommen, dass sie indonesisches Nickel nicht umgehen können", sagte Steven Brown.
Nickel ist das zweitteuerste Metall in einer Elektroautobatterie nach Kobalt und wird mit rund 15.000 Dollar pro Tonne gehandelt. Die Hersteller von Elektrofahrzeugen gehen zunehmend zu nickelreichen Technologien über, weil das Metall die Energiedichte der Batterie verbessert, sodass die Fahrzeuge mit einer Aufladung weiter fahren können.
Indonesiens Präsident Joko Widodo möchte von dieser steigenden Nachfrage profitieren und sein Land zum weltweiten Zentrum der Nickelverarbeitung und der Batterieproduktion machen. Um die heimische Verarbeitungsindustrie anzukurbeln, hat Indonesien im Januar den Export von rohem Nickelerz verboten.
Doch bei der Umwandlung von Gestein, das nur etwa 1 Prozent Nickel enthält, in eine für Batterien geeignete Form fallen große Mengen Abfall an. Wenn alle angekündigten Projekte in den Gebieten Nordmaluku und Zentralsulawesi in Produktion gehen, könnten laut Brown rund 50 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr entstehen.
Die Harita-Gruppe, die ein Projekt auf der zentralen Obi-Insel baut, das vom chinesischen Ningbo Lygend unterstützt wird, führt laut eigenen Angaben eine Machbarkeitsstudie über die Entsorgung des Abfalls in mehr als 200 Meter unter dem Meeresspiegel durch, von wo aus er auf den Meeresboden fließen soll.
Mindestens acht Bergbauprojekte weltweit nutzen nach Angaben der NGO Earthworks die Tiefsee-Abfallentsorgung, darunter drei in Papua-Neuguinea, einem Nachbarland von Indonesien, sowie zwei weitere Projekte, bei denen der Abfall in die norwegischen Fjorde gekippt wird.
Laut dem Umweltaktivisten Pius Ginting von der indonesischen Nichtregierungsorganisation AEER wählen viele Unternehmen diese Methode, weil sie billiger ist als eine Entsorgung an Land. Allerdings droht nun die Schädigung eines Gebiets, das reich an Korallenriffen und tropischen Fischen ist.
Die Sorge um die Auswirkungen der Abfallentsorgung in Indonesien werde wahrscheinlich die Entwicklung von Nickelverarbeitungsanlagen verzögern, sagte Jim Lennon, ein Analyst bei Macquarie, und fügte hinzu, dass das Projekt von Harita wahrscheinlich das einzige sei, das vor 2022 beginnen werde.
Doch die Hersteller von Elektroautos sind stark abhängig von indonesischem Nickel, was im krassen Widerspruch zum Anspruch steht, eine saubere Alternative zu herkömmlichen Antrieben zu sein. "Das Ergebnis ist, dass wir saubere Luft in unseren Städten haben - aber dann zerstören wir ein Gebiet mit reicher biologischer Vielfalt", so Ginting.
Möglicherweise sind sogar der viel kritisierten Dieselautos umweltfreundlicher als Elektroautos. Lesen Sie dazu morgen, wie stark der vergleichsweise saubere Diesel zuletzt in Deutschland in die Krise geraten ist und warum diese Krise nicht technologisch, sondern politisch verursacht ist.