Politik

Vor Corona: EU erarbeitete Aktionsplan zur umfassenden Impfung der Bevölkerung

Die EU-Kommission hatte zwei Jahre vor der Corona-Pandemie eine „Roadmap zur Impfung“ für die öffentliche Gesundheit ausgearbeitet. Zu den Zielen gehörten unter anderem: „Intensivere Überwachung der Impfbereitschaft in allen Altersgruppen, auch bei Beschäftigten des Gesundheitswesens. (…) Bekämpfung der Verbreitung von Falschinformationen im digitalen Zeitalter, die auch über Landesgrenzen hinweg verbreitet werden“ und die Einführung einer „gemeinsamen Impfkarte, die grenzüberschreitend elektronisch geteilt werden kann“.
28.11.2020 21:26
Aktualisiert: 28.11.2020 21:26
Lesezeit: 3 min

Aus einem Dokument der EU-Kommission („MITTEILUNG DER KOMMISSION AN DAS EUROPÄISCHE PARLAMENT, DEN RAT, DEN EUROPÄISCHEN WIRTSCHAFTS- UND SOZIALAUSSCHUSS UND DEN AUSSCHUSS DER REGIONEN“) unter dem Titel „Verstärkte Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von durch Impfung vermeidbaren Krankheiten“, das auf den 26. April 2018 datiert ist, geht hervor:

„Zu den dringlichsten Herausforderungen gehören die zunehmende Impfskepsis (verspätete Zustimmung oder Ablehnung von Impfstoffen trotz verfügbarer Impfangebote), die Eindämmung übertragbarer Krankheiten, die durch Impfungen verhindert werden können, Aufrechterhaltung einer hohen Durchimpfungsquote und die Gewährleistung des gleichen Zugangs zu Impfungen für alle Alters- und Bevölkerungsgruppen. Die finanzielle Tragfähigkeit von Impfprogrammen ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung, um stärkere Unterstützung für die Überwachung der Auswirkungen und Wirksamkeit von Impfstoffen, die Verringerung der Gefahr von Engpässen und den Kampf gegen Impfskepsis und deren Auswirkungen auf Immunisierungsprogramme sicherzustellen. Die Impfskepsis gibt in Europa und weltweit zunehmend Anlass zur Sorge, weil die Gefahr besteht, dass damit der Wert von Impfungen für die öffentliche Gesundheit unterminiert wird.“

Zur Säule I – „Überwindung der Impfskepsis und Verbesserung der Durchimpfungsrate Wichtigste Herausforderungen“ führt die EU-Kommission aus:

„Die Impfskepsis und deren Auswirkungen auf die Immunisierungsprogramme sind in Europa und weltweit zunehmend Anlass zur Sorge. In Europa sind Sicherheitsbedenken ein bestimmender Faktor bei der Impfskepsis sowohl in der allgemeinen Öffentlichkeit als auch bei Fachkräften im Gesundheitsbereich.“

Ziel der vorrangigen Aktivitäten sollte nach Angaben der EU-Kommission sein:

„· Intensivere Überwachung der Impfbereitschaft in allen Altersgruppen, auch bei Beschäftigten des Gesundheitswesens, entsprechend allgemeinen Leitlinien und Methoden und Austausch dieser Daten auf EU-Ebene.

· Intensivierung der effektiven Anwendung der Unionsvorschriften zum Schutz der Beschäftigten des Gesundheitswesens, insbesondere durch die Sicherstellung der angemessenen Ausbildung der Beschäftigten des Gesundheitswesens, die Überwachung ihres Immunisierungsstatus und, wo nötig, das aktive Angebot von Impfungen.

· Bildung einer Impfkoalition aus den europäischen Verbänden der Beschäftigten des Gesundheitswesens, die die Öffentlichkeit korrekt informiert, irrige Annahmen widerlegt und bewährte Verfahren austauscht.

· Optimierung der Sensibilisierungsmaßnahmen, unter anderem durch Partnerschaften mit dem Bildungssektor und den Sozialpartnern, und der Aktionen, die an die Medien gerichtet sind.

· Bekämpfung der Verbreitung von Falschinformationen im digitalen Zeitalter, die auch über Landesgrenzen hinweg verbreitet werden,

· Im Rahmen des Zyklus „Gesundheitszustand in der EU“ Erstellung eines Berichts zum Thema Vertrauen in Impfstoffe in der EU, um Daten für Maßnahmen auf nationaler und EU-Ebene zu gewinnen.

· Besserer Zugang zu objektiven und transparenten Informationen über Impfstoffe und deren Sicherheit, nach einer Prüfung des Informationsbedarfs in der Bevölkerung - ebenso wie bei den Beschäftigten des Gesundheitswesens.

· Feststellung der Hindernisse, die für den Zugang und Unterstützungsmaßnahmen bestehen, um für benachteiligte und ausgeschlossene soziale Gruppen den Zugang zu Impfungen zu verbessern.

· Förderung der Verhaltensforschung, um die kontextspezifischen ausschlaggebenden Faktoren (...), und Planung von bedarfsgerechten Interventionsstrategien.

· Entwicklung von faktengestützten Instrumenten und Leitlinien auf EU-Ebene zur Unterstützung der Länder, damit sie auf Krisensituationen eingestellt sind, ihnen zuvorkommen bzw. darauf richtig reagieren.“

Aus einem weiteren Dokument der EU-Kommission, das lange vor der Corona-Krise erstellt wurde, geht eine „Roadmap zur Impfung“ hervor:

Aus einer Mitteilung der EU-Kommission, die auf den 26. April 2018 datiert ist, geht hervor, welche Vorschläge gemacht werden, um eine nachhaltige Impfpolitik zu erzielen:

  • Entwicklung und Umsetzung nationaler und/oder regionaler Impfpläne bis 2020, einschließlich eines Ziels von mindestens 95 Prozent Impfschutz für Masern;
  • Einführung routinemäßiger Überprüfungen des Impfstatus und regelmäßiger Impfmöglichkeiten in verschiedenen Lebensphasen, beispielsweise an Schulen und am Arbeitsplatz;
  • Präsentation von Optionen für eine gemeinsame Impfkarte , die grenzüberschreitend elektronisch geteilt werden kann;
  • Einrichtung eines europäischen Impfinformationsportals bis 2019, um objektive, transparente und aktualisierte Online-Nachweise über den Nutzen und die Sicherheit von Impfstoffen bereitzustellen;
  • Minderung des Risikos von Engpässen durch Entwicklung eines virtuellen Repository-EU-Data-Warehouse mit Informationen zu Impfstoffbeständen und Erleichterung des freiwilligen Informationsaustauschs über verfügbare Lieferungen und Engpässe bei wesentlichen Impfstoffen;
  • Ausstattung aller Beschäftigten im Gesundheitswesen mit der erforderlichen Schulung, um sicher Impfungen durchzuführen und zögernde Verhaltensweisen anzugehen;
  • Einberufung einer Koalition für Impfungen , um europäische Verbände von Beschäftigten im Gesundheitswesen sowie einschlägige Studentenverbände vor Ort zusammenzubringen, um sie zu verpflichten, der Öffentlichkeit genaue Informationen zu liefern, Mythen zu bekämpfen und bewährte Verfahren auszutauschen;
  • Einrichtung eines europäischen Systems zum Informationsaustausch , um Wissen zu sammeln und Leitlinien für einen zentralen Impfplan der EU bis 2020 (...) zu entwickeln, die die EU-Mitgliedstaaten (...) gemeinsam vereinbaren;
  • Stärkung der Partnerschaften und Zusammenarbeit bei der Impfung mit internationalen Partnern;

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Solarförderung – Reiches Pläne sorgen für Gegenwind
11.08.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) will die staatliche Förderung für neue kleine Solaranlagen streichen. Der...

DWN
Politik
Politik Betriebliche Altersvorsorge: Reform der bAV - das soll sich per Gesetz bei der Betriebsrente ändern
11.08.2025

Die betriebliche Altersvorsorge (bAV) soll die zweite Säule der Rente neben der gesetzlichen und der privaten Vorsorge sein. Leider ist...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Berentzen gibt nicht auf – Streit mit Paulaner um Spezi-Design eskaliert
11.08.2025

Im Rechtsstreit um das Spezi-Getränk zwischen dem niedersächsischen Getränkehersteller Berentzen und Paulaner startet die nächste...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mercedes-Aktie kämpft schwer – Einblicke vom Konzernchef
11.08.2025

Mercedes-Benz meldete zuletzt einen deutlichen Gewinneinbruch. Konzernchef Ola Källenius spricht von einem komplexen Umfeld und benennt...

DWN
Finanzen
Finanzen KI-Sektor nicht nur Nvidia: Wo Anleger Wachstumspotenzial finden können
11.08.2025

KI ist mehr als Nvidia – doch ohne Strom, Daten und Infrastruktur droht der Hype zu platzen, warnt Kapitalmarktprofi Mantvidas Žėkas...

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie nach 5-Jahrestief volatil: Wie geht es weiter und welche Rolle spielen die US-Börsen?
11.08.2025

Die Novo Nordisk-Aktie zeigt sich zum Start in die neue Handelswoche volatil. Nach einer Abstufung der UBS war das Papier des dänischen...

DWN
Politik
Politik Rutte warnt: Trump testet Putin – droht Frieden über Köpfe der Ukrainer hinweg
11.08.2025

NATO-Chef Mark Rutte lobt Donald Trump für dessen Gipfel mit Wladimir Putin – doch hinter den Kulissen wächst in Europa die Sorge vor...

DWN
Politik
Politik Merz erklärt Teilstopp der Rüstungsexporte an Israel – Praxis wohl kaum betroffen
11.08.2025

Bundeskanzler Friedrich Merz hat den angekündigten Teilstopp von Rüstungsexporten an Israel näher erläutert. Laut einem internen Papier...