Deutschland

Bund und Länder beschließen weitere Bewegungs-Einschränkungen

Kanzlerin Angela Merkel und die 16 Ministerpräsidenten haben sich auf eine weitere Verschärfung der Corona-Maßnahmen geeinigt.
05.01.2021 15:09
Aktualisiert: 05.01.2021 15:09
Lesezeit: 2 min
Bund und Länder beschließen weitere Bewegungs-Einschränkungen
Manuela Schwesig (SPD), die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, sitzt in der Staatskanzlei bei der Video-Schaltkonferenz zur Entwicklung der Corona-Pandemie vor einem Monitor, auf dem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Michael Müller (SPD), der Regierende Bürgermeister von Berlin, zu sehen sind. (Foto: dpa) Foto: Jens Büttner

Bund und Länder haben sich zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie auf weitere Kontakt-Einschränkungen verständigt. Kanzlerin Angela Merkel und die 16 Ministerpräsidenten einigten sich am Dienstag nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters ab einem bestimmten Infektionsgeschehen auf eine begrenzte Bewegungsfreiheit. Davon betroffen sind derzeit laut Daten des Robert-Koch-Instituts 67 Landkreise, viele davon in Sachsen und Thüringen. Zudem sollen die privaten Kontakte generell weiter eingeschränkt werden. Diese Maßnahmen und die bereits verhängten Auflagen sollen bis zum 31. Januar gelten. Unklar blieb zunächst der weitere Umgang mit Schulen und Kindertagesstätten.

In Landkreisen mit einer Sieben-Tages-Inzidenz von über 200 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern werden die Länder lokale Maßnahmen ergreifen "zur Einschränkung des Bewegungsradius auf 15 km um den Wohnort, sofern kein triftiger Grund vorliegt", heißt es in dem Beschluss, wie Reuters aus Verhandlungskreisen erfuhr. Tagestouristische Ausflüge seien diesbezüglich "explizit" kein triftiger Grund. Spitzenreiter der Landkreise, die den Schwellenwert von 200 derzeit laut Daten des RKI überschreiten, sind Meißen (493), Altenburger Land (463) sowie Vogtland (435), die in Sachsen und Thüringen liegen.

Zudem greifen weitere Kontakteinschränkungen. Private Zusammenkünfte sollen "nur alleine, mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person oder im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstandes gestattet" sein. Unstrittig war zudem die weitere Schließung von Gastronomie, Freizeit- und Kultureinrichtungen sowie des Einzelhandels bis Ende Januar.

Unklar blieb zunächst aber, ob es regionale Schulöffnungen nach dem 10. Januar geben soll. In der Beschlussvorlage hieß es, dass die Schulen generell bis Ende Januar geschlossen bleiben sollen. Bei einer "deutlichen Verbesserung des Infektionsgeschehens" soll in einzelnen Ländern zunächst in den Jahrgängen eins bis sechs eine Rückkehr zum Präsenzunterricht ab Anfang Februar ermöglicht und in einem weiteren Schritt Hybridunterricht (Wechselmodell) verlängert werden. Noch offen war, ob bereits im Januar für Grundschüler bei zurückgehenden Infektionen Wechselunterricht angeboten werden kann.

SORGE ÜBER MUTIERTES VIRUS AUS GROSSBRITANNIEN

Das Robert-Koch-Institut meldete am Dienstag 11.897 Neuinfektionen. Die Gesamtzahl der Infizierten in Deutschland stieg damit auf knapp 1,79 Millionen. Die Zahl der Todesfälle legte um 944 auf 35.518 zu. Das RKI gab die Sieben-Tage-Inzidenz mit 134,7 an. Sie beschreibt, wie viele Menschen pro 100.000 Personen sich innerhalb einer Woche anstecken. Bund und Länder haben als Zielmarke für Lockerungen der Auflagen den Wert 50 ausgegeben.

Wegen der Sorge vor einer Ausbreitung einer aus Großbritannien kommenden Coronavirus-Mutation müsse darüber geredet werden, ob Kontaktbeschränkungen weiter verschärft werden sollten, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) in der ARD. Die Virusmutation B117 gilt als sehr viel ansteckender und sorgt in Großbritannien derzeit dafür, dass die Zahl der Neuinfektionen in die Höhe schießt. Premierminister Boris Johnson verschärfte deshalb den Lockdown. Der Charite-Virologe Christian Drosten verwies in einer Expertenanhörung mit Merkel und einigen Ministerpräsidenten nach Teilnehmerangaben auch auf die Gefahr einer zweiten Virusmutation, die sich in Südafrika stark ausgebreitet hat.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow setzte sich für strengere Maßnahmen ein. Dies sei der einzige Weg, um die Zahlen herunterzubekommen, sagte er im Deutschlandfunk. Er selbst habe zu lange gedacht, dass mit "einem soften Lockdown" ein "Wellenbrecher" gelinge.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...