Finanzen

Gegen das Bargeld: EU-Kommission will europaweite Obergrenze für Bar-Zahlungen

Die EU-Kommission erwägt eine europaweite Obergrenze bei der Nutzung von Bargeld. Experten der Kommission behaupten, dass sie dadurch gegen die Geldwäsche vorgehen wollen. Doch an der Bargeldabschaffung haben vor allem Geheimdienste in Interesse, sagen Ökonomen.
26.01.2021 22:39
Aktualisiert: 26.01.2021 22:39
Lesezeit: 2 min
Gegen das Bargeld: EU-Kommission will europaweite Obergrenze für Bar-Zahlungen
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. (Foto: dpa) Foto: Marijan Murat

Die EU-Kommission plant, bei Bargeldgeschäften eine europaweite Obergrenze durchzusetzen. Dadurch soll angeblich die Geldwäsche bekämpft werden. Die „SZ“ führt in einem Bericht aus: „Die Kommission schlägt drei Optionen vor, wie auf diesen Missstand zu reagieren sei. Doch das Dokument lässt keinen Zweifel daran, was der Favorit der Behörde ist: eine EU-weite Obergrenze für Bargeldzahlungen von 10.000 Euro, wobei Mitgliedstaaten das Recht hätten, niedrigere Limits zu setzen.“

Der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber, meint die EU-Kommission sei „auf dem falschen Weg, wenn sie den Kampf gegen Geldwäsche als Kampf gegen Bargeld missversteht“. Die EU-Kommission unterstützt Pläne der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Einführung eines digitalen Euros. „Das erfordert die Digitalisierung der Wirtschaft und des Finanzwesens“, sagte Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis dem „Handelsblatt“ und anderen europäischen Medien. „Wir beobachten, dass die Bedeutung des Bargeldes schrittweise zurückgeht. Ein digitaler Euro ist eine zusätzliche Möglichkeit zum Bezahlen und Sparen“, so Dombrovskis.

Die österreichische Nationalbank hatte im Dezember 2020 eine Informationskampagne gestartet, die das Bargeld unterstützt (HIER).

Um die Nutzung von Bargeld zu garantieren, hatten die Deutschen Wirtschaftsnachrichten zuvor vorgeschlagen, dass der Besitz von Bargeld im Grundgesetz verankert wird (HIER). Diese Forderung wurde noch von keiner einzigen Partei im Bundestag aufgegriffen. Auch nicht von jener Opposition, die in anderen Fragen immer ziemlich laut protestiert.

Der Ökonom Norbert Häring hatte zuvor in einem Interview mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten gesagt: „Wer von dem Ausmaß der weltweiten Überwachung durch die Geheimdienste gehört hat, der muss doch extrem naiv sein, wenn er akzeptiert, dass alle unsere Finanztransaktionen digital und überwachbar werden. Überwachbar heißt überwacht. Da gibt es kaum noch einen Unterschied. Und die Zahlungsdaten werden immer feiner, weil immer genauer abgerechnet wird. Wer ist genau wann und wo in welchen Zug oder welchen Bus gestiegen und wann ist er wo wieder ausgestiegen? Wer hat wann und wo ein Fahrrad gemietet und wann und wo wieder abgestellt? All das muss schon zu Abrechnungszwecken aufgezeichnet werden. Was wir im Laden oder im Internet kaufen, erfährt künftig nicht nur die Bank und der Händler, sondern auch noch der Mobile-Payment-Anbieter und womöglich die Kreditkartenfirma, mit der er zusammenarbeitet. Und alle sind mindestens so sehr an der Verwertung und dem Verkauf dieser Daten interessiert, wie an den Gebühren. Wer hat eine heimliche Geliebte und ist damit erpressbar? All das können Geheimdienste dann fast auf Knopfdruck von jedem wissen. Für die Demokratie ist das verheerend.“

Auf die Frage, ob es denn auch eine geopolitischen Hintergrund bei der Abschaffung des Bargelds und Einführung gebe, antwortete Häring: „Ganz deutlich. Sie müssen sich nur die Schlüsselmitglieder der Better Than Cash Alliance (Besser als Bargeld Allianz) und ähnlicher Gruppen anschauen, die weltweit an der Zurückdrängung des Bargelds und der vollständigen Digitalisierung des Zahlungsverkehrs arbeiten. Das sind die amerikanischen Informationstechnologiekonzerne wie Microsoft, amerikanische Finanzdienstleister wie Citi, Mastercard, Visa und Paypal, beziehungsweise mit den betreffenden Unternehmen verbundene Stiftungen, außerdem das US-Außenministerium und die Weltbank in Washington.“

Weitere Artikel zum Thema:

Mächtige Bargeld-Gegner erleiden in ihrer Hochburg schwere Niederlage

Corona-Krise: Der Großangriff auf das Bargeld

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Micron Technology-Aktie und der KI-Boom: Experten sehen Parallelen zu Nvidia
19.12.2025

Der KI-Boom verändert den Halbleitermarkt und lenkt den Blick auf Speicherhersteller. Kann die Micron Technology-Aktie dauerhaft von...

DWN
Politik
Politik EU lockert Gentechnik-Vorgaben: Was sich im Supermarkt ändert und wo Chancen und Risiken liegen
19.12.2025

Die EU stellt die Weichen für lockerere Gentechnik-Vorgaben – mit Folgen für Supermärkte, Kennzeichnung und Landwirtschaft....

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt SumUp-IPO 2026: Wie SumUp-Gründer Daniel Klein eines der größten Fintechs Europas an die Börse bringt
19.12.2025

Ob Taxi oder Dönerbude: Die kleinen weißen SumUp-Terminals haben die Kartenzahlung in deutschen Kleinstbetrieben etabliert. Nun führt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verbrenner-Aus: EU lockert Vorgaben und setzt den Fokus auf Unternehmen und Hersteller
19.12.2025

Die Europäische Kommission richtet ihre Verkehrsklimapolitik neu aus und verändert damit die Rahmenbedingungen für Industrie und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose 2026: Kurs erholt sich – Experten streiten über den weiteren Weg
19.12.2025

Der Bitcoin-Kurs schwankt, die Jahresendrally bleibt aus – und doch überbieten sich Experten mit kühnen Zielen. Zwischen 87.900 Dollar...

DWN
Finanzen
Finanzen Jetzt die besten Dividenden-Aktien kaufen: Diese Titel überzeugen Experten von Morningstar
19.12.2025

Dividenden gelten für viele Anleger als stabiler Ertragsanker in unsicheren Marktphasen. Doch woran lässt sich erkennen, welche...

DWN
Politik
Politik E-Autos: Kfz-Steuerbefreiung bei Elektroautos bis 2035 verlängert
19.12.2025

Elektroautos sollen länger steuerfrei bleiben – doch die neuen Regeln haben einen Haken. Ein Beschluss im Bundesrat verschiebt Fristen,...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Finanzierung bis 2027: EU einigt sich auf 90 Milliarden Euro – Moskau spottet
19.12.2025

Die EU hat sich nach zähem Ringen auf eine Ukraine-Finanzierung bis 2027 geeinigt. Ein zinsloser Kredit über 90 Milliarden Euro soll...