Unternehmen

Bahntechnik-Hersteller Alstom bietet mit Megafusion China die Stirn

Der französische Konzern Alstom hat die Zugsparte von Bombardier übernommen und positioniert sich damit als Konkurrent zu dem chinesischen Zuggiganten CRRC.
29.01.2021 16:23
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der französische Bahntechnik-Hersteller Alstom hat die Zugsparte von Bombardier übernommen und will nun dem chinesischen Weltmarktführer CRRC die Stirn bieten. Für Alstom und die Branche sei der milliardenschwere Zusammenschluss ein "einzigartiger Augenblick", teilte Konzernchef Henri Poupart-Lafarge am Freitag in Saint-Ouen bei Paris mit.

Die neue Alstom-Gruppe hat einen Umsatz von rund 15,7 Milliarden Euro, ein Auftragsbuch im Wert von 71,1 Milliarden Euro und beschäftigt in 70 Ländern rund 75.000 Menschen. Nach Branchenangaben ist der neue Konzern mit starken Standbeinen in Europa und Nordamerika die weltweite Nummer zwei. Für die seit längerem vorbereitete Übernahme wurden 5,5 Milliarden Euro fällig.

Deutschland ist laut Poupart-Lafarge ein wichtiger Markt: "Mit 9000 Mitarbeitern in Deutschland und Entwicklungszentren mit Spitzentechnik können wir allen Mobilitätsanbietern zugeschnittene Lösungen anbieten, die in Deutschland vereinbart und von dort aus geliefert werden", sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Paris. "Das ist wichtig." Geplant sei eine eigenständige Regionalorganisation, zu der auch die Schweiz und Österreich gehören sollen.

Auf die Frage zu einem Umbau in Deutschland und der Zukunft der Werke sagte Poupart-Lafarge, es würden alle Kräfte der beiden nun vereinten Unternehmen gebraucht, um die Aufträge abzuarbeiten. "Der Erfolg der Integration ist vorrangig." Der Hersteller werde künftig mit der Marke Alstom auftreten. "Die Marke Bombardier bleibt im Luftverkehr." Der Verkäufer der Zugsparte, der kanadische Bombardier-Konzern, stellt auch Flugzeuge her.

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zeigte sich zuversichtlich für die Zukunft des Werkes. "Das ist für Hennigsdorf und für die gesamte Hauptstadtregion als wichtigem Standort des Schienenfahrzeugbaus von großer Bedeutung", sagte er. Die Landesregierung habe den Fusionsprozess begleitet und den Eindruck gewonnen, dass die Verhandlungspartner um einen fairen Interessenausgleich bemüht waren, sagte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD). Auch die Belange der Arbeitnehmer seien stets im Blick behalten worden.

Die Gewerkschaft IG Metall forderte baldige Klarheit zu Arbeitsplätzen und Standorten. "Die Belegschaften haben unter schwierigsten Pandemiebedingungen die Produktion aufrechterhalten und ihren Teil für einen reibungslosen Ablauf des Zusammenschlusses beigetragen", teilte die IG-Metall-Bezirksleiterin Berlin-Brandenburg, Birgit Dietze, mit.

Die Bahntechnik-Branche sei erheblich von der Corona-Krise und deren wirtschaftlichen Folgen betroffen, sagte Poupart-Lafarge. "Die Klima-Krise wird bleiben. Und sie zwingt uns zu einer Mobilität, die sauberer ist." Deshalb sei er von den guten Aussichten für die Branche überzeugt. Großaktionär des neuformierten Konzern ist der kanadische Pensionsfonds Caisse des Dépôts et des Placements du Québec" (CDPQ) mit 17,5 Prozent. Alstom baut unter anderem den Expresszug TGV und Regionalzüge.

Die EU-Wettbewerbshüter hatten im vergangenen Juli grünes Licht für den Deal gegeben. Der neue Verbund muss Produktionsanlagen abgeben, unter anderem am Standort Hennigsdorf bei Berlin. Nach früheren Angaben wird mit dem tschechischen Unternehmen Skoda Transportation verhandelt. Alstom werde die Verkäufe wie mit Brüssel vereinbart abschließen, versicherten die Franzosen. Betroffen ist auch ein Alstom-Werk im Elsass.

In der Zugsparte des kanadischen Bombardier-Konzerns hatte es in den vergangenen Jahren mehrfach Umstrukturierungen gegeben. Bombardier ist besonders im Osten Deutschlands stark vertreten. 2200 Stammbeschäftigte und Leiharbeiter arbeiten in Hennigsdorf bei Berlin und 1000 in Bautzen. 800 Mitarbeiter gibt es in Görlitz - so wie auch an den westdeutschen Standorten Mannheim und Siegen. In Kassel sind es 600. Kleinere Standorte sind Braunschweig und Berlin.

Vor rund zwei Jahren war eine zunächst geplante Fusion zwischen Alstom und der Zugsparte von Siemens am Widerstand der EU-Wettbewerbshüter gescheitert. Dieses Veto hatte zu erheblicher Verstimmung in Berlin und Paris geführt.

Alstom nahm zur internationalen Marktposition im Detail keine Stellung. Dem Hamburger Beratungsunternehmen SCI Verkehr und anderen Branchenquellen zufolge liegt der neue Verbund deutlich hinter dem chinesischen Branchenriesen CRRC.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Siton Mining: Mining mit BTC, XRP und DOGE.Verdienen Sie 8.600 $ pro Tag an passivem Einkommen

Auf dem volatilen Kryptowährungsmarkt ist die Frage, wie sich die täglichen Renditen digitaler Währungen maximieren lassen, anstatt sie...

 

 

DWN
Finanzen
Finanzen Topmanager erwarten Trendwende bei Börsengängen
17.09.2025

Nach Jahren der Flaute sehen Topmanager eine Trendwende am Markt für Börsengänge. Warum Klarna den Wendepunkt markieren könnte und was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Solar-Krise: Solarfirma Meyer Burger schließt Standorte - 600 Beschäftigten gekündigt
17.09.2025

Rettung geplatzt: Warum auch Investoren keinen Ausweg für den insolventen Solarmodul-Hersteller Meyer Burger sehen und was jetzt mit den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinesische Waren: Europas Industrie gerät zunehmend unter Druck
17.09.2025

Chinesische Waren fluten Europa. Subventionen aus Peking drücken Preise, während Europas Industrie ins Hintertreffen gerät. Deutschland...

DWN
Politik
Politik AfD stärkste Kraft: AfD zieht in YouGov-Umfrage erstmals an der Union vorbei
17.09.2025

Die AfD zieht in der Sonntagsfrage an der Union vorbei – für die SPD geht es minimal aufwärts. Eine Partei, die bislang nicht im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft TOP10 Biotech-Unternehmen: Was Anleger jetzt wissen müssen
17.09.2025

Biotech-Unternehmen dominieren mit GLP-1 und Onkologie – doch Zölle, Patente und Studienerfolge entscheiden über Renditen. Wer jetzt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Halbleiterstandort Sachsen: Ansiedlung von TSMC - Silicon Saxony rechnet mit 100.000 neuen Jobs
17.09.2025

Sachsen ist Europas größter Mikroelektronik-Standort mit rund 3.600 Unternehmen und rund 83.000 Mitarbeitern. Auf der Halbleitermesse...

DWN
Politik
Politik Haushaltsdebatte im Bundestag: Erst Schlagabtausch, dann Bratwürste für den Koalitionsfrieden
17.09.2025

Merz gegen Weidel: Zum zweiten Mal treten die beiden in einer Generaldebatte gegeneinander an. Weidel wirft Merz „Symbolpolitik“ und...

DWN
Finanzen
Finanzen Berliner Testament: Ungünstige Nebenwirkungen bei größeren Vermögen – und was sonst zu beachten ist
17.09.2025

Das Berliner Testament ist in Deutschland sehr beliebt, denn es sichert den überlebenden Ehepartner ab. Allerdings hat es auch eine Reihe...